Herr Stiegler, was sagen Sie den Kirchenvorständen, die um ihre Filialkirchen bangen?

Klaus Stiegler: Wir müssen uns diesen Fragen nach den Gebäuden stellen. Und wir müssen uns darauf einrichten, dass das, was in guten Jahren gewachsen und geschaffen worden ist, allumfänglich nicht mehr aufrechtzuerhalten ist, selbst beim allerbesten Willen nicht.

Welche Vorgaben macht die bayerische Landeskirche dazu?

Stiegler: Gesamtkirchlich gibt es die Vorgabe, dass in Gemeinden, in denen es mehrere Kirchen gibt, Haupt- und Filialkirchen zu identifizieren sind. Das ist ein eindeutiges Signal, dass auch bei Kirchen, die die sensibelsten Gebäude sind, Fragen nach der künftigen Erhaltung zu stellen sind. Es gibt kein Versprechen, dass alle kirchlichen Gebäude aufrechtzuerhalten sind, das können wir in dieser Zeit nicht geben. Das wäre nicht verantwortlich.

Wie werden die Kirchengemeinden vor Ort eingebunden?

Stiegler: Die Gespräche und Entscheidungen sind immer ergebnisoffen und zusammen mit den jeweiligen verantwortlichen Gremien und Kirchenvorständen zu treffen. Die Frage, wo ist mit gesamtkirchlicher Unterstützung zu rechnen und wo ist es nicht mehr möglich, das gilt es im Einzelfall auszutarieren.

Wie sähe ein Prozess im Idealfall aus?

Stiegler: Dass man mit großer Offenheit die Frage über die Kirche hinaus, in den jeweiligen Ort, in die Stadt, in den Sozialraum stellen und kreativ überlegen sollte, gerne auch ökumenisch, wie eine zukünftige Nutzung aussehen könnte.

Und wenn eine Erhaltung mit privater oder öffentlicher Hilfe gelingt?

Stiegler: Dann unterstütze ich das und werde es forcieren. Die Frage ist, wie lange trägt so etwas und wie belastbar sind solche Konstrukte. Aber dass Menschen mit Herzblut über ihre Kirchen nachdenken, verstehe ich. Dieser Prozess sollte gesamtkirchlich eingebunden sein und von den Bauabteilungen im Kirchengemeindeamt und in München begleitet werden. Es ist der Wille vorhanden, gute Lösungen für diese schwierigen und sensiblen Fragen zu finden.