Viele Paare leiden heute darunter, dass ihr Kinderwunsch unerfüllt bleibt. Das war zu biblischer Zeit nicht anders. Vor allem Frauen erfuhren damals oft nur dann Anerkennung, wenn sie ihren Männern Kinder - vor allem Söhne - gebaren. In der Beziehung zwischen Abraham und Sara wird die Kinderlosigkeit immer wieder ein Thema gewesen sein. Wiederholt hatte Gott Abraham eine reiche Nachkommenschaft versprochen. Doch lange Zeit tat sich nichts.

Wie sehr die als außergewöhnlich schön beschriebene Sara in jungen Jahren unter ihrer Kinderlosigkeit litt, verraten die biblischen Texte nicht. Sara war die Halbschwester Abrahams, was damals einer Hochzeit offensichtlich nicht im Wege stand. Zunächst lautete ihr Name Sarai. Als Gott jedoch einen Bund mit ihrem Mann schloss und er einen neuen Namen erhielt, wurde auch ihr Name geändert.

Erste Ehejahren

Die junge Ehefrau zog mit Abraham von Ur über Haran nach Kanaan. Als die beiden einmal wegen einer Hungersnot nach Ägypten weiterzogen, bekam Abraham Angst, der Pharao könnte ihn umbringen lassen, um die hübsche Sara für sich zu haben. Ihm fiel eine Lösung ein, und er forderte Sara auf: "So sage doch, du seist meine Schwester, auf dass mir's wohlgehe […] und ich am Leben bleibe." (1. Mose 12, 13) Der Plan ging auf: Der Pharao brachte Abraham nicht um; er nahm Sara zur Frau und beschenkte ihn reich. Weil er sich die Frau eines anderen genommen hatte, strafte Gott den Pharao allerdings mit Plagen. Der Pharao erkannte, dass er belogen worden war, und schickte die beiden fort. Abraham und Sara allerdings scheinen nichts daraus gelernt zu haben, sie wiederholten das Spiel später mit König Abimelech.

So zahlreich wie die Sternen

"Zähle die Sterne; kannst du sie zählen? […] So zahlreich sollen deine Nachkommen sein!" (1. Mose 15, 5), hatte Gott Abraham verheißen. Als sich trotz Gottes Zusagen einfach kein Nachwuchs einstellen wollte, scheint Sara sich langsam mit dem Gedanken abgefunden zu haben, dass sie ihrem Mann den heiß ersehnten Nachkommen wohl selbst nicht würde schenken können. Verzweifelt riet sie ihrem Mann dazu, ein Kind mit ihrer ägyptischen Magd Hagar zu zeugen: "Geh doch zu meiner Magd, ob ich vielleicht durch sie zu einem Sohn komme." (1. Mose 16, 2) Hagar brachte Abrahams ersten Sohn Ismael zur Welt, was Saras Unglück und Eifersucht aber nicht linderte. Hagar nämlich war stolz auf diesen Sohn und ließ Sara ihre Verachtung deutlich spüren.

Inzwischen waren Sara und Abraham alt geworden. Als 90-Jährige mit einem 100 Jahre alten Mann hatte Sara die Hoffnung auf eigene Kinder längst endgültig aufgegeben. Doch dann geschah etwas Seltsames: Drei merkwürdige Männer tauchten bei Abraham und Sara auf. Abraham setzte sich mit ihnen vors Zelt und lud sie zum Essen ein. Während Sara drinnen den Brotteig knetete, belauschte sie mehr oder weniger zufällig das Gespräch der Männer. Plötzlich erkundigte sich einer der Gäste nach Sara und sagte zu Abraham: "Ich will wieder zu dir kommen übers Jahr; siehe, dann soll Sara, deine Frau, einen Sohn haben." (1. Mose 18, 10)

