1948 war der Verein auf Initiative der US-Militärverwaltung als deutschlandweit erste GCJZ gegründet worden. "Ein friedliches Miteinander in der Gesellschaft war die Gründungsidee", sagt der evangelische Vorsitzende Reiner Schübel auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd).  

Antisemitismus sei aber auch 70 Jahre später immer noch ein Thema. Mit Schulkooperationen und neuen Formaten wolle der Verein deshalb gerade für junge Menschen Begegnungsmöglichkeiten schaffen und bei Demonstrationen "Gesicht zeigen, wenn Menschen mit rassistischen oder rechtsextremen Äußerungen auf die Straße gehen", sagt der Kirchenrat. Neben zahlreichen Bildungsveranstaltungen wie der "Woche der Brüderlichkeit" biete der 450 Mitglieder starke Verein auch einen Stammtisch für ungezwungene Gespräche, Seminare zur Lehrerfortbildung und Exkursionen, um jüdisches Leben andernorts kennenzulernen, sagt Schübel.

Der 53-Jährige ist seit 2010 evangelischer Vorsitzender der Münchner GCJZ, zu der seit 1957 auch die Filialgesellschaft in Regensburg gehört. Obwohl ein kleiner Verein, sei die GCJZ doch bestens in der Stadtgesellschaft vernetzt: Zu den Partnern zählen die Israelitische Kultusgemeinde, die liberale Gemeinde Beth Schalom, das Jüdische Museum und das NS-Dokumentationszentrum, die Evangelische Stadtakademie, das Münchner Bildungswerk und viele mehr.

Verjüngung des Vereins nötig

Eine Herausforderung zum 70. Geburtstag ist die notwendige Verjüngung des Vereins. Deshalb plant Schübel, der im Hauptberuf das Referat für Diakonie der Evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern vertritt, mit seiner katholischen Co-Vorsitzenden Gabriele Rüttiger und dem jüdischen Vorsitzenden Abi Pitum neue Angebote für die jüngere Generation. Highlight könnte das "interreligiöse Nachtcafé" werden, das ab Herbst 2018 drei- bis viermal pro Jahr Studierende und junge Erwachsene in Bars und Cafés zusammenbringen soll. "Wir wollen mit jungen Künstlern, Schriftstellern, Sportlern über die Symbolwelten und religiösen Szenen unseres modernen Lebens ins Gespräch kommen", erklärt Schübel. Auch Muslime seien dazu eingeladen. "Unser Ziel ist es, auch eine Brücke zum Islam zu schlagen", sagt der Theologe.

Mit dieser inhaltlichen Erweiterung wendet sich der Blick der GCJZ wieder in die Zukunft, wie schon 1948. "Damals wollte man die deutsche Gesellschaft neu aufbauen, man hat Lehrpläne geändert und Schulbücher überarbeitet und in den Kirchen ein Umdenken beim jahrhundertealten Antijudaismus angestoßen", fasst Reiner Schübel zusammen. Erst später, als die gesellschaftliche Sprachfähigkeit über den Holocaust gewachsen war, sei die Erinnerungsarbeit ins Zentrum der Arbeit gerückt. Ihm selbst sei die persönliche Begegnung zwischen Christen und Juden ein Herzensanliegen: "Dadurch wächst Sympathie und Freundschaft, und so entsteht Verständnis", sagt der Pfarrer.

Neben der Münchner Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gibt es deutschlandweit über 80 GCJZs. Sie versammeln sich unter dem Dach des 1949 gegründeten "Deutschen Koordinierungsrats", dessen Schirmherr traditionell der amtierende Bundespräsident ist.  Die bekannteste Veranstaltung der GCJZ ist die "Woche der Brüderlichkeit", die jedes Jahr Anfang März stattfindet.