Die tatkräftige Anteilnahme für gut integrierte Flüchtlinge, die neue Verteilung der Pfarrstellen und die Klima-Debatte haben am Montag den Auftakt der in Bamberg tagenden evangelischen Landessynode bestimmt. In seinem Bericht vor den 108 Synodalen sprach sich der Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm entschieden gegen die Abschiebung von Flüchtlingen aus, die im Land Fuß gefasst haben oder zum Christentum konvertiert sind. Es mache keinen Sinn, dass diese Menschen angesichts der vorhandenen Engpässe an Arbeitskräften abgeschoben werden, sagte Landesbischof Bedford-Strohm.
Noch weit mehr Kopfschütteln und Empörung löse es jeweils vor Ort aus, wenn Menschen, die in evangelischen Kirchengemeinden engagierte Gemeindemitglieder geworden sind, unter unmittelbarer Abschiebebedrohung stehen, sagte Bedford-Strohm. Mit deutlichen Worten kritisierte er die "Glaubensprüfungen" des Nürnberger Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sowie der Gerichte. Häufig werde aus kirchlicherseits nicht nachvollziehbaren Gründen die Ernsthaftigkeit des Glaubenswechsels von Geflüchteten angezweifelt und auf dieser Basis eine Ablehnung des Asylantrags ausgesprochen.
Unterstützung bekam Bedford-Strohm von seinem österreichischen Amtsbruder Michael Chalupka. Die österreichischen Lutheraner lehnten ebenfalls "Glaubensprüfungen" von Asylinstanzen als "staatliche Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Kirche ab", betonte der Bischof in einem Grußwort. In negativen Bescheiden werde den Flüchtlingen eine "Scheinkonversion" unterstellt. Damit würden auch die an der Taufe beteiligten Pfarrer in Misskredit gebracht.
Vor der Gefahr einer gesellschaftlichen Radikalisierung, etwa in der Klimafrage, warnte unterdessen Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel. Derzeit sei zu beobachten, dass die Sehnsucht nach einfachen Antworten mit der Komplexität der Probleme zunehme, sagte Preidel zur Eröffnung der Synodaltagung. Doch gebe es bei vielen Problemen keine einfachen Lösungen. Apokalyptische Szenarien zur Zukunft Deutschlands oder des Planeten Erde seien "brandgefährlich", sagte Preidel. Sie machten die Menschen blind für die Kraft des Möglichen. Die demokratischen Institutionen seien "besser, verlässlicher und zukunftsfähiger" als viele Kritiker von links und rechts dies formulierten.
Der kirchliche Reformprozess "Profil und Konzentration" (PuK), den die Landessynode angestoßen habe, sei eine "Saat" für die Zukunft, sagte Preidel. Die evangelische Kirche habe eine Zukunft als öffentliche Kirche, wenn sie sich "intelligent vernetzt und gottesnah und menschennah in der Gesellschaft" handelt. Die PuK-Prinzipien griffen auch bereits bei der anstehenden Landesstellenplanung, der Verteilung vor allem der Pfarrstellen in Bayern, sagte der kirchliche Personalchef Stefan Reimers. Analog zu den abnehmenden Mitgliederzahlen sollen auch die Pfarrstellen bis 2023 um zehn Prozent reduziert werden. Bei der Umgestaltung hätten die Dekanate als regionale Kirchenbezirke eine große Gestaltungsmöglichkeit.
Über die Eckdaten der Stellenplanung muss das Kirchenparlament der 2,35 Millionen bayerischer Protestanten bei seiner Tagung in Bamberg entscheiden, wie auch über den kirchlichen Haushalt für das nächste Jahr. Der Haushalt, den Oberkirchenrat Erich Theodor Barzen den Synodalen vorlegte, hat ein Gesamtvolumen von 961 Millionen Euro.