Mitten im Corona-Lockdown hat die evangelische Kirche an Ostern laut Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm über mediale Formate rund zehn Millionen Menschen mit ihren Gottesdiensten erreicht. Dies sei "mehr als je zuvor in den vergangenen Jahren", sagte Bedford-Strohm im "vbw-Unternehmermagazin"  in München.

Gelungen sei dies auch dank der "blitzschnell" eingeführten neuen Formate der Kontaktaufnahme und der gottesdienstlichen Gemeinschaft. Die meisten Menschen seien über Fernsehen oder Radio erreicht worden, viele aber auch in digitalen Angeboten.

Corona-Krise: Größte Herausforderung der letzten Jahrzehnte

Die Corona-Krise war und ist dem Theologen zufolge eine der größten Herausforderungen der letzten Jahrzehnte. Nun gelte es, die Erfahrungen auszuwerten und das Beste zu behalten. Wie die Kirchen mit der Krise umgegangen sind, was gut gelaufen ist und was besser hätte laufen können, "wird man erst im Rückblick abschließend beurteilen können", sagte Bedford-Strohm, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.

Ob sich die Präsenz der Kirche in der Corona-Zeit auf die Mitgliederzahlen auswirke, könne er noch nicht sagen, so Bedford-Strohm. Das Mitgliedschaftsverhalten habe neben den konkreten Erfahrungen der Menschen in ihrer Kirchengemeinde auch mit gesellschaftlichen Megatrends zu tun.

Menschen seien aus Freiheit Mitglieder von Kirchen 

"Die Demografie können wir nicht beeinflussen, gesellschaftliche Megatrends nur schwer", sagte er. Dass heute weniger Eltern ihren Kindern vor dem Einschlafen aus der Kinderbibel vorlesen oder mit ihnen beten, könne auch mit den besten Materialien nur begrenzt geändert werden.

Mitglied der Kirche seien die Menschen heutzutage nicht mehr aus Konvention, sondern aus Freiheit. Also sei es Aufgabe der Kirche, deutlich zu machen, "warum auch in einer pluralistischen Gesellschaft mit vielen Angeboten gerade der christliche Glaube eine wunderbare Grundlage für ein erfülltes Leben ist", sagte Bedford-Strohm: "Dabei geben wir uns große Mühe." Ob es allerdings gelinge, liege "nicht in unserer, sondern in der Hand Gottes": "Das macht Hoffnung."

Heinrich Bedford-Strohm

Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern
Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

Heinrich Bedford-Strohm ist seit 2011 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) und war von 2014 bis 2021 Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Bedford-Strohm wurde 1960 in Memmingen geboren. Er studierte Theologie in Erlangen, Heidelberg und Berkeley (USA) und promovierte anschließend. Als Professor lehrte und lehrt er an verschiedenen Universitäten, u.a. in Gießen, Bamberg, New York (USA) und Stellenbosch (Südafrika). Sein Vikariat absolvierte er in einer Kirchengemeinde in Heddesheim, als Pfarrer war er in Coburg tätig.