Die Bilder vom Atompilz über Hiroshima sind zum Symbol für den nuklearen Schrecken geworden: Mehr als 200.000 Menschen starben nach dem Abwurf der ersten Atombomben vor 75 Jahren durch die US-Luftwaffe.

Der Bomber, der am frühen Morgen des 6. August 1945 auf Japan zufliegt, transportiert die Waffe mit der bis dahin größten Vernichtungskraft: die mehr als vier Tonnen schwere Atombombe "Little Boy". US-Präsident Harry Truman hat sich entschlossen, sie einzusetzen.

US-Atombombe löscht Hiroshima aus

Zehntausende Menschen sind sofort tot. Sie sterben in den Trümmern zusammenstürzender Gebäude oder verbrennen in Sekundenschnelle im Feuerball, der noch am Boden Temperaturen von 6.000 Grad Celsius erreicht.

80 Prozent der überwiegend aus Holz gebauten Häuser Hiroshimas sind zerstört, der Atompilz steigt 13 Kilometer hoch in die Atmosphäre. Wer die Explosion überlebt, hat oft schwere Verbrennungen erlitten.

Qualvolle Auswirkungen der Strahlen

Nach einigen Tagen beginnt die Strahlenkrankheit: Die Opfer erbrechen sich, haben Durchfall, bluten aus Mund und Nase und leiden unter Geschwüren. In den Wochen und Monaten nach dem Angriff sterben qualvoll noch einmal 70.000 bis 100.000 Menschen. Im Oktober 1945 verbietet die US-Besatzung zunächst alle Fotografien und Filmaufnahmen von Hiroshima, damit das Ausmaß der Zerstörung nicht öffentlich wird.

Atombombe über Nagasaki

Am 9. August explodiert eine weitere Atombombe über Nagasaki. Insgesamt sterben in Hiroshima und Nagasaki 90.000 Menschen sofort, weitere 130.000 bis Ende des Jahres an den Folgen des Atombombenabwurfs.

Die Strahlenschäden seien bis ins hohe Lebensalter nachweisbar, stellen die "Internationalen Ärzte zur Verhütung eines Atomkriegs" (IPPNW) fest. Das Risiko für zahlreiche Krebserkrankungen sei bei den Überlebenden bis vor wenigen Jahren stetig gestiegen und heute bei über 80-Jährigen immer noch signifikant erhöht. Seit kurzem steige zudem die Zahl der Herzinfarkte bei Überlebenden. Auf der ganzen Welt wird am 6. August der Opfer gedacht.

Gedenkveranstaltungen am Jahrestag

Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri schätzt, dass derzeit mehr als 13.000 nukleare Sprengköpfe in den Arsenalen der Atommächte lagern. Die Staaten seien dabei, ihre Atomwaffen weiter zu modernisieren. 2017 nahmen die Vereinten Nationen einen weitreichenden Atomwaffenverbotsvertrag an, er ist allerdings noch nicht ratifiziert.

Zum Andenken an die Opfer findet in ganz Deutschland diverse Gedenkveranstaltungen statt. Unter anderem am Donnerstag, 6. August, ab 21 Uhr in der Nürnberger Innenstadt, teilte das Partnerschaftswerk der evangelischen Kirche, Mission EineWelt, mit.

Man werde dabei auch die gegenwärtige atomare Bedrohung und die deutsche Beteiligung daran thematisieren, hieß es. Denn im Fliegerhorst Büchel in der Eifel lagerten 20 US-amerikanische Atombomben. Ein Beschluss des Bundestages von 2010, wonach es in Deutschland keine Nuklearwaffen mehr geben soll, sei bis heute nicht umgesetzt worden.

Die organisierenden Gruppen des Hiroshima­Gedenkens in Nürnberg fordern die Bundesregierung dazu auf, den Atomwaffenverbotsvertrag von 2017 zu unterschreiben und zu ratifizieren.

Opfer von Strahlungen

Mission EineWelt erinnert auch an die Atombombentests im Pazifik, die vom gesundheitsschädlichen Uranabbau betroffenen indigenen Bevölkerungen in Australien und Afrika, die Opfer von Uranmunition im Irak, in Jugoslawien und Afghanistan und die Opfer der Reaktorunfälle von Tschernobyl und Fukushima.

Mit Lichtprojektionen, Glockengeläut und einer Gedenk- und Friedensandacht erinnert Berlin am Donnerstag an die Opfer des Atombombenabwurfs auf Hiroshima und Nagasaki vor 75 Jahren. An der Fassade der Marienkirche am Fernsehturm ist von 21.30 bis 22 Uhr eine Lichtprojektion mit Bildern von der totalen Zerstörung der beiden japanischen Städte zu sehen, wie die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) am Mittwoch ankündigte.