Soziale Berufe wie etwa Erzieherinnen müssen laut Bayerns Familienministerin Kerstin Schreyer (CSU) besser bezahlt werden. Die Gesellschaft müsse definieren, "was uns die Arbeit am Menschen wert ist", sagte Schreyer in München. Die Bezahlung sei mitentscheidend bei der Gewinnung von Fachkräften. Maßgeblich für die Kita-Qualität seien Fachkräfte "mit Kompetenz und Herzblut" und nicht so sehr ein idealer Anstellungsschlüssel, sagte sie anlässlich des ersten Fachtags, den das im Juni gegründete "Bündnis für frühkindliche Bildung in Bayern" veranstaltete. Evangelische und katholische Verbände forderten unterdessen konkrete Vereinbarungen.

Unter dem Motto "Kita 2050" wolle das Bündnis eine Langzeitperspektive entwickeln, wohin die Kindertagesbetreuung steuert und "was dort stattfinden soll", sagte Schreyer. Daraus sollten dann die nötigen Schritte für die Gegenwart abgeleitet werden. Dem Bündnis gehören Vertreter der bayerischen Kita-Träger an: kommunale Spitzenverbände, Verbände der freien Wohlfahrtspflege - darunter die Diakonie Bayern - sowie Gewerkschaften.

Kita 2050: Digitalisierung und mehr Stellen

Bayern habe bei der Kinderbetreuung binnen zehn Jahren die Zahl seiner Fachkräfte und Ausbildungsplätze verdoppelt, sagte Schreyer. Dies zeige, dass "die richtigen Wege" eingeschlagen wurden. Allerdings stehe dem eine Vervielfachung der Nachfrage nach Kita-Plätzen gegenüber, weswegen der Freistaat auf vielfältigen Wegen nach Fachkräften sucht - etwa mit der "Herzwerker-Kampagne", die Jugendliche auf soziale Berufe aufmerksam macht.

Auch um Quereinsteiger wird laut Schreyer intensiv geworben - gerade angesichts der Tatsache, dass Menschen immer seltener einen Job auf Lebenszeit machen. Laut dem Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky, der als Referent am Fachtag teilnahm, wird wahrscheinlich die Hälfte der Menschen künftig als "Projektarbeiter" rund alle drei Jahre die Stelle wechseln. Laut Staatsregierung werden in Bayern in den kommenden Jahren rund 19.400 pädagogische Fachkräfte und 10.000 Kinderpfleger benötigt.

Der Ministerin zufolge steht Bayern auch beim Betreuungsschlüssel "sehr gut" da: Eine Erzieherin betreut laut der jüngsten Bertelsmann-Studie im Schnitt 3,7 Krippen- beziehungsweise 8,4 Kindergartenkinder, das ist das bundesweit zweitbeste Ergebnis. Den von den Bertelsmann-Experten empfohlenen Schlüssel von 1 zu 3 beziehungsweise zu 7 lehnt Schreyer ab: Ein statistisch definierter Schlüssel sage nichts über die Betreuungsqualität aus und helfe nichts, wenn geeignetes Personal fehle.

Evangelische Kita-Verband fordert konkrete Vereinbarungen

Der Evangelische Kita-Verband Bayern (evKita) kritisierte unterdessen die Staatsregierung. "Wir brauchen jetzt dringend konkrete Vereinbarungen, um Maßnahmen in der Qualitätsentwicklung umzusetzen", sagte die evKita-Vorständin Christiane Münderlein am Mittwoch. Vorrangig müsse die Entlastung von Leitungspersonal schnell mit staatlichen Fördermitteln verstetigt werden. Einige Maßnahmen zur Fachkräfte-Gewinnung zeigten bereits große Wirkung, etwa die Ausbildungsform OptiPrax oder der Modellversuch Pädagogische Qualitätsbegleitung. Der Verband katholischer Kindertageseinrichtungen forderte, für alle Ausbildungswege eine Vergütung einzuführen.

Laut dem Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky, der als Referent am Fachtag teilnahm, wird der Kita-Alltag künftig "anhand von Datenanalyse und digitaler Intelligenz besser werden". Neue Technologien könnten dafür sorgen, dass Pädagogen noch "empathischer" mit den Kindern umgingen - etwa indem Apps den Erziehern helfen könnten, individueller auf die Kinder einzugehen. Schreyer erhoffte sich von der Digitalisierung vielmehr eine Entlastung des Kita-Personals von Verwaltungsaufgaben, "sodass mehr Qualitätszeit am Kind bleibt".