"Die Menschen waren und sind in überwältigender Weise solidarisch füreinander und nehmen wirklich etwas auf sich", sagte die Direktorin des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin der Technischen Universität München im Gespräch mit dem Sonntagsblatt.

Solidarische Ressourcen

Die Wirtschaft leide, Arbeitnehmer bangten um ihre Jobs, und Familien befänden sich wegen Kinderbetreuung und Beruf im belastenden Dauerspagat, nannte Buyx einige Beispiele.

Und dennoch stehe immer noch ein Großteil der Menschen hinter den Corona-Beschränkungen und unterstütze den Weg der schrittweisen, vorsichtigen Lockerungen. Sie glaube daher, dass sich Deutschland auf einem guten Weg befinde, sorgsam mit den solidarischen Ressourcen umzugehen.

Ethikrat zu Corona-Entscheidungen

Bereits im März habe der Ethikrat es für richtig befunden, dass in der Pandemie so strikte Maßnahmen ergriffen wurden, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen, sagte Buyx.

Gleichzeitig habe er gefordert, dass so bald wie möglich über verantwortliche Öffnungsszenarien nachgedacht werden muss. Denn die Corona-Maßnahmen führten in einen ethischen Konflikt - nämlich Gesundheitsschutz versus Folgeschäden, wie etwa ein massiver Wirtschaftsrückgang.

Aktuelles Thema: Immunitätsnachweise

Hauptthema des neuen Ethikrats, der am vergangenen Donnerstag seine konstituierende Sitzung hatte, seien Immunitätsnachweise: ob es also ethisch vertretbar ist, Menschen, die eine Corona-Erkrankung überstanden haben, über einen Immunitätsnachweis zu registrieren.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) habe eine entsprechende Anfrage an den Ethikrat gestellt. Buyx kündigte im Gespräch an, dass sich der Ethikrat noch vor der parlamentarischen Sommerpause äußern wolle.