Eine davon ist sicher die Hartnäckigkeit. Die zeigt sich daran, wie die Einladung Bedford-Strohms gelaufen ist: "Ich habe es erst mit direktem Schreiben, dann offiziell über den Dienstweg versucht. Nach zwei Jahren kam die Zusage", erinnert sich Sabine Winkler, Mitglied des Kirchenvorstands und Vorsitzende des Kirchenbauvereins. Eigentlich wäre am Palmsonntag in der rund 3.000 Mitglieder starken Kirchengemeinde Konfirmation, aber eine Terminzusage des Landesbischofs sagt man eben nicht so einfach ab.

St. Bartholomäus: Kirchengebäude vor 75 Jahren zerstört

Typisch ist aber auch die Identifikation mit dem Kirchengebäude. Vor 75 Jahren wurde das Haus durch die Bomben der Alliierten zerstört. Das andere, eher unglückliche Jubiläum, dem die Wöhrder in diesem Jahr gedenken. Vor 61 Jahren war der Wiederaufbau abgeschlossen. In diese Zeit fällt die Gründung des Kirchenbauvereins, der sich verschiedenen Projekten wie der Sanierung der Orgel oder zuletzt dem Anschaffen eines Kerzentischs angenommen hat und der die Geschichte der Bartholomäuskirche bewahrt. Weitere Projekte befassten sich mit dem Gemeindehaus und dem Wöhrder Friedhof mit seinem historischen Totengräberhäuschen.

"Einmal Wöhrder, immer Wöhrder"

diese Einstellung hört Pfarrerin Regina Fritz oft von hier geborenen Menschen, die darauf Wert legen, dass Wöhrd einst die Nürnberger Vorstadt war, und die hier getauft, verheiratet und beerdigt werden wollen. Die Beharrlichkeit hat Tradition: Einst mussten die Wöhrder den Gottesdienst in St. Sebald besuchen, weil der dortige Pfarrer deren Pläne für eine eigene Kirche vor Ort boykottierte. Daraufhin bauten die Wöhrder einfach die Kirche selbst. Der "Wöhrder Sturkopf", wie Pfarrerin Fritz es nennt, hatte sich durchgesetzt.

Andererseits zeigen sich die Wöhrder auch Fremden gegenüber sehr offen und machen die Kirche für Interessierte auch außerhalb der Gottesdienstzeiten zugänglich. Die ehrenamtlichen Kirchenhüter sind dann hier anzutreffen, führen Gespräche mit Gästen, die beispielsweise vom Wöhrder See aus in die Stadt flanieren und einen Blick in den Kirchenraum werfen.

"Menschen, die beten wollen, finden bei uns einen Ort der Stille, Kirchen- und kunsthistorisch interessierte Touristen Sehenswürdigkeiten", sagt Regina Fritz.

Barthel-Figur der Bartholomäuskirche

Eine davon ist eher unscheinbar: die silberne Barthel-Figur, die links unter der Empore an der Wand zu finden ist. Ein Wahrzeichen, vor dem sich die "echten Wöhrder" am 24. August, dem Tag des heiligen Bartholomäus, andächtig verneigen.

Tradition ist das eine – die Jugend schläft aber nicht. Seit zwei Jahren sorgt Jugendreferentin Inga Ludvigsen dafür, dass die Konfirmanden-Jahrgänge mit dem Nachwuchs der benachbarten Gemeinde Maxfeld eine Gemeinschaft bilden. Dazu gehören nicht nur Gruppenabende oder Freizeiten, es wird auch mal eine Kinder-Lesenacht oder ein Streitschlichter-Lehrgang besucht. "Regelmäßig treffen wir uns zum Kochen, Quatschen und Planen, wie sich die Jugend in den Gemeinden einbringen kann", erklärt Max Präß. Nach dem Besuch des Landesbischofs steht am Samstag darauf die Osternacht an, die von den Jungen mitorganisiert wird. Man sieht: In Wöhrd geht es in die nächsten 600 Jahre. Mit dem "Wöhrder Sturkopf".