Der faire Handel hat im vergangenen Jahr in Deutschland die Marke von zwei Milliarden Euro Umsatz geknackt. Allein für Produkte mit dem Fairtrade-Siegel, die den weitaus größten Anteil dabei ausmachen, gaben die Kunden 2,04 Milliarden Euro aus, wie der Verein TransFair (Fairtrade Deutschland) in Köln miteilte. Das entspreche einem Zuwachs von 26 Prozent gegenüber 2018.

Derzeit sei der faire Handel wegen der Corona-Krise für die Landwirte in Entwicklungsländern wichtiger denn je, betonte der TransFair-Vorstandsvorsitzende Dieter Overath: "Die Pandemie erzielt dort ungleich härtere Verwerfungen." Wegen Corona rechnet Overath für 2020 nach 14 Jahren stetigen Wachstums erstmals mit einer Stagnation des fairen Handels. Grund seien die Folgen der Pandemie für die Produktion und den Transport von Erzeugnissen.

TransFair: Gerechte Preise in Zeiten von Corona wichtiger denn je

Im Durchschnitt kaufte im vergangenen Jahr in Deutschland jeder Verbraucher Fairtrade-Produkte im Wert von 25 Euro. Wachstumstreiber war vor allem der um 41 Prozent gestiegene Absatz fairer Bananen auf 130.000 Tonnen, die damit einen Marktanteil von 20 Prozent erreichten.

Ausschlaggebend hierfür sei die Aufnahme fair gehandelter Bananen ohne Bio-Siegel in das Sortiment des Discounters Lidl gewesen, sagte Overath. Auch Kaffee, das wichtigste Fairtrade-Produkt, konnte um zwölf Prozent zulegen und kam mit 23.000 Tonnen auf einen Marktanteil von fünf Prozent.

Der Verkauf von Kakao kletterte um 45 Prozent auf 79.000 Tonnen. In immer mehr Schokoladenwaren stecke Fairtrade-Kakao, erklärte Overath. Bei Rosen verzeichnete TransFair ein Plus von 19 Prozent. Mit rund einer halben Milliarde verkaufter Stiele lag der Marktanteil nun bei 30 Prozent. Wegen des heißen Sommers sei weniger Tee getrunken worden, sodass hier der Absatz um sechs Prozent sank.

Dafür legte Honig um zwölf Prozent auf 1.500 Tonnen zu. Der Absatz von Reis profitierte von der Aufnahme von Fairtrade-Reisprodukten in das Sortiment der Drogeriekette dm. Er stieg um 40 Prozent auf 1.170 Tonnen. Auch der Verkauf von Berufskleidung und Taschen aus Faitrade-Baumwolle legte um 59 Prozent auf 22,2 Millionen Stück zu. Dies sei unter anderem durch das Plastiktütenverbot begünstigt worden, sagte Overath.

TransFair-Aufsichtsratsmitglied Thilo Hoppe forderte, die Produzenten in den Ländern des Südens mit in die Diskussion um systemrelevante Berufe einzubeziehen.

"Wenn wir von systemrelevanten Berufen sprechen, gehören dazu Bauern weltweit genauso wie Arbeiterinnen in Textilfabriken, auf Blumen- und Teeplantagen", sagte der entwicklungspolitische Beauftragte des evangelischen Hilfswerks "Brot für die Welt".

Der 1992 gegründete gemeinnützige Verein TransFair setzt sich für fairen Handel in den Anbauländern ein und ist die nationale Fairtrade-Organisation für Deutschland.

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