Die vor einem Jahr gestartete Rund-um-die-Uhr-Kinderbetreuung "Flexi24" der Stadt Würzburg wird gut angenommen. "Die Anfragen sind tendenziell steigend, sie gehen aber auch nicht durch die Decke", sagte Monika Kraft, stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Jugend und Familie der Stadt. Würzburg hatte damit vor gut einem Jahr große bundesweite Aufmerksamkeit erregt. Das Besondere daran ist: Kinder besuchen dabei nicht eine 24 Stunden geöffnete Einrichtung, sondern sie werden zu Hause betreut, wenn ihre Sorgeberechtigten verhindert sind. "Unser Konzept ist vom Kind her gedacht", erläuterte Kraft.

Bei "Flexi24" können sich Eltern melden, die einen Betreuungsbedarf haben, der über die Öffnungszeiten von Kitas oder Schulbetreuungen hinausgeht.

"Ferien- und Schließzeiten sind damit ausdrücklich nicht gemeint", sagt Kraft, sondern eben die Wochenenden oder auch vor und nach den Betreuungszeiten an Wochentagen. Aktuell genutzt wird das Angebot vor allem von Eltern, die im Schichtdienst arbeiten - wie etwa als Krankenschwester oder Polizist. Die Betreuer kommen dann für die Zeiten vor der Kita-Öffnung oder Schulbeginn zu den Familien nach Hause oder holen die Kinder nachmittags aus dem Kindergarten ab.

"Wer das Angebot 'Flexi24' nutzen will, muss nachweisen, dass kein Sorgeberechtigter sich um das Kind kümmern kann", erläutert Kraft.

Zu diesem Personenkreis zählen in der Regel nur die Eltern: "Wir können und wollen Großeltern nicht in die Pflicht nehmen." Je nach Einkommen beteiligen sich die Eltern an den entstehenden Betreuungskosten. Für Alleinerziehende etwa ist das Angebot bis zu einem Jahreseinkommen von 34.999 Euro komplett kostenlos. Die Betreuungskosten seien für die Eltern sozialverträglich bis maximal 10 Euro je Stunde gestaffelt - die Betreuer erhalten je nach Kinderzahl bis zu 15 Euro pro Stunde.

Betreut werden die Kinder bei dem Konzept von "Aktivsenioren", sagt Kraft.

Sieben Betreuerinnen kümmerten sich aktuell um fünf laufende Betreuungsverhältnisse, weitere Anfragen sind vorhanden. "Aber man muss den passenden Deckel zum Topf finden", sagt Kraft. Das heißt: Wenn eine Familie vor Schulbeginn jemanden braucht, hilft ihr eine Betreuerin mit Zeit am Nachmittag wenig - die Vermittlung bei diesem rein kommunal finanzierten Projekt übernimmt die Stadt. Die Betreuer müssen neben der Vorlage eines erweiterten Führungszeugnisses einen siebentägigen Erziehungskurs und einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren.

Auf die "Flexi24"-Betreuung gebe es zwar keinen Rechtsanspruch, erläutert Kraft: "Trotzdem 'verwirkt' man seinen Platz nicht, wenn die Chemie zwischen Betreuer und Familie doch nicht passt - dann sollte man es klar sagen." Klar sei aber auch: Die Betreuer sind nur für das Kind da und keine Haushaltshilfen: "Sie kochen auch für das Kind, aber die Bügelwäsche der Familie ist nicht ihr Job."