Die Kooperation mit den Studenten des Lehrstuhls für Raumkunst und Lichtinstallation der TU München sei ein Glücksfall, sagte Pfarrer Bernd Berger. "Die Entwürfe helfen uns, in Zustimmung oder Ablehnung zu ihnen unsere Ideen weiterzuentwickeln." Das Projekt ist Teil des Prozesses "Vision Auferstehung 25", der die Gemeinde für das Stadtviertel öffnen sowie neue Kooperationen mit und Zugänge zu Kirche ermöglichen soll. Die Arbeiten sind noch bis 17. Oktober in der Kirche zu sehen.

Die Ausgangslage im Westend ist ähnlich wie in anderen Münchner Gemeinden: Weniger Gemeindemitglieder, Kirchgänger und Finanzmittel stehen einem zu groß gewordenen Gotteshaus gegenüber, dessen laufende Kosten den Haushalt belasten. Ähnlich wie die Evangeliumskirche im Hasenbergl, die sich künftig die umgebaute Kirche mit der Diakonie teilt, forcieren auch die Lutheraner auf der Schwanthalerhöhe einen neuen Gemeindezuschnitt. Bereits im Sommer hat der Kirchenvorstand mit seinem neuen Pfarrer Bernd Berger deshalb den Prozess "Vision Auferstehung 25" gestartet.

Zukunftskonzept bis Ende 2019

Bis Ende 2019 soll ein inhaltliches Konzept stehen. Einige Wünsche sind schon benannt: Als Kirche im Kiez solle das denkmalgeschützte Gebäude "ein charismatisches Zentrum" für alle Menschen im Viertel werden, sagt Berger. Profiküche für kulinarische Events, Kulturveranstaltungen, Vermietung für Privatfeiern - nichts ist undenkbar.

"Diese Kirche ist eine Trutzburg, die mit aller Macht sagt: Kommt bloß nicht rein!" beschreibt der Wahl-Münchner, der Liebe wegen von Reinfeld bei Lübeck an die Isar gezogen, seinen Eindruck von dem denkmalgeschützten Backsteinbau. Das Trutzige zu öffnen und die Kirche "als geistlichen, aber auch weltlichen Raum" im Viertel zu etablieren, das sei sein Ziel. Die neun Meter langen Kirchenbänke würde er gern eintauschen gegen "mehr Raum zum Bewegen, für Gottesdienste in anderen Formen, mit der Gemeinde auf Augenhöhe".

Co-Working-Space statt eigenes Amtszimmer

Fest geplant ist die engere Zusammenarbeit mit dem Migrationszentrum des Dekanats und der Diakoniestation Westend - nicht nur inhaltlich, sondern auch räumlich. Berger denkt an Großraumbüros mit Co-Working-Space - ein eigenes Amtszimmer hält er für überflüssig. "Ich bin überzeugt, dass es etwas mit unserer Ausstrahlung als Kirche macht, wenn Menschen von Diakoniestation, Migrationszentrum und Gemeinde in den gleichen Räumen arbeiten", sagt der 61-Jährige.

Diese Räume sollen auf dem 900-Quadratmeter-Eckgrundstück hinter der Kirche entstehen, wo derzeit noch Pfarr- und Gemeindehaus aus den 1960er-Jahren stehen. Um die Baukosten zu finanzieren und die Gemeindearbeit durch dauerhafte Mieteinnahmen für die Zukunft zu sichern, sei eine Kooperation mit einer Baugenossenschaft denkbar - und neben Büroräumen auch Wohnungen.

"Wie wollen wir in Zukunft Kirche sein?"

Über allen Planungen stehe die Überschrift: "Wie wollen wir in Zukunft Kirche sein?", sagt Berger. Gemeinde sei seiner Überzeugung nach auch für die Menschen da, "die nicht mal nach uns fragen". Er selbst könne den Prozess nur anstoßen: Wenn die Bauarbeiten wie geplant 2025 begännen, sei er bereits im Ruhestand. Auch deshalb freut sich der Pfarrer über die Beteiligung der Architektur-Studenten: "Hier machen sich junge Leute Gedanken über Kirche, die oft gar nichts mehr mit ihr zu tun haben."