Richtig Glück muss haben, wer in diesen Zeiten eine bezahlbare Wohnung in einer Großstadt sucht. Private Vermieter wollen solvente Mieter, alleinerziehende Mütter kommen meist nicht zum Zug. Die Wartelisten bei den gemeinnützigen Wohnungsbauunternehmen sind lang. Elvira H. hat sich mit ihrer zweijährigen Tochter auf ungezählte Wohnungen beworben und ist nie genommen worden.

Genauso wie auch die zweifache Mutter Faith K., die Migrantin ist und noch nicht gut Deutsch spricht.

Das bestehende Wohnungsangebot kann die Nachfrage "nur bedingt befriedigen", sagt Manfred Kahler, Abteilungsleiter im Amt für Existenzsicherung und soziale Integration bei der Stadt Nürnberg. Wer Sozialhilfe beziehe, eine große Familie oder einen Schufa-Eintrag habe, werde kaum Erfolg haben.

Dazu komme, dass die Bewerber und Bewerberinnen flexibel bei Lage, Ausstattung und Preis der Wohnung sein müssten, meint Kahler.

Nürnberger Projekt WinGS

Flexibel sein - das rät auch Annette Roß ihren Klientinnen. Sie ist Ansprechpartnerin im Nürnberger Projekt WinGS (Wegbegleitung in nachbarschaftliche Gemeinschaft und Selbstständigkeit) für alleinerziehende Frauen und Männer, die wohnungslos sind oder bald aus ihrer Wohnung, ihrem Pensionszimmer oder aus einer Übergangseinrichtung raus müssen.

Das Projekt der Rummelsberger Diakonie, das von der Aktion Mensch und der bayerischen evangelischen Landeskirche finanziert wird, ist gerade um drei Jahre verlängert worden. In den vergangenen drei Jahren sind 124 Hilfesuchende beraten worden, vier von ihnen waren Männer, berichtet Roß.

Meist sind die Frauen wegen einer Trennung seelisch belastet und sie hätten finanzielle Sorgen, erklärt die Sozialpädagogin. Die eigene Zukunft und die der Kinder könnten sie entspannter angehen, wenn sie wieder eine eigene Wohnung haben.

"Wenn das geregelt ist, müssen die Kinder keine Angst haben, dass sie morgen wieder woanders sein müssen und ihre Freunde verlieren."

Dann könne sich die Mutter darum kümmern, einen Abschluss zu machen oder eventuell eine abgebrochene Berufsausbildung wieder aufzunehmen.

Unterstützung für Alleinerziehende

Wer sich an WinGS wendet, bekommt ganz persönliche Beratung von Annette Ross und ihren ehrenamtlichen Unterstützern. Sie bereiten die Klientinnen auf einen Wohnungsbesichtigungstermin vor, erklären Migrantinnen die Geheimnisse der Mülltrennung und der Hausordnung. Denn Müll und Lärm seien die häufigsten Gründe, wenn Streit im Mietshaus herrscht, sagt Annette Roß.

Daher bietet sie den Frauen Schulungen zum Thema Wohnen an. Sie zeigt ihnen für den "Mietführerschein", wie man eine Bewerbungsmappe für den Vermieter zusammenstellt, sagt ihnen aber auch, was Augenkontakt bei der Besichtigung mit dem Erfolg zu tun hat. Manche Frau hat Roß in eine angebotene Wohnung begleitet.

"Das hat mir den Rücken gestärkt, hat mir gerade eine Frau gesagt", erzählt sie.

Nach einem Umzug in ein neues Heim müssen die Frauen - und die wenigen Männern - den Alltag und ihre Pläne nicht ganz allein meistern. Ehrenamtliche Begleiter bleiben ihnen erhalten, zeigen, wie man einen Wohnberechtigungsschein bekommt, erklären Feinheiten des Mietvertrags, sagen was im Jobcenter zu tun ist, wie man sich ummeldet oder den Schulwechsel organisiert.

Bevormundet würden sich die Klientinnen nicht vorkommen, sagt Roß, "das Angebot ist ja freiwillig". Aber sie hat gesehen, dass vor allem Migrantinnen dankbar für die Hilfe sind, "für die fast alles neu ist".