Marmelade, Wurst, Käse, Müsli oder doch nur eine Tasse Kaffee: Bei jedem sieht das Frühstück etwas anders aus. Vor allem am Wochenende fällt es bei vielen reichhaltiger aus, schließlich ist da mehr Zeit, um vielleicht auch mal Eier zu kochen oder einen Teller Pfannkuchen zu zaubern. Wenn noch die ganze Familie am Frühstückstisch sitzt und man sich austauschen kann, ist alles perfekt.

Doch genau das kommt in vielen Familien immer seltener vor. Dass dies aber die Gemeinschaft innerhalb der Familie stärken kann, zeigt ein Projekt im Nürnberger Stadtteil Gibitzenhof. Einmal im Monat kommen dort die verschiedensten Menschen zusammen, um gemeinsam in den Tag zu starten, den Tisch zu decken, gemeinsam zu frühstücken, sich auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen.

Organisiert wird das Familienfrühstück von der Wohnbaugenossenschaft wbg Nürnberg in Kooperation mit der Rummelsberger Diakonie.

"Viele, die zum Frühstück kommen, werden von uns im Rahmen der Familienhilfe betreut", erklärt Sozialarbeiterin Carola Zienert, die bei den Rummelsbergern in der ambulanten Jugendhilfe tätig ist.

"Da gibt es dann schon einige, die sich denken 'Oh Gott, ich brauche jetzt Hilfe vom Jugendamt'. Wir wollen genau diesen Menschen ihre Scham nehmen. Denn sind wir mal ehrlich: Jeder kann irgendwann aus irgendeinem Grund Hilfe benötigen und sich in einer schwierigen Lage befinden." Das Jugendamt sei oft negativ behaftet. Und beim Familienfrühstück sollen diese Menschen sehen, dass sie einfach nur Probleme haben, wie sie viele andere auch haben, "und dass man diese lösen kann".

Das Familienfrühstück richtet sich in erster Linie an Menschen aus dem Nürnberger Stadtteil Gibitzenhof. "Wir freuen uns aber über jeden, der kommt und mit uns frühstückt", sagt Zienert. Unter ihnen ist zum Beispiel Mohamed. Der Nürnberger hat einen Job als Mechaniker, hatte jedoch eine Operation und kann derzeit nicht arbeiten. In Sachen Familie bekommt er daher nun Unterstützung von Carola Zienert und ihrem Team. Sie begleiten seine Kinder in die Schule.

Das Familienfrühstück ist für Mohamed im Krankenstand auch eine sehr willkommene Abwechslung: "Ich habe drei Kinder, doch diese gehen sehr früh in die Schule. Dann muss ich oft alleine frühstücken. Nachdem ich aus einer großen Familie stamme, in der man gerne zusammensitzt, gemeinsam isst und redet, fehlt mir das gemeinsame, ausgiebige Frühstücken".

Beim Familienfrühstück freut er sich vor allem über die vielen verschiedenen Menschen, die teilnehmen. "Es ist schön neue Leute kennenzulernen, die auch aus unterschiedlichen Kulturen stammen".

Auch andere Besucher fühlen sich sichtlich wohl am Frühstückstisch: "Es ist hier einfach familiär. Als ob man sich schon lange kennen würde" - "die Leute sind super nett, ich fühlte mich mit offenen Armen empfangen" - "meine Kids und ich sind hier herzlich willkommen: Es ist schön, dazu zu gehören" - "zu Hause fühle ich mich oft alleine und langweile mich, da freue ich mich immer einmal im Monat hier vorbeischauen zu können", sagen die Teilnehmer.

"Uns ist einfach wichtig, dass die Menschen, die uns besuchen und oftmals alleinerziehend sind, ein bis zwei schöne Stunden in gemütlicher und lockerer Runde verbringen können. Es geht hier nicht darum, Probleme zu diskutieren", erzählt Sozialarbeiterin Zienert. Wobei das aber auch möglich ist. "Wer möchte, kann natürlich mit uns über die schulischen Probleme der Kinder sprechen oder bekommt auch Hilfe bei der Suche nach einer größeren, bezahlbaren Wohnung in Nürnberg".

Wer im Nürnberger Stadtteil Gibitzenhof wohnt und einmal am Familienfrühstück teilnehmen möchte, ist laut Carola Zienert herzlich willkommen.

"Sich vorher anmelden, wäre aber super", schließlich besorgt sie Semmeln, Brot, Wurst, Käse, Marmelade, Eier, Obst und vieles mehr - was eben zu einem guten Frühstück dazu gehört. Zahlen müssen die Besucher nichts, das Frühstück ist ein kostenloses Angebot.