Ihren Kursteilnehmern rät Petra Glauber gelegentlich schon einmal, rückwärts durch die Wohnung zu laufen. Oder die Zähne mit der linken statt der rechten Hand zu putzen. Wer Dinge einmal anders macht, bleibe geistig flexibel, sagt die Gedächtnistrainerin aus Friedberg. Die gelernte Maschinenbau-Ingenieurin gibt unter anderem Trainingskurse für geistige Fitness im evangelischen Forum Annahof in Augsburg. Als Regionalleiterin für Südbayern des Bundesverbands für Gedächtnistraining (BVGT) organisiert sie nun den "Tag der geistigen Fitness" mit. Er findet bundesweit statt.

Frau Glauber, was raten Sie jemandem, der sich die Namen von Menschen, die er neu kennenlernt, nie merken kann: Hilft ihm ein gezieltes Gedächtnistraining?

Petra Glauber: Gedächtnistraining hilft jedem, weil es ein ganzheitliches Training ist. Es gibt dabei zum Beispiel Konzentrationsübungen, die für Kinder gut sind. Wir vermitteln aber auch gezielte Merkübungen für Erwachsene. Wenn Sie sich den Namen ihres Gegenübers merken wollen, dann ist es vor allem wichtig, dass Sie sich auf diese Person konzen­trieren, wenn sie Ihnen vorgestellt wird. Anschließend sollten Sie versuchen, den Namen mit etwas zu verbinden, was Sie schon kennen.

Das klingt nicht so schwer. Was ist das Ganzheitliche daran?

Glauber: Solche Merk-Strategien sind ja nur ein Teil des Gedächtnistrainings. Es gehören auch Übungen zur Kreativität, Konzentration und Koordination dazu. Es geht also nicht nur um den Kopf, sondern auch um den Körper und die Seele. Gedächtnistraining beinhaltet immer auch viel Bewegung. Gezielte Übungen fördern neue Vernetzungen der Nervenzellen im Gehirn – und das steigert die geistige Kapazität.

Was sind das für Übungen?

Glauber: Vor allem Überkreuzbewegungen – wenn Sie sich etwa mit der linken Hand ans rechte Ohr greifen und umgekehrt. Das ist einfach und stärkt die Verknüpfung von linker und rechter Gehirnhälfte. In der Gruppe macht das riesig Spaß. Das ist wichtig.

Warum?

Glauber: Wenn Sie sich etwas merken möchten, dann ist das Wichtigste, dass Sie motiviert dafür sind. Und der Spaß an einer Sache ist die beste Motivation. Nehmen Sie etwa einen zehnjährigen Schüler: Der merkt sich ganz leicht die Namen sämtlicher Spieler seiner Lieblings-Fußballmannschaft. Aber die Englisch-Vokabeln wollen einfach nicht rein in seinen Kopf – weil ihm dafür die Motivation fehlt. Das ist bei älteren Menschen nicht viel anders.

Was kann man selbst im Alltag tun, um sich geistig fit zu halten?

Glauber: Man sollte versuchen, sich gezielt Dinge zu merken. Kaufen Sie einmal ohne Einkaufszettel ein, oder nehmen Sie ihn nur mit, um am Ende zu kontrollieren, ob Sie alles haben. Und wenn Sie irgendwo warten müssen, spielen Sie für sich "Stadt, Land, Fluss". Sagen Sie sich etwa lauter Länder mit A vor. Das ist eine gute Wortfindungsübung. Und auch ihre geistige Flexibilität können Sie im Alltag einfach trainieren.

Auf welche Weise?

Glauber: Indem Sie alltägliche Dinge einmal anders machen. Man kann die üblichen Wege andersherum gehen, die Wohnungstür mit der anderen Hand aufschließen oder einmal etwas anderes kochen. Es geht letztlich darum, sich im Alltag immer wieder geistig herauszufordern. Erfüllen Sie sich am besten einen lange gehegten Traum: Lernen Sie Klavierspielen oder Tanzen. Sie werden vielleicht kein Konzertpianist oder Turniertänzer mehr werden – aber den grauen Zellen tut es sicher gut.

Schnupperkurs und Mitmachvortrag

Der Tag der geistigen Fitness am 23. September 2017 findet bundesweit in 16 Städten statt. In Bayern gibt es Veranstaltungen in Nürnberg, Regensburg, Pocking und Augsburg. Veranstaltungsort in Augsburg ist der Hollbau im Annahof. Ab 10 Uhr kann man dort ganztägig an einem Gedächtnistraining-Parcours teilnehmen. Um 11.45 Uhr und 14.45 Uhr gibt es eine Schnupperstunde zum ganzheitlichen Gedächtnistraining. Vorträge zum Thema "Fit im Kopf ein Leben lang?" finden um 10 Uhr und um 13 Uhr statt. Um 11 Uhr und um 14 Uhr gibt es einen Mitmachvortrag von Petra Glauber mit dem Titel: "Was trainiere ich mit ganzheitlichem Gedächtnistraining?"