Verbindliche Vorschriften statt unklarer Empfehlungen zum Arbeitsschutz für Erzieherinnen in Kitas haben kirchliche Mitarbeitervertreter in Offenen Briefen an die bayerische Sozialministerin Carolina Trautner (CSU) und andere Politiker gefordert. Auch der Leiter des evangelischen Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt (kda), Pfarrer Johannes Rehm, mahnte: Niemand darf sich gezwungen sehen, sich am Arbeitsplatz unkalkulierbaren Risiken aussetzen zu müssen.

Der Verband kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Bayern (vkm) schrieb in einem Offenem Brief, es müsse in der Corona-Pandemie klare Standards für den Gesundheitsschutz in der Kinderbetreuung geben.

Gerade erschien es so, als ob die Berufsgruppen in den Kindertagesstätten etwas mehr Wertschätzung erfahren würden, nun fühlten sich die Mitarbeiterinnen im Stich gelassen.

Sie sollten ohne Sicherheitsstandards die Kinder betreuen. Weil Abstände und Masken in einer Kindertagesstätte nicht zu realisieren seien, sei es wichtig, die Gruppen klein zu halten.

Es müsse außerdem geregelt sein, hieß es, wie Beschäftigte einzusetzen sind, die einer gesundheitlichen Risikogruppe angehören. Schon zu Zeiten ohne Corona hätten sie erlebt, dass Eltern ihre Kinder krank in die Einrichtungen gebracht hätten. Wenn demnächst wieder 80 Prozent der Kinder in den bayerischen Kitas betreut würden, sei ausreichender Infektionsschutz für Kinder, Familien und Beschäftigte nicht mehr zu gewährleisten, kritisiert der vkm.

In einer Tagesstätte mit 100 Kindern gehörten in der Regel mindestens zwei Beschäftigte zur Altersrisikogruppe und zwei zur Risikogruppe mit Vorerkrankungen.

Das erklärte auch Patrik Demke, Münchner Kirchenkreisdelegierter der Gesamtmitarbeitervertretung der evangelischen Kirche in Bayern (GA-MAV) in einem weiteren Offenen Brief. Wenn Arbeitgeber ihre Fürsorgepflichten für diese Personengruppe wahrnehmen, sei zu wenig Personal für die Kinderbetreuungspläne des Sozialministeriums da, rechnete er vor.

Der Wunsch von Eltern und der Wirtschaft nach Kinderbetreuung sei verständlich, stellte Demke fest. Man erwarte aber, dass nicht eine ganze Berufsgruppe dem zufälligen Risiko einer Infektion mit COVID-19 ausgeliefert werde. Den Trägern und Leitungen müsse Zeit gegeben werden, Richtlinien umzusetzen. Die Erweiterung der Kinderbetreuung ab diesem Montag müsse wissenschaftlich mit Feldstudien und Tests begleitet werden.