"Immer diese Zwinglis" heißt der neue Animationsfilm, der Wesen und Wirken des Reformators schwungvoll, informativ und mit einem Augenzwinkern in Szene setzt. Dem Kurzfilm steht der im Jahr 2011 entstandene Zwingli-Comic "Mit vollem Einsatz" Pate, der das Leben Huldrych Zwinglis auf gut 30 Seiten in zahlreichen Sprechblasen erzählt. Hinter dieser pfiffigen Form eines landeskirchlichen Lehrmittels für die Mittel- und Oberstufe stehen Dorothea Meyer-Liedholz, Verantwortliche für die kirchlichen Lehrmittel, und die Zürcher Illustratorin Kati Rickenbach.

Im Herbst 2014, als das Reformationsjahr näher rückte, entschieden sich die Beiden, Zwingli Beine zu machen und die Geschichte des Reformators als Animationsfilm einem jüngeren und jung gebliebenen Publikum vorzustellen. Mit Franziska Meyer konnte eine begeisterte Trickfilmerin als Produzentin und Co-Regisseurin gewonnen werden.

Filmprojekt aus Idee zu Zwingli

Aus der Idee wurde ein umfassendes Projekt, das zeitlich und finanziell erhebliche Investitionen erforderte, wie Dorothea Meyer-Liedholz berichtet. Sie koordiniert das Filmprojekt im Auftrag der Landeskirche. "Das Vorhaben begleitet mich nun schon mehr als drei Jahre, in denen ich viel Spannendes gelernt habe", sagt sie. Zwar gefiel dem "Verein 500 Jahre Zürcher Reformation" der geplante Animationsfilm so gut, dass er ihn mit einem grosszügigen Beitrag unterstützte. Doch mussten zusätzlich weitere Drittmittel gefunden werden.

Diese Suche gestaltete sich aufwendig, längere Zeit blieb die Finanzierung in der Schwebe. Im Herbst 2017 waren die benötigten Gelder schliesslich beisammen. Auch das Schweizer Fernsehen SRF gehört zu den Geldgebern; es wird den Film im August 2018 ausstrahlen. Nun war der Weg frei für die Produktion.

Rasch wurde klar, dass die Film-Story einen neuen Zugang zur Geschichte Zwinglis braucht. Während im Comic Nebenhandlungen in aller Ruhe angeschaut werden können, muss eine filmische Erzählung linear geführt werden und erlaubt nur begrenzt Nebenstränge. Zunächst entstand ein 80-seitiges "Storyboard", eine Art Bildergeschichte, aus der das "Animatic", eine Grobskizze des Films, hergestellt wurde.

Nachdem die Dialoge geschrieben waren, ging es ins Tonstudio, um mit den Sprecherinnen und Sprechern die Tonspur aufzunehmen. Kati Rickenbach und Franziska Meyer entschieden sich, für die Ebene der Zwingli-Kinder und für die Rückblenden je unterschiedliche Animationstechniken zu verwenden, den klassischen Zeichentrick beziehungsweise den digitalen Cut-Out.

Kleiner Film mit großen Zielen

Dorothea Meyer-Liedholz traf das Filmteam monatlich, um den Fortgang der Arbeiten zu diskutieren. Im Mai werden die Arbeiten am Film abgeschlossen sein, darauf folgen die Synchronisierungen in Englisch und Französisch. Die Filmpremiere wird am 21. Juni im Kulturhaus Helferei nahe beim Grossmünster stattfinden. Die Vorfreude auf den Event ist gross. Danach wird der Film kostenlos im Internet verfügbar sein. Da öffentlich finanziert, soll der Animationsfilm niederschwellig Zugang eröffnen zu einer Zeit grosser gesellschaftlicher Umwälzungen im Zürich des 16. Jahrhunderts.

Angesprochen werden auch Themen wie die von Zwingli initiierte Bildung armer Kinder, die Behandlung Andersgläubiger und der Umgang mit Geboten und Freiheiten. Der kleine Film strebt grosse Ziele an. Er will theologisches Wissen unterhaltsam vermitteln, die Bedeutung der Zürcher Reformation ökumenisch verträglich darlegen, kritische Anknüpfungspunkte nicht aussparen, ein junges Publikum ansprechen und nicht zuletzt Touristinnen und Touristen begeistern. Zudem soll der Film zum Nachdenken anregen und zeigen, was soziale Verantwortung bedeutet und was es bewirken kann, mutig zu seiner Meinung zu stehen.

Zürcher Atelier Strapazin

15.000 Einzelbilder, 12 Bilder für jede Sekunde des Zwingli-Films. Wochen-, ja, monatelang hat ein Team aus Illustratorin, Animatoren und Animatorinnen und Trickfilmexperten gezeichnet, animiert, koloriert, geschnitten und gekürzt. "Es war eine riesige Arbeit", sagt Kati Rickenbach.

