Wenn Pfarrer Benjamin Schimmel oder einer seiner erfahrenen Ehrenamtlichen Kirchenführungen machen, dann lassen sie einfach die Bilder sprechen: Wer den Blick über das Deckengewölbe und die Wände der Johanneskirche schweifen lässt, der sieht Darstellungen, die heutzutage Kirchen-pädagogisch wären.

Man erkennt Petrus, die zwölf Apostel, zudem Margareta und Dorothea als Vertreterinnen der 14 Nothelfer. Dazu mischen sich Darstellungen des römisch-deutschen Kaisers Heinrich II. und eines Bischofs, des Heiligen Laurentius und Hieronymus oder die vier jungfräulichen Märtyrinnen der frühen Kirche. Zwischendrin und überall: Sterne.

"Unsere Kirche stellt den Himmel auf Erden dar", sagt Schimmel - und meint das nicht einmal verklärend. Obwohl bei ihrer Freilegung 1948 stark in Mitleidenschaft gezogen und anschließend übermalt, lassen die Wandmalereien noch das ursprüngliche Bildprogramm erkennen. In der unteren Wandzone stehen Apostel einzeln oder paarweise, daneben Heilige, Maria mit Kind und Christus.

Johanneskirche in Nürnberg: Eibacher Wandgemälde wurden vor 70 Jahren freigelegt

"Die unteren Figurenpartien wurden durch die später eingefügten Wandnischen und den erneuerten Putz teilweise zerstört", erklärt Rüdiger Scholz, zuständig für Kunst und Inventarisation in der bayerischen evangelischen Landeskirche. Darüber sehe man in den geschlossenen Wandfeldern Heilige und ein Jüngstes Gericht, im südlichen halben Chorjoch den großen Christophorus, dessen Anrufung vor unvorhergesehenem Tod schützen sollte. An der Chordecke im Scheitel thront Christus als Weltenrichter, umgeben von ursprünglich wohl neun Engelchören. Die Ornamente auf den Gewölberippen sind modern erneuert.

Die Wandgemälde im Chor der Eibacher Johanneskirche in Nürnberg stellten "einen einzigartigen Eindruck eines komplett und einheitlich ausgemalten Sakralraums zu Beginn des 15. Jahrhunderts" dar, sagt Scholz.

Die Eibacher Wandgemälde wurden seit ihrer Freilegung vor rund 70 Jahren nicht mehr restauriert. Zum 675-jähriges Jubiläum ihrer Kirche, die seit 1525 protestantisch ist, beschlossen die Kirchenvorstände, nun endlich Nägel mit Köpfen bei der Restaurierung der Kirche zu machen.

Nun ist sie seit vielen Wochen geschlossen - nicht wegen Corona, sondern wegen der Innensanierung. Auch die Heizungs- und Lichttechnik soll technisch auf den neuesten Stand gebracht werden. Gottesdienst gefeiert wird seitdem in der nur wenige hundert Meter entfernten katholischen Kirche St. Walburga.

Ein farbenfrohes Aha-Erlebnis: die Eibacher Wandgemälde

Seit Anfang April sind nun Restaurator Eberhard Holter und sein Team im Einsatz; sie wollen die irgendwann übertünchten und erst 1948 wieder freigelegten Malereien unbekannter Künstler nach vielen Jahrhunderten wieder farbenfroh ihre Geschichte erzählen lassen. Mithilfe eines Lasers wurden Staub, Ruß und Putzreste aus Jahrhunderten fein säuberlich von den Darstellungen abgetragen. Die Eibacher werden ein farbenfrohes Aha-Erlebnis haben, wenn sie ihre Kirche bald wieder betreten können.

Doch den Restauratoren geht es nicht nur um das Auffrischen der Wandkunst. Sie ertüchtigen das alte Mauerwerk in mühevoller Kleinarbeit von innen. Mit verschieden großen Spritzen wird an manchen Stellen ein kleines Loch gebohrt und anschließend flüssiger Spezialputz eingefüllt, der Hohlräume verschließen soll. Um diese Räume zu finden, verlassen sich die Handwerker ganz auf ihr Ohr und klopfen die Decken und Mauern Millimeter um Millimeter ab. Der Kirchenraum und die hinterfüllten Stellen werden exakt kartiert.

Sanierung der Johanneskirche kostet rund 650.000 Euro

Rund 650.000 Euro soll die Sanierung der Kirche insgesamt kosten. Ein großer Teil wird durch Zuschüsse der Landeskirche, des Dekanats Nürnberg und des Bezirks Mittelfranken gedeckt, etwa 350.000 Euro muss die Kirchengemeinde aber selbst berappen. "Es wurden seit vielen Jahren schon immer wieder Gelder in den Gemeindehaushalt eingestellt. Aber ohne Spenden werden wir es nicht hinkriegen", meint Pfarrer Schimmel.

Eigentlich wären die Erlöse vom Gemeindefest, das traditionell am Wochenende des Johanni-Tages (24. Juni) gefeiert wird, für die Kirchenrenovierung genutzt worden. Corona macht dem einen Strich durch die Rechnung. Aber Schimmel ist zuversichtlich, dass die erhoffte Spendensumme im Lauf des Jahres noch zusammenkommt.