"Ich finde es total gemütlich. Und ich schlafe besser als zu Hause, weil ich hier früher ins Bett gehe. Zu kalt ist mir nicht, zu Hause schlafe ich auch bei offenem Fenster", sagt Niko, die gerne die Nachtschicht übernimmt. Seit etwas mehr als 150 Tagen setzen sich Klimaschützer mit einer Dauermahnwache am zentralen Sebalder Platz für mehr Klimagerechtigkeit in Nürnberg ein.

Organisiert wird das Klimacamp vom Aktionsbündnis "Nürnberg For Future", dem mittlerweile 24 Organisationen angehören. Zu den zentralen zwölf Forderungen des Bündnisses gehören ein sofortiger Ausbaustopp des Frankenschnellwegs, Klimaneutralität der kommunalen Einrichtungen und Eigenbetriebe bis 2030 sowie eine autofreie Innenstadt. Dafür setzen sich die Aktivisten Tag und Nacht ein.

Klimacamp in Nürnberg

Um als Dauermahnwache bestehen zu bleiben, müssen im Klimacamp immer mindestens zwei Personen anwesend sein - auch nachts. Organisiert wird dies mithilfe eines Zwei-Stunden-Schichtplans. Zu den Aufgaben im Winter gehören regelmäßiges Schneeräumen und Enteisen, Geschirrspülen und Wasserholen. Die Nachtschicht geht von 23 bis 7 Uhr.

Das Klimacafe
Das Klimacafe. Aufgrund der Corona-Kontaktbeschränkungen dürfen sich derzeit maximal vier Personen gleichzeitig im Klimacamp aufhalten, es finden keine Veranstaltungen statt.

Für die Aktivisten gibt es Zelte mit bunt zusammengewürfelten Sesseln und Sofas, Decken, Schlafsäcken und Strom aus der Nachbarschaft sowie aus der eigenen Solarzelle. So ist das Camp auch nachts beleuchtet und es können Wasserkocher für Wärmflaschen und Tee betrieben werden.

Hin und wieder bringen Anwohner etwas zu Essen vorbei. Am Eingang des Camps steht, wie viele Tage es schon besteht.

"Da wird einem erst mal klar, was für eine Leistung das ist, so viele Tage nonstop zu besetzen", sagt Niko stolz.

Wie viele Tage noch dazukommen werden, ist ungewiss. Das Motto des Camps lautet "Wir bleiben, bis ihr handelt". Für Roland, der ebenfalls häufig Schichten übernimmt, ist noch kein Ende in Sicht. "Ich werde bleiben, solange es nötig ist. Angemeldet ist das Camp im Moment bis zum 28. Februar, wir können aber verlängern. Ich möchte auf alle Fälle am 3. März das halbe Jahr vollmachen."

Protest gegen Umweltpolitik

Aber sie sind ja nicht wegen der Zahlen hier. "Sondern um das Rathaus ein bisschen unter Druck zu setzen und zu erinnern, dass sie ihren Aussagen zum 1,5 Grad-Ziel und CO2-Budget nachkommen müssen", sagt Roland. Pressesprecher Erik Stenzel geht sogar noch einen Schritt weiter:

"Ich gehe davon aus, dass wir noch ein paar Jahre weitermachen müssen, bis wirklich etwas vorangeht. So zeigen wir, dass wir es ernst meinen."

Aufgrund der Kontaktbeschränkungen dürfen sich derzeit maximal vier Personen gleichzeitig im Klimacamp aufhalten, es finden keine Veranstaltungen statt. Viele gemeinsame Aktionen haben sich daher ins Netz verlagert. Es gibt ein Cyber-Plenum und digitale Gesprächskreise.

Im Bild: Der Infostand des Klimacamps
Im Bild: Der Infostand des Klimacamps

Der Infostand des Camps ist dennoch durchgehend besetzt und große Plakate informieren Passanten über die Anliegen. "Wir sind eine offene Anlaufstelle für alle, die Interesse haben. Und die, die schon mitmachen, können sich einfach weiter engagieren. Wir wollen die Leute dauerhaft mobilisieren", sagt Erik Stenzel.

Im Rathaus finden ihre Anliegen durchaus Gehör, doch den meisten Aktivisten mahlen die politischen Mühlen zu langsam. Zudem nimmt die Coronakrise im Moment viel Aufmerksamkeit für sich ein. Auch das sieht Erik Stenzel als Grund, noch deutlich länger zu bleiben.

"Wir müssen nach und nach einen Druck von der Straße aufbauen. Entweder durch Bürgerbegehren zu unseren Themen oder durch noch mehr Gespräche mit den Politikerinnen und Politikern. Für mich ist das Klimacamp im Moment der Treibstoff für die Klimabewegung in Nürnberg."