Weil Alterspräsidenten nur ein Amt auf Zeit haben, können sie unbeschwerter mit dem Vorsitz umgehen als jene, die später in diese Funktion hineingewählt werden. Sie nehmen gern die Gelegenheit wahr, unkonventionelle Denk­anstöße zu geben oder unbequeme Wahrheiten auszusprechen.

Das hat Karl Mehltretter aus dem oberbayerischen Raubling am Montag dieser Woche mit einem bemerkenswerten Wort zum Auftakt der Landessynodaltagung in Bayreuth getan. Nicht mit kritischen Bemerkungen zur Lage der Kirche oder der Welt im Allgemeinen, sondern mit unerwartet offenen Anfragen an das Selbstverständnis des bayerischen Kirchenparlaments. Denn Mehltretter (und nicht nur er) beobachtet mit Sorge einen Trend, der bei genauer Betrachtung dem Geist der Landessynode zuwiderläuft.

Viele Synodale arbeiten bei Kirche und Diakonie

Aus gutem Grund ist es das Prinzip der Synode, dass dort nicht die sogenannte Amtskirche dominiert. Laut Kirchenverfassung müssen 60 der 89 zu wählenden Synodalen »Laien« sein; ihnen stehen nur 29 zum geistlichen Amt Ordinierte gegenüber.

Dass diese »nicht Ordinierten« eine große Verbundenheit mit ihrer Kirche haben, macht zweifellos die hohe Qualität der Synode aus. Allerdings: Immer mehr dieser Laien sind hauptberuflich Beschäftigte in kirchlichen oder diakonischen Diensten.

Dies, so Mehltretter, »bildet nicht mehr den Querschnitt unserer Kirche ab«, sodass die echten Ehrenamtlichen jetzt zu einer Minderheit in der Synode zu werden drohen. Auf diese Entwicklung, die sich in den letzten Jahren schleichend vollzogen hat, machte tags darauf auch die neu gewählte Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel in ihrer Antrittsrede aufmerksam und mahnte Handlungsbedarf an.

Querschnitt gefährdet

Tatsächlich könnte die Landessynode, die in gewisser Weise gesetzgebendes und kontrollierendes Organ der Kirche in »Personalunion« ist, sozusagen in einen Gewissenskonflikt mit sich selbst geraten, wenn es beispielsweise um Entscheidungen geht, die sich unmittelbar auf kirchliche Berufsgruppen auswirken und die Entscheider selbst abhängig Beschäftigte dieser Kirche sind.

Karl Mehltretter selbst, der sich von der Synode auch eine klarere und verständliche Sprache wünschte, hat selbst kein Rezept parat. »Ich wollte einen Stein ins Wasser werfen«, sagt er. Jetzt liegt es an der Synode selbst, wie weit dieses Wasser Kreise ziehen darf. Der Begriff des »Laien« muss auf den Prüfstand.

Dossier

Landessynode

Das bayerische Kirchenparlament, auch Landessynode genannt, bestimmt auf ihren Tagungen den Kurs der evangelischen Kirche in Bayern. Die wichtigsten Entscheidungen, aktuelle Entwicklungen sowie Interviews mit den Synodalen finden Sie in unserem Dossier zum Thema Landessynode:   www.sonntagsblatt.de/landessynode