"Ich gebe mich nicht zufrieden mit der Welt wie sie ist!", sagte der Ratsvorsitzende Bedford-Strohm in seiner aus der Münchner St. Martinskirche per Zoom übertragenen Predigt.

"Glaube ist nichts rein Jenseitiges! Die Liebe, die Jesus als Zusammenfassung aller Gebote Gottes gesehen und selbst ausgestrahlt hat, ist jetzt schon in unserem Leben relevant." Gerechtigkeit und Frieden seien nichts, was allein ins Jenseits gehöre. "Sie sollen jetzt schon unter den Menschen sichtbar und erfahrbar werden."

Hunger in der Welt

Konkret benannte Bedford-Strohm die Überwindung des Hungers in der Welt als eine der dringlichsten Aufgaben: Die Bitte "Unser täglich Brot gib uns heute" aus dem Vater Unser rufe zur Dankbarkeit auf. "Zugleich aber werden wir dadurch auch darauf hingestoßen, wie skandalös es ist, dass jeden Tag 8.500 Kinder unter fünf Jahren sterben, weil sie kein täglich Brot bekommen, obwohl genügend Nahrungsmittel für alle auf dieser Welt vorhanden sind."

"Wir haben uns so daran gewöhnt, dass wir das Skandalöse an diesem täglichen hungerbedingten Sterben gar nicht mehr wahrnehmen", sagte Bedford-Strohm.

Veränderungen in der Kirche

Der EKD-Ratsvorsitzende richtete seinen Blick aber auch auf notwendige Veränderungen in der Kirche. Die Vorbereitung des Zoom-Gottesdienstes habe vieles von dem gezeigt, was er sich für die Zukunft der Kirche wünsche: "Dass wir das Priestertum aller Gläubigen ernst nehmen, das insbesondere für die evangelische Tradition so wichtig ist."

So sei die Initiative für den Gottesdienst aus den Zoom-Proben eines Gospelchors  entstanden und habe schnell Begeisterung geweckt und immer mehr Menschen einbezogen.

"Die Konfession spielt bei diesem Gottesdienst keine Rolle. Das ist die Zukunft. Die Zukunft der Kirche wird eine ökumenische sein!", so Bedford-Strohm. Zudem hätten viele Menschen den Gottesdienst mitgeplant, die sich von den traditionellen Formen nur bedingt angezogen fühlten.

"Genau da wollen wir hin! Die Mauern unserer Kirchen, in die so viele Segensgeschichten eingeschrieben sind, die aber manchmal auch Menschen fernhalten, diese Mauern öffnen, viel frische Luft und - mehr noch - frischen Wind hereinlassen, alle willkommen heißen, einladende Kirche sein und damit ausstrahlen, wovon wir sprechen", sagte der EKD-Ratsvorsitzende.