Ob sie einen Bezug zu Zwingli bekommen hat? Sie lacht: "Wenn man Zwingli 15.000 Mal zeichnet, wird er wie zu einem alten Bekannten. Man erkennt ihn überall und freut sich, ihn in der Presse zu entdecken." Ein Januartag im grossräumigen Atelier Strapazin in der Eglistrasse in Zürich. Einer von unzähligen Tagen, an denen sich gleich mehrere Künstlerinnen und Künstler intensiv mit Zwingli befassen.

Am Fenster in der Mitte sitzt ein junger Animator, der mit einem spezifischen Computerprogramm eine Figur in Bewegung bringt, dort zeichnet eine Mitarbeiterin am Bildschirm eine Kopfform viermal nach, um eine Vibration zu erzeugen. In Kati Rickenbachs Ecke blickt ein grossformatiger Zwingli ernsthaft vom Bildschirm. Bereits seit 2010 hat sich die Illustratorin mit dem Zürcher Reformator befasst.

Der Zwingli-Comic hat ihr Glück gebracht, wurde er doch bereits über 8.000 Mal verkauft. Für den Animationsfilm geht sie neue Wege. Von Anfang an habe sie die filmische Umsetzung begeistert, sagt Kati Rickenbach. Es sei spannend, wenn die gezeichneten Figuren sich bewegen und zu sprechen beginnen. Das Storyboard enthielt bereits viele visuelle Ideen, trotzdem galt es zu fragen: Wie erzähle ich es filmisch? Rasch habe sie erkannt, dass ihre Ideen zur Geschichte einen 90-minütigen Film ergeben hätte.

"Nun hiess es kürzen, kürzen, kürzen. Eine aufwendige Beschäftigung", schmunzelt sie. Mit der Trickfilmerin Franziska Meyer an der Seite seien sie begeistert am Werk. "Wir arbeiten mit Leidenschaft - das passt doch gut zu Zwingli", sagt Kati Rickenbach. Die Filmsequenzen des Animatic hat Kati Rickenbach Szene für Szene ausgearbeitet. Zuerst zeichnet sie die Szene detailliert auf Papier, scannt sie ein und fügt sie zu fixen Bildern, den so genannten Key Frames, zusammen.

Damit definiert sie die wichtigsten Posen der Protagonisten und legt fest, wie Zwingli steht, guckt und sich bewegt. Darauf bespricht sie sich mit den Animatorinnen und Animatoren. Diese zeichnen am Computer die Filmfiguren nach und animieren sie: sie bringen sie in Bewegung, geben ihnen bedeutungsvolle Gesten und passende Mimiken und kolorieren die Szenen. Da wird ein Bub zum Bengel, hier erhält ein Gesicht einen ängstlichen Ausdruck. Die Linien der Figuren werden mehrfach nachgezeichnet, damit sie lebendiger wirken.

Alle Fäden des Filmprojekts laufen bei der Produzentin Franziska Meyer zusammen. Sie koordiniert Design, Sound, Ton, Animationen und arbeitet am Schnitt. Zum hochkarätigen Team gehört auch die mehrfach prämierte Trickfilmerin Anete Melece. Das künstlerisch hohe Niveau des Teams ermöglicht es, Zwinglis Geschichte ansprechend im Film umzusetzen. Dies sei gar nicht einfach, so die Künstlerinnen: "Die Geschichte muss auf erzählerischer und unterhaltsamer Ebene funktionieren."

Man spürt, in die Bewegtbilder rund um Zwinglis Wirken ist viel Leidenschaft geflossen. Dies bestätigen die Macherinnen: "Es ist uns wichtig, Geschichte und Anliegen Zwinglis spannend zu erzählen und die Gratwanderung zwischen humorvoller Unterhaltung und Wissensvermittlung zu schaffen." Das ist ihnen zweifelsohne gelungen.

Tipp: Immer diese Zwinglis!

Immer diese Zwinglis!, Animationsfilm, 10 Minuten.
Story, Design, Regie: Kati Rickenbach.
Produktion und Co-Regie: Franziska Meyer, Brunner&Meyer.

Zum Animationsfilm ist eine Arbeitshilfe mit Bausteinen für den Unterricht in Schule und Kirche entstanden: Immer diese Zwinglis!, Eva Ebel/Dorothea Meyer-Liedholz (Hrsg.), Arbeitshilfe zum Animationsfilm mit sieben Bausteinen für Schule und Kirche. Mit DVD. Theologischer Verlag Zürich, Zürich 2018. Fr. 28.00.

www.immerdiesezwinglis.ch