„Es tut mir gut, eine klare Abgrenzung zwischen meinem Privatleben und meinem öffentlichen Auftreten zu ziehen“, das sagte die Influencerin Lina Kottutz auf den Lokalrundfunktagen am 03.07.2018 in Nürnberg bei dem Panel „Digitales Ego – zwischen Sein und Schein“. Dabei habe Sie festgestellt, dass durch ihr authentisches Auftreten durchaus junge Nutzerinnen mit ihren privaten Fragen etwa bei Beziehungsproblemen auf sie zukämen und Antworten erhofften. „Für diese Nutzerinnen bin ich so etwas wie eine große Schwester, die einem durchs Leben hilft“, sagte Kottutz. Aus der inzwischen eingestellten RTL II YOU, „Mjunik“-TV-Serie mit weiteren Influencerinnen sei sie vorzeitig ausgestiegen, weil der Sender „mit der Zeit immer mehr Vorgaben“ gemacht habe. „Das war nicht mehr ich, es war mir aber wichtig, immer noch ich selbst bleiben zu können“, sagte Kottutz. Auf die Frage, warum sie mit ihren Themen Mode, Lifestyle, Sport und Reisen hauptsächlich die schönen Momente im Leben abbilde, antwortete Kottutz: „Dafür macht man das - dass Leute sagen, du hast mir den Tag verschönt.“ Privat nutze sie Angebote im Social Media-Bereich eher selten.

„Ich finde es nervig, wenn Leute ständig mit ihrem Smartphone beschäftigt sind, statt mit den Menschen, mit denen sie gerade zusammen sind, direkt zu reden“

Kirche muss Servicegedanken neu beleben

Der Pfarrer für digitale Medien in der Bayerischen Landeskirche, Christoph Breit, rief seine eigene Kirche dazu auf, den Servicegedanken für die Menschen neu zu beleben. „Schon jetzt werden uns viele Fragen gar nicht mehr gestellt, weil die Pfarrer keine Zeit für persönliche Begegnungen haben“, monierte Breit. Hier könne die Digitalisierung eine echte Hilfe sein. Kirche solle daher

„einfach mal loslegen statt nur über digitale Medien zu diskutieren“

Dabei verwies Breit auf einige Pfarrer und junge Theologen, die es „sehr wohl“ verstünden, sich als Ansprechpartner in den sozialen Netzwerken zu präsentieren. Breit plädierte dafür, Social Media-Plattformen als Kirche nicht zu ignorieren sondern stattdessen deren Kommunikationsmöglichkeiten zu nutzen. „Wenn sich Männer zwischen 20 und 40 bei uns mit Seelsorgefragen per WhatsApp melden, versündigen wir uns, wenn wir das ignorieren und WhatsApp wegen unserer eigenen Bedenken nicht nutzen“, so Breit. „Statt Liedblätter auf Papier zu kopieren“ solle ein Pfarrer lieber die elektronischen Verbreitungsmöglichkeiten nutzen und „die freien Kapazitäten für seine eigentlichen Seelsorge-Aufgaben einsetzen“, so Breit.

Social Media hilft auch gegen Einsamkeit

Der Medienunternehmer Magnus Kalkuhl warnte ebenfalls davor, die sozialen Netzwerke pauschal in Frage zu stellen. „Social Media hilft auch, dass wir uns nicht alleine fühlen“, gab Kalkuhl zu bedenken. Er selbst bezeichne sich als „paranoid von Berufs wegen“. Weil er von frühester Jugend an die elektronischen Medien genutzt habe, ruhe nunmehr sein ganzes Leben auf Festplatte. „Was geschieht mit diesen Daten“ fragte Kalkuhl. Angesichts des Internets der Dinge, das bereits Realität sei, sei es dringend erforderlich, die „Diskussion schnell voran zu bringen, bevor wir von den Dingen überholt werden“, warnte Kalkuhl. Sonst könne es passieren, „dass Dinge und Maschinen das gesamte Leben übernehmen“, und der Menschen am Ende „zum Haustier seines Kühlschranks degradiert“ werde, „der ihm eine Wurst zuwirft, damit er etwas zu tun hat.“

„Wir alle sind längst zu digitalen Nerds geworden, ohne es je gewollt zu haben“

Das Panel ging unter dem Thema "Mein digitales Ego" der Frage nach, wie sich vor dem Hintergrund, dass rund 30 Millionen Menschen in Deutschland einen Facebook-Account haben, die Digitalisierung auf das Leben jedes einzelnen und der gesamten Gesellschaft auswirkt.