Antisemitische Schmähplastiken an öffentlichen historischen Gebäuden sollen nicht entfernt, sondern vor Ort historisch eingeordnet werden. Das ist der Rat eines Runden Tischs zu dem Thema in München. "Ich bin sehr froh, dass es heute einen Konsens für diese Empfehlung gab", sagte der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle.

Die judenfeindlichen Darstellungen wie beispielsweise die sogenannte "Judensau" am Regensburger Dom sollen künftig direkt am Objekt deutlich erkennbar eingeordnet und erläutert werden.

Als positives Beispiel nannte Spaenle die bereits bestehende Einordnung an der Kirche St. Sebald in Nürnberg. Darüber hinaus könnte man vertiefte Informationen im Internet zur Verfügung stellen, die beispielsweise mithilfe eines QR-Codes für das Smartphone abrufbar seien. Außerdem sollen Stadt- und Kirchenführer unterstützt werden, weitergehende Informationen zu geben.

Im Frühjahr will man sich weiter mit dem Thema beschäftigen

An dem Runden Tisch nahmen neben Spaenle auch Josef Schuster als Vorsitzender des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern sowie Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen, der Schlösser- und Seenverwaltung, des Bauministeriums, des Kultusministeriums und des Denkmalschutzes teil.

Im Frühjahr wolle man sich auf Fachvertreterebene weiter mit dem Thema beschäftigen und zum Beispiel Textbausteine erarbeiten, die für die Hinweise an den Objekten genutzt werden könnten, erklärte Spaenle. Außerdem werde er die Empfehlungen auch in die Bund-Länder-Kommission der Antisemitismusbeauftragen einbringen.

Deutschlandweit seien etwa 50 Objekte betroffen. In Bayern gebe es etwa ein Dutzend Schmähplastiken wie die sogenannte "Judensau", etwa an der Nürnberger Kirche St. Sebald und der Cadolzburg bei Fürth.