Scharfe Kritik hat der Islamkritiker Hamed Abdel-Samad (Berlin) an den Kirchen in Deutschland geübt. Weil sie die Gleichberechtigung aller Religionen im säkularen Staat befürworteten, forderten sie Privilegien auch für Muslime. Doch davon profitierten nicht die liberalen Muslime in Deutschland, sondern nur der politische Islam, hinter dem Länder wie Saudi-Arabien und Katar stünden, sagte Abdel-Samad den Nürnberger Nachrichten.

Die Zeitung hatte ihn zu einem Streitgespräch mit dem evangelischen Nürnberger Regionalbischof Stefan Ark Nitsche, eingeladen. Abdel-Samad: »Der politische Islam ist staatlich gelenkt, und er ist der Einzige, der tatsächlich in der Lage ist, Glaubensgemeinschaften in Deutschland zu installieren.« Die liberalen Muslime seien im Nachteil, weil sie keine Staaten hätten, die sie unterstützten.

Weiter betonte Abdel-Samad: »Der liberale Islam wird zudem individualistisch gelebt. Er ist nicht an Macht und Fördergeldern interessiert.« Doch der politische Islam wisse ganz genau, »wo er seine Angebote platzieren und wo er sich verstecken kann – nämlich hinter den Kirchen«. Deshalb dürften die Kirchen den Islamverbänden, die laut Abdel-Samad »eigentlich verlängerte Arme des politischen Islam sind«, keine den Kirchen zugedachten Privilegien zuschieben. Dazu gehört etwa der konfessionell geprägte Religionsunterricht.

Nitsche: »Muslime, die kein Geld aus dem Ausland erhalten, finanziell unterstützen«

Nitsche reagierte auf Abdel-Samads Appell mit dem Hinweis, dass die Kirchen deshalb die liberalen Muslime unterstützen müssten: »Wenn wir nicht bereit sind, für die Muslime, die nicht vom Ausland Geld bekommen, eine Finanzierungsmöglichkeit zu finden, dann laufen wir tatsächlich in eine große Gefahr: Denn da, wo die Geldströme sind, sind auch die Machtströme.«

Abdel-Samad sagte ferner, dass er den Islam als System für nicht reformierbar hält. Verantwortlich dafür sei die Unantastbarkeit des Korans »als das letzte, umfassende Wort Gottes« sowie der Prophet Mohammed als absolutes Vorbild: »Wir können im 21. Jahrhundert aber nicht jemanden zum Vorbild haben, der mit 13 Frauen verheiratet war, der mehr als 80 Kriege geführt hat, der Kriegsgefangene enthaupten ließ und der Frauen als Kriegsbeute nahm.« Heute seien dies Kriegsverbrechen. Es gebe im Koran 206 Passagen, in denen Krieg und Gewalt nicht nur bejaht, sondern sogar verherrlicht und als Tugend dargestellt werden. »Ich kann nicht aus einem Buch Humanismus ableiten, in dem Andersgläubige in Hunderten Passagen massivst beleidigt, diffamiert und gekränkt werden.«

Stefan Ark Nitsche wies die Äußerungen des Islamkritikers indirekt zurück. Sie täten ihm weh im Blick auf Muslime, die er kenne: »Weil es bedeuten würde, dass der kulturelle und religiöse Wurzelgrund vieler Menschen, die hier in Deutschland gut mit uns leben, negiert und weggerissen wird.«