Der Germanist und Politikberater Erich Flügge (Köln) hat der Kirche vorgeworfen, für Jugendliche einen Glauben der Vergangenheit zu organisieren.

"Es ist nicht richtig, mit Jugendlichen Lieder zu Melodien aus den 1980er und 1990er-Jahren zu singen", sagte er bei der Konferenz der bayerischen Hauptberuflichen in der Evangelischen Jugendarbeit in Pappenheim (Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen). Außerdem warf er Predigern "pseudosakrales Geschwafel" vor.

Junge Leute würden aus der Kirche "herausgesprochen, herausgesungen, weggeorgelt, verscheucht und fortgenervt", sagte Flügge, der auch katholische Theologie studiert hat. Die Kirche stehe deshalb heute vor einem Scherbenhaufen. Erstmals würden bundesweit in Umfragen mehr als 50 Prozent der Jugendlichen die Frage mit Nein beantworten, ob sie Gott interessiert.

In Flügges Augen bauten die Verantwortlichen beispielsweise eine Gegenwelt zur Normalwelt auf, wenn sie Jugendlichen sagen würden, sie sollten bei Veranstaltungen ihre Smartphones weglegen. Heranwachsende würden heute auch an einem Lagerfeuer lieber ins iPad sehen als in den Funkenflug, erklärte er.

Jugendlichen die Bedeutung des Glaubens nahezubringen, funktioniert nach Flügges Einschätzung auch deshalb nicht gut, weil sie schon von den heutigen Eltern nicht mehr in die Kirchen mitgenommen werden. Der Erstkontakt für junge Leute mit Kirche müsse ein emotionales Geschehen sein, erklärte Flügge.

Er schlug daher vor, dass die Kirche für alle 35.000 Buben und Mädchen, die in Bayern in der achten Jahrgangsstufe den evangelischen Religionsunterricht besuchten, ein einwöchiges Event organisiert: Dort könnten sie selbst eine Kirche zimmern und zu den Gottesdiensten die eigene Musik komponieren.

Das könnte ein Initialmoment sein. "Eine Sache, die Spaß macht, kann sie ins Religiöse reinziehen", zeigte sich Flügge zuversichtlich.