Die Bedeutung von Qualitätsjournalismus hat der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm betont. Die Welt brauche Journalisten, die ihr Handwerk "mit Professionalität und Herzblut ausüben" , sagte er bei seinem Medienempfang im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Journalisten wiederum brauchten Verleger und Konsumenten, die Wert auf hochwertigen Journalismus legten, erklärte Bedford-Strohm, der auch EKD-Ratsvorsitzender ist.

Es sei heute mehr denn je Aufgabe des Journalismus, eine Fülle an Informationen einzuordnen und zu bewerten, "wenn wir nicht in einzelne Vorstellungswelten zerfallen wollen". Journalismus habe ebenso wie die Kirche eine zentrale Rolle, das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft auszutarieren. Ein demokratisches und solidarisches Gemeinwesen brauche Beziehungsgeflechte und gemeinsame Grundorientierungen.

Dramatische Beschleunigung im Journalismus verhindert kritische Einordnung

Kritisch sieht der Ratsvorsitzende aber eine "dramatische Beschleunigung" in den Medien und einen Zwang "immer schneller, plakativer, immer skandalisierender und personalisierter" zu werden. "Eine solide kritische Einordnung und weiterführende Analyse braucht Zeit und Abstand", sagte Bedford-Strohm. Er hob auch die Bedeutung eines unabhängigen Journalismus "angesichts einer Entwicklung, bei der in den Medien die Grenzen zwischen Journalismus und PR immer fließender werden".

Regionalbischöfin Breit-Keßler beim Medienpreis in Nürnberg

Welche Werte auf dem Weg zur einer angestrebten "Gesellschaft 4.0" nicht auf der Strecke bleiben dürften, sollte der Medienpreis der evangelischen Landeskirche unter dem Motto "Europa 4.0 - Auf dem Weg zu einem neuen Miteinander" deutlich machen, sagte die Ständige Vertreterin des Landesbischofs, Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler. Sie hielt die Laudatio auf die Preisträger, Journalisten der Zeit, der Süddeutschen Zeitung und der Allgäuer Zeitung.

Journalisten müssen sich für Zivilgesellschaft engagieren

Breit-Keßler unterstrich die Bedeutung eines Engagements für die Zivilgesellschaft, "für Schwache und Flüchtlinge, die Heimat brauchen". Es sei wichtig, "Menschen zu ermutigen, sich für ein gerechtes, friedliches Europa und eine ebensolche Welt einzusetzen". Nicht die sich abzeichnende "vierte industrielle Revolution" bringe Europa in einen neuen Zustand, sondern neue Modelle an Gemeinsinn und Solidarität, erklärte Breit-Keßler in ihrer Laudatio auf die Preisträger.

Landesbischof Heinrich Bedford Strohm und Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler mit dem Preisträger Gero von Randow (m.) von der "Zeit".
Landesbischof Heinrich Bedford Strohm und Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler mit dem Preisträger Gero von Randow (m.) von der "Zeit".

In der Sparte "Magazin" ging der mit 2500 Euro dotierte Preis an Mohamed Amjahid und Gero von Randow für ihren in der Zeit erschienenen Beitrag "Sehnsucht ohne Ort? Von wegen!". Die Autoren machten deutlich, dass es in Europa Utopien brauche, "wenn es hapert am Miteinander, eine soziale Gesellschaftsordnung hergestellt und Menschen neu beschützt werden müssen", sagte Breit-Keßler als Vorsitzende der Jury. Die Artikel von Amjahid und von Randow seien "intellektueller und sprachlicher Genuss".

Landesbischof Heinrich Bedford Strohm und Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler mit der Preisträgerin Ann-Kathrin Eckardt (m.) von der Süddeutschen Zeitung.
Landesbischof Heinrich Bedford Strohm und Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler mit der Preisträgerin Ann-Kathrin Eckardt (m.) von der Süddeutschen Zeitung.

Reporterin Ann-Kathrin Eckardt erhält Medienpreis

Ebenfalls einen mit 2500 Euro dotierten Preis erhielt Ann-Kathrin Eckardt für ihre "Gute Menschen", die in Süddeutschen Zeitung erschienen ist. Darin beschreibt sie die Höhen und Tiefen ihres persönlichen Engagements für Flüchtlinge. Die Regionalbischöfin dankte Ann-Kathrin Eckardt für "Anschaulichkeit, Selbstironie, Offenheit und Mut" in ihrem Text, der deutlich mache "dass es einfach keine menschliche und vernünftige Alternative zur Humanität gibt".

Sonderpreis für die Europa-Artikelserie in der Allgäuer Zeitung

Einen Sonderpreis in Höhe von 1500 Euro sprach die Jury der Allgäuer Zeitung für eine Artikel-Serie zu Europa zu. Dieser Sonderpreis wurde gestiftet vom Evangelischen Presseverband für Bayern (EPV) und Regionalbischöfin Breit-Keßler. Das Autorenteam habe bodenständig, praktisch am Alltag orientiert dargestellt, was Europa für Menschen im Allgäu bedeute.

Landesbischof Heinrich Bedford Strohm und Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler mit drei Preisträgern (m.) von der Allgäuer Zeitung, die mit einem Sonder-Preis ausgezeichnet wurde.
Landesbischof Heinrich Bedford Strohm und Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler mit drei Preisträgern (m.) von der Allgäuer Zeitung, die mit einem Sonder-Preis ausgezeichnet wurde.

Medienpreis der bayerischen Landeskirche

Der Medienpreis der Landeskirche wurde 2017 bereits zum sechsten Mal verliehen. Die Auszeichnung soll die Bedeutung seriöser Medien und des Qualitätsjournalismus für die demokratische Gesellschaft unterstreichen, heißt es in einer Mitteilung der Landeskirche. Alle Informationen zur Ausschreibung gibt es hier: Medienpreis 2017 zum Thema Hoffnung.

Weitere Auszeichnungen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

Heinrich Bedford-Strohm

Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern
Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

Heinrich Bedford-Strohm ist seit 2011 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) und war von 2014 bis 2021 Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Bedford-Strohm wurde 1960 in Memmingen geboren. Er studierte Theologie in Erlangen, Heidelberg und Berkeley (USA) und promovierte anschließend. Als Professor lehrte und lehrt er an verschiedenen Universitäten, u.a. in Gießen, Bamberg, New York (USA) und Stellenbosch (Südafrika). Sein Vikariat absolvierte er in einer Kirchengemeinde in Heddesheim, als Pfarrer war er in Coburg tätig.