Beim Herrn ist nichts unmöglich

Sara hielt sich für viel zu alt, um noch schwanger zu werden. Gnickerte sie nur leise in sich hinein, oder prustete sie laut los, als sie das hörte? "Nun ich alt bin, soll ich noch der Liebe pflegen, und mein Herr ist auch alt!" (1. Mose 18, 12), amüsierte sie sich. Der Fremde hörte ihr Kichern und fragte Abraham, warum seine Frau denn lache, wo doch beim Herrn nichts unmöglich sei. Nun wurde der lauschenden Sara im Zelt doch mulmig zumute, und sie log: "Ich habe nicht gelacht." (1. Mose 18, 15)

Der Fremde aber sollte recht behalten. Kurze Zeit später wurde Sara tatsächlich schwanger. Der Sohn, den sie gebar, bekam den Namen Isaak. Überglücklich seufzte Sara: "Wer hätte wohl von Abraham gesagt, dass Sara Kinder stille! Und doch habe ich ihm einen Sohn geboren in seinem Alter." (1. Mose 21, 7)

Eifersucht auf Hagar

Obwohl Sara nun doch noch selbst Mutter geworden war, wurde ihre Eifersucht auf Hagar nicht geringer. Schließlich war deren Sohn Ismael der Erstgeborene und konnte entsprechende Erbansprüche stellen. "Der Sohn dieser Magd soll nicht erben mit meinem Sohn Isaak", entschied sie und bat Abraham: "Treibe diese Magd aus mit ihrem Sohn." (1. Mose 21, 10) Damit brachte sie ihren Mann in eine ganz schöne Zwangslage. Abraham stand zwischen zwei Frauen und zwei Söhnen und musste sich entscheiden. Nachdem Gott ihm gut zugeredet und versprochen hatte, dass auch Ismael seinen Weg gehen werde, entschied Abraham sich, Saras Wunsch zu folgen. Er schickte Hagar und seinen Sohn Ismael in die Wüste, um die Ehe mit Sara zu retten.

Abraham soll ihren Sohn opfern

Ob Abraham seiner Frau von seinem Entschluss erzählt hat, Gottes Aufforderung zu folgen und Isaak zu opfern? Oder hat Isaak ihr später von seinem unheimlichen Erlebnis berichtet? Die Bibel lässt diese Fragen unbeantwortet, Sara wird in diesem Zusammenhang kein einziges Mal erwähnt.

Vielleicht also blieb die Episode auch ein Geheimnis zwischen Vater und Sohn. Ungerührt hingenommen hätte Sara den Plan, den langersehnten Sohn einfach zu opfern, sicher nicht. In der jüdischen Tradition geht man deshalb auch davon aus, dass Saras Tod mit dem Schrecken über das fast ausgeführte Vorhaben ihres Mannes in Zusammenhang stand. 127 Jahre alt soll sie geworden sein. Sie starb in Hebron, wo der trauernde Abraham die Höhle Machpela für das Begräbnis kaufte. In dieser Höhle fanden später auch Abraham selbst und nachfolgende Generationen der Familie ihre letzte Ruhestätte.

Gottes Pläne sind undurchschaubar

Gottes Pläne lassen sich von Menschen oft nicht durchschauen. Da wünschte sich Sara jahrelang ein Kind, doch es tat sich einfach nichts. Erst als sie die Hoffnung längst aufgegeben hatte und biologisch überhaupt nicht mehr mit einer Schwangerschaft zu rechnen war, schenkte Gott ihr den ersehnten Sohn.

Eine Erfahrung, die viele Paare noch heute machen – manchmal stellt sich der Kindersegen wie von selbst ein, sobald man das krampfhafte Warten, den Sex nach Kalender und die Hormonbehandlungen hinter sich gelassen hat.

Gott lässt sich zu nichts zwingen und erst recht nicht durch menschliche Vorstellungen einengen - das lässt sich aus Saras Geschichte lernen. Wer allerdings bereit ist, sich von ihm überraschen zu lassen, der kann die Erfahrung machen, dass bei ihm nichts unmöglich ist.