Die Geschichte der beiden Friedhöfe ist gleichzeitig eine der Bestattungskultur. So verweisen Trauerordnungen aus dem frühen 17. Jahrhundert auf Dauer und Art der Trauer. "Getrauert wurde nicht wie heute im Privaten, sondern öffentlich", erklärte Antonia Landois kürzlich bei der Präsentation. Da auf beiden Friedhöfen täglich mehrfach bestattet wurde, duften sich die Trauerfeierlichkeiten nicht zu sehr in die Quere kommen. Je nach Verwandtschaftsgrad habe es festgelegte Trauerzeiten gegeben: für Schwiegereltern beispielsweise maximal ein halbes Jahr.

Waren Tote lange im Leichentuch in der Erde bestattet worden, änderte sich diese Praxis ab dem 18. Jahrhundert als die ersten Särge aufkamen. Der Rat der Stadt Nürnberg gestattete acht Formen von Särgen. Faksimile und originale Dokumente von Leichenordnungen, Begräbnisrechten, und verschiedene Begräbnisarten in der damaligen Ständegesellschaft finden sich in der Schau.

Claudia Maué, gleichzeitig Vorsitzendes des Vereins Nürnberger Epitaphienkunst und –kultur, erklärte die Darstellungen einiger besonderer Epitaphien der beiden Friedhöfe. Handwerker hatten einst ihre Werkzeuge in den geschmiedeten Verzierungen ihrer Grabsteine ebenso abbilden lassen wie Musiker oder Kaufleute in den Wappen Hinweise auf ihren Beruf verewigen ließen.

Verein Nürnberger Epitaphienkunst

Noch heute könne man sich ein eigenes Epitaph anfertigen lassen. Über eine sowohl technisch korrekte als auch geschmackvolle Ausführung wache eine Kommission aus städtischer und kirchlicher Verwaltung, der Unteren Denkmalschutzbehörde sowie die Stadtheimatpflege selbst, sagte Maué. Der Trend gehe aber immer mehr dazu, Hobbies und Leidenschaften auf den Epitaphien abzubilden.

Die Ausstellung "Hingeht die Zeit, herkommt der Todt" ist noch bis zum 8. März 2019 im Nürnberger Stadtarchiv, Kleines Foyer der Norishalle, Marientorgraben 8, zu den regulären Öffnungszeiten zu sehen. Ein begleitender Katalog ist in der Verlagsdruckerei Schmidt / Neustadt an der Aisch, erschienen.