Die Tafelschau »Echters Protestanten« werfe einen Blick auf den »bemerkenswerten konfessionellen Pragmatismus« des Gegenreformators, teilte die Hochschule mit. Auf zwölf Bild-Text-Platten im Lichthof der Neuen Uni am Sanderring werden etwa 20 Nicht-Katholiken – darunter mehrheitlich Protestanten – in seinen Diensten vorgestellt. Dabei ist Echters Name vor allem mit der Vertreibung von Evangelischen aus Unterfranken verbunden.

Das Konzept der Infotafel-Sammlung stammt vom fränkischen Kirchengeschichtler der Würzburger Universität, Prof. Wolfgang Weiß, die wissenschaftliche Bearbeitung lag bei Stefan W. Römmelt. Die Poster sind reichlich illustriert, textlich kurz gefasst und verzichten darauf, ausgreifend inhaltliche Zusammenhänge zu erläutern. Wenn es z. B. in einer knappen Charakterisierung der Echter’schen Politik heißt, er habe »ein verfeinertes Berichtswesen« eingeführt, »das die Überwachung der Amtsträger ermöglichte«, dann wird daraus nicht ausdrücklich gefolgert, eine solche Überwachung sei überhaupt erst die Grundlage für eine Beschäftigung der – immerhin doch verdächtigen – evangelischen Experten gewesen. Der Betrachter bekommt Denkanstöße.

Ausdruck der Kiliansverehrung

An anderer Stelle zitiert Römmelt die Kunstgeschichtlerin Frauke van der Wall, der evangelische Nürnberger Goldschmied Martin Rehlein habe mit dem Würzburger Reliquienschrein »den wichtigsten Ausdruck der Kiliansverehrung zur Zeit Julius Echters« geschaffen – ohne die Wertung, dass die Protestanten für Geld zu allem bereit gewesen seien, oder die Häme, dass sich die Katholiken ihr Kultgerät von »Ketzern« anfertigen ließen.

Wert gelegt wird auf die Feststellung, dass der Fürstbischof deren Konfession keineswegs tolerierte. Andererseits zeigt seine Kompromissbereitschaft, dass er keinen fundamentalistischen Eifer gegen das lutherische Bekenntnis hegte.

Prof. Wolfgang Weiß und Stefan Römmelt.
Konzept und Durchführung: Prof. Wolfgang Weiß und Stefan Römmelt.

Während die protestantischen Diplomaten und Top-Juristen spätestens 1600 ihre Posten verlassen mussten, konnten sich Künstler weitaus länger halten. Ob im Wallfahrtsort Dettelbach, in der Kirche von Rothenfels oder beim vergrößernden Wiederaufbau der abgebrannten Festung – Protestanten wie der Bildhauer Michael Kern halfen den künstlerischen Ausdruck der Echterzeit zu prägen. Das hat auch den Historiker und Literaturwissenschaftler Römmelt überrascht, »dass ein guter Teil der Echter’schen Staatsbauten maßgeblich von Protestanten mitgeprägt wurde«.

»Welches Prinzip staatlichen Handelns hat Echter wirklich bestimmt, Ratio oder Religio?«, fragt Römmelt und verweist auf Echters dichtenden calvinistischen Leibarzt Johannes Posthius, der dem frisch gewählten Fürstbischof in einem Weihegedicht empfohlen hatte, sich von der Vernunft leiten zu lassen. Für den heutigen Wissenschaftler gibt es durchaus Gründe für die Annahme, dass Echter tatsächlich die Staatsraison zuoberst gestellt und die Religion dafür instrumentalisiert habe. Hier liege jedenfalls ein »spannendes Verhältnis« vor. Festmachen lasse sich auf jeden Fall eine »bedenkliche Ambivalenz in Echters Verhalten. Er hat die Protestanten erst benutzt und dann rausgeschmissen«, sagt Römmelt.

Ausstellung

Diskutieren lässt sich darüber zum Beispiel bei halbstündigen Führungen mit dem Ausstellungsmacher. Erweiterte Texte der Tafeln liegen als Broschüre zum Mitnehmen aus. Falls vergriffen, sind sie evtl. bei der Professur für fränkische Kirchengeschichte, Räume 306 bis 308, erhältlich.

Sanderring 2, Besuchszeiten bis 31. Oktober 2017: Mo-Fr 10-19 Uhr, Sa 10-17 Uhr. Führungen 24. Juli, 4., 14., 25. August, 4., 15., 25. September, 6., 16. und 27. Oktober, je 17.30 Uhr. Weitere Buchungen: uniarchiv@uni-wuerzburg.de