Um die Teilhabe junger Menschen auch in Zeiten der Corona-Pandemie zu ermöglichen, muss die Digitalisierung in vielen Bereichen verbessert werden. Zu diesem Ergebnis kamen die Teilnehmer des virtuellen Fachtages der LAG Jugendsozialarbeit Bayern am Dienstag.

Der Zugang zu digitaler Infrastruktur sei ein Grundbedürfnis und kein Luxus, sagte Gülseren Demirel, Landtagsabgeordnete der Grünen.

Dem stimmte auch Simone Strohmayr, Landtagsabgeordnete der SPD, zu:

"Dabeisein bei der Digitalisierung ist ein Grundrecht, um Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen", sagte Strohmayr.

Beim Digitalpakt für die Schulen hake es nach wie vor an der Umsetzung, kritisierte sie: Viele Geräte wie Computer oder Laptops seien immer noch nicht an den Schulen angekommen, es gebe zu wenig Hilfe beim Einrichten der Geräte und nicht alle Lehrer hätten die nötigen digitalen Kompetenzen.

"Corona ist wie ein Brennglas: Es werden jetzt viele Probleme offensichtlich oder verstärkt, die schon vor der Pandemie bestanden haben." Home-Schooling verstärke die unterschiedlichen Startvoraussetzungen der Jugendlichen noch.

Strohmayr forderte deshalb soviel Präsenzunterricht wie möglich. Außerdem müsse es weniger Leistungsdruck geben. "Dieses Jahr ist kein normales Jahr", sagte Strohmayr.

Junge Geflüchtete: Weniger soziale und private Ressourcen

Auf die besondere Situation junger Geflüchteter wies die Grünen-Abgeordnete Gülseren Demirel hin. Bei ihnen sei Home-Schooling aufgrund mangelnder Ausstattung oft kaum möglich, warnte Demirel.

Alle jungen Geflüchteten müssten unabhängig von der Art ihrer Unterbringung Zugang zu Computern oder Tablets und vor allem zu einem Internetanschluss bekommen.

Auch eine Studie, die auf dem Fachtag vorgestellt wurde, machte die besonderen Probleme junger Geflüchteter deutlich. Sie hätten weniger soziale und private Ressourcen als andere Jugendliche, erklärte Wolfgang Schröer, Professor am Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Uni Hildesheim und Mitinitiator der Studie.

Da sie in vielerlei Hinsicht in einer Übergangssituation seien, seien sie besonders von sozialen Beziehungen und Kontakten abhängig, die durch die Einschränkungen in der Corona-Pandemie vielfach wegfielen.

Grünen-Abgeordnete Demirel fordert mehr Stellen in der Asylsozialberatung

Auch die Beziehung zu Familienmitgliedern in anderen Ländern sei durch die Kontaktbeschränkungen besonders erschwert. Gülseren Demirel betonte ebenfalls die Bedeutung sozialer Kontakte für junge Geflüchtete.

Sie seien besonders von der Hilfe Ehrenamtlicher abhängig, durch die sie eine soziale Bindung und Stärkung erführen. Auch das finde während der Corona-Pandemie gar nicht mehr oder nur eingeschränkt statt.

Demirel forderte deshalb mehr dezentrale Unterbringung von Geflüchteten. Aktuell würden Massenunterkünfte teilweise bei einem einzigen Infizierten mehrere Wochen unter Vollquarantäne gestellt. Die Menschen seien dann in ihren Zimmern eingeschlossen und hätten keinerlei soziale Kontakte mehr. Außerdem forderte Demirel deutlich mehr Stellen in der Asylsozialberatung.