Die Turteltaube ist der "Vogel des Jahres 2020". Mit der Wahl des gefiederten Liebesboten wollen der Landesbund für Vogelschutz (LBV) und der Naturschutzbund Deutschland (NABU) darauf aufmerksam machen, dass die Turteltaube stark gefährdet sei. Auf die Feldlerche, Vogel des Jahres 2019, folge damit ein weiterer Vogel der Agrarlandschaft, wie der LBV am Donnerstag in Hilpoltstein mitteilte. Als Zugvogel stehe die Turteltaube auch für alle Arten, die durch illegale und legale Vogeljagd bedroht seien. Zudem sei sie der erste Vogel des Jahres, der auch als global gefährdete Art auf der weltweiten Roten Liste steht - auf einer Stufe etwa mit dem Kaiseradler oder dem Hyazinth-Ara.

Fast 90 Prozent der Turteltauben seien in Deutschland seit 1980 verschwunden, sagte NABU-Präsidiumsmitglied Heinz Kowalski. "Unsere kleinste Taube findet kaum noch geeignete Lebensräume." Zudem sei sie durch Vogeljagd im Mittelmeerraum bedroht. Früher sei das markante Gurren der Turteltaube an jedem Dorfrand oder Flussufer zu hören gewesen, sagte LBV-Vorsitzender Norbert Schäffer. Wildkräutersamen an Feldwegen und Feldfrüchte aus Zwischensaaten hätten ausreichend Nahrung geboten. Heute brüteten Turteltauben häufig auf ehemaligen Truppenübungsplätzen oder in Weinbauregionen, wo sie noch geeignete Lebensbedingungen vorfänden.

Turteltauben: Bestand gefährdet

Deutschlandweit brüteten nur noch 12.500 bis 22.000 Paare von Turteltauben, hieß es. Der bayerische Bestand wird auf nur noch 1.000 Brutpaare geschätzt. Im Freistaat kann die Turteltaube vor allem noch in Unterfranken und im nördlichen Niederbayern beobachtet werden. Die meisten der 5,9 Millionen europäischen Turteltaubenpaare lebten in Spanien, Frankreich, Italien und Rumänien. Turteltauben ziehen im Winter als einzige mitteleuropäische Taubenart eine Langstrecke: bis südlich der Sahara.

Die Intensivierung der Landwirtschaft verschlechtere die Lebensbedingungen der Turteltauben enorm, hieß es. Die 25 bis 28 Zentimeter großen Vögel mit dem farbenfrohen Gefieder ernährten sich hauptsächlich von Wildkräuter- und Baumsamen. Wegen der Vogeljagd seien heuer bereits EU-Vertragsverletzungsverfahren wegen des schlechten Erhaltungszustands der Art gegen Spanien und Frankreich eingeleitet worden.