"Ich hab die ganze Zeit gehofft, dass sie  verschoben wird und dass es keine 'Corona-Konfi' gibt, weil ich alle meine Lieben dabei haben möchte und ich mich auch total darauf gefreut habe, dass die Kirche voll ist", sagte die Konfirmandin Kaja Lück.

Lück wäre am Sonntag vor Ostern in Fürth Poppenreuth konfirmiert worden, doch ihre Konfirmation wurde abgesagt. Dabei hatte sie extra einen blauen Spitzen-Traum von Konfi-Kleid selbst genäht:

"Mein Konfikleid! Also ich habe im Internet einen Schnitt gefunden. Ich habe lange überlegt, ob ich mir das wirklich zutraue, aber dann hab ich den bestellt und lange nach Stoff gesucht, hab angefangen und irgendwann hatte ich mein Kleid in den Händen." Für die Konfirmandin war dies eine Menge Arbeit, vieles hat sie sich selbst beigebracht und jetzt: "Bin ich enttäuscht? Einerseits natürlich schon, weil ich mich da wahnsinnig drauf gefreut habe, ein Fest zu feiern, das nur wegen mir gefeiert wird."

Enttäuscht ist auch ihr Pfarrer Benedikt Bruder. Die Kirche ist zwar gerade notgedrungen auch online vertreten, aber alles geht dann doch nicht bei 30 Konfis, 400 Gästen und einem kompletten Wochenende mit Stellprobe, Beichtgottesdienst, Gruppenfoto, Gospel- und Posaunenchor:

"Ich glaube, dass eine Konfirmation ein Fest ist, das von der Begegnung der Konfis untereinander lebt, dass man sieht, wie der andere aussieht, was er für einen Anzug anhat, dass man zusammen kommt und ein Fest feiert. Das halte ich für digital nicht umsetzbar, oder es würde so viel verlieren, dass eigentlich von der Konfirmation nicht mehr viel übrig bleibt."

Für die Konfirmandenmutter Silke Boeder ist es sehr wichtig, dass die ganze Familie beim Fest mit dabei ist, auch die Großeltern. Sie arbeitet außerdem im Pfarramt Poppenreuth – da hat sie das Ohr ganz dicht an den anderen Eltern. Gibt es da nicht ein paar, die total sauer sind und sagen: 'Wir bestehen auf Konfirmation jetzt'?

"Nein, es wurde durchweg die Entscheidung von allen mitgetragen. Ich glaube, dass die Regeln schon richtig sind, der Schutz der Risikogruppen ist wichtiger."

Und das Wichtigste ist ja schon vorher passiert: "Das Konfirmandenjahr", so Pfarrer Bruder:

"Das ist etwas ganz spannendes, da kommen Jugendliche aus ganz unterschiedlichen Schultypen zusammen, Jugendliche vom Land und aus der Stadt und werden eine Gruppe. Da entstehen Freundschaften, da lernen Menschen etwas über ihren Glauben und sie lernen ihre Gemeinde kennen. Das Erwachsenwerden ist auch mit drin. Wer konfirmiert ist darf dann bei der KV-Wahl wählen."

Konfirmation 2020

"Ich hab gelernt, dass Kirche was anderes sein kann, als im Gottesdienst zu sitzen und aufzupassen, dass man nicht vor Langeweile von der Bank fällt, das hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, weil ich das so noch nicht erlebt hatte", erzählt beispielsweise eine Konfirmandin.

Und auch Silke Boeder ist glücklich: "Mein Sohn hat sich sehr lange überlegt zu konfirmieren, ob er will oder nicht, und mich macht es schon stolz, dass er sich dafür entschieden hat, den Weg zu gehen, um seinen christlichen Glauben neu zu bekennen."

Zum Glück gibt es für die diesjährigen Konfirmanden eine alternative Lösung. Die Poppenreuther haben ihre Konfirmation auf den September verschoben – aber ist das realistisch? Was meint die Pfarramtsangestellte: "Die Frage stell ich mir auch, aber wenn wir die Konfirmation so abhalten wie immer, dann sind 300 – 400 Personen in der Kirche. Ob das dann so stattfinden kann? Wir hoffen jetzt einfach, dass es im September stattfinden kann, vielleicht dann mit zwei Gottesdiensten."

Hoffentlich passt das selbstgenähte Konfi-Kleid von Kaja Lück dann noch: "Wenn ich noch wachsen würde, das wäre blöd. Wenn es mir nicht mehr passt, würde ich noch nachträglich einen Reisverschluss reinnähen und wenn das nicht klappen sollte, müsste ich mir was Neues überlegen."