Mehrere Bauverbände haben am Montag in München bessere politische Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau gefordert. In einem "Münchner Bau-Appell" verlangte die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) mehr bezahlbare Wohnungen, mehr Wohneigentum, vor allem zur Altersvorsorge, und mehr nachhaltigen Wohnungsbau. Für den Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) ist es außerdem notwendig, einen besonderen Fokus auf altersgerechtes Bauen und Umbauen zu legen, um den anstehenden demografischen Wandel zu bewältigen.

Das Pestel-Institut aus Hannover sieht in seiner "Wohn-Prognose 2025" bis zum Jahr 2025 einen jährlichen Bedarf von 314.000 Neubau-Wohnungen in ganz Deutschland, davon 57.000 in Bayern. In den vergangenen zwölf Monaten seien aber weniger als 300.000 Wohnungen gebaut worden. Der DGfM-Vorsitzende Hannes Zapf sagte: "Die versprochene Bau-Offensive der Großen Koalition platzt gerade."

Ein entscheidendes Nadelöhr beim Neubau seien die Bauland-Preise, sagte Matthias Günther, Vorstand des Pestel-Instituts. Seit 2010 seien sie deutschlandweit um 35 Prozent gestiegen, in München um 145 Prozent. "Bezahlbares Wohnen ist nur über Subventionen möglich", erklärte Günther. Für die Forderung der DGfM nach mehr bezahlbarem Wohnraum sei eine Baulandoffensive von Bund, Ländern und Kommunen sowie ein Ende der Bodenpreisspekulation nötig. Außerdem müssten Bund und Länder ihre Förderung für den sozialen Wohnungsbau deutlich aufstocken und das Baurecht entschlacken, um Baukosten zu senken, fordert die DGfM in ihrem "Bau-Appell".

Wohnungen müssen altersgerecht umgebaut werden

Laut einer weiteren Studie des Pestel-Instituts werden bundesweit ab 2035 etwa 24 Millionen Menschen zur Altersgruppe "65plus" gehören - rund sechs Millionen mehr als heute. Bayernweit werde diese Gruppe im selben Zeitraum um 1,1 Millionen auf 3,7 Millionen Menschen wachsen. "Für diese Menschen gibt es viel zu wenig altersgerechten Wohnraum", sagte Michael Hölker, Geschäftsführer des BDB, der die Studie in Auftrag gegeben hatte.

Die Menschen wollten so lange wie möglich zu Hause wohnen bleiben, erläuterte Hölker. Der barrierearme Umbau von Wohnungen könne dies ermöglichen. Er rechne sich für den Staat auch finanziell, da die Kosten für die Pflege in einem Seniorenheim deutlich höher seien als für die ambulante Pflege zu Hause, erklärte Matthias Günther vom Pestel-Institut. Allerdings wohnten 90 Prozent der Senioren in Deutschland in Ein- oder Mehrfamilienhäusern, die vor 1991 errichtet wurden. Diese Wohnungen seien nur selten barrierearm und energieeffizient, müssten also modernisiert werden. Das Pestel-Institut kommt zu dem Schluss, dass mindestens 500 Millionen Euro jährlich an Fördermitteln für den generationengerechten Bau- und Umbau erforderlich sind.

Günther sagte zudem eine Verdrängung der Senioren aus teuren Städten wie etwa München voraus: "Wer in München leben will, muss eigentlich auch arbeiten." Ein Großteil der älteren Menschen werde sich in der Rente aus München verabschieden müssen. München sei generell ein Sonderfall. Für Neubauten gäbe es hier kaum noch Möglichkeiten. "Wenn alle Menschen, die in München leben wollten, hier leben würden, hätte die Stadt wahrscheinlich schon über drei Millionen Einwohner", sagte Günther. Stattdessen würden Angebot und Nachfrage regeln, wer sich das Leben in München leisten könne und wer nicht.