Im Nürnberger Mathilden-Haus ist am Montag ein deutschlandweit neues Angebot in der Hospizversorgung eröffnet worden. Unheilbar kranke Menschen am Ende ihres Lebens können dort tagsüber in das teilstationäre Tages-Hospiz gehen. Mit dem Pilotprojekt schließe man eine Versorgungslücke, sagte der Vorstand des Trägers, des evangelischen Gemeindevereins Mögeldorf, Günter Beucker. Für die Finanzierung gebe es Rahmenverträge für die kommenden zwei Jahre, erklärte Beucker.

Das Tages-Hospiz mit seinen sechs Plätzen werde von Montag bis Freitag von acht bis 16 Uhr geöffnet sein. Es richte sich an Menschen, die unter einer fortgeschrittenen Krankheit litten, aber nicht bettlägerig seien und noch zu Hause wohnen, erklärte die Leiterin der Einrichtung, Sabine Wittmann. Das können Menschen mit einer Krebsdiagnose oder Multipler Sklerose sein. "Wir sehen den Bedarf da, wo Angehörige oder Freunde ihrem Beruf nachgehen oder überlastet sind, oder bei Menschen, die allein sind", sagte sie. Bisher müssten diese Menschen in einem solchen Krisenfall in ein Krankenhaus gehen.

In einer großen Wohnküche und einem hellen Wohnzimmer sollen die Gäste des Tages-Hospiz gemeinsam den Tag erleben, sagte Wittmann. Es werde eventuell zusammen gekocht oder gespielt, Gespräche geführt, Spaziergänge gemacht oder Feste gefeiert. Beschäftigungsangebote wie Gedächtnisübungen oder Kunsttherapien seien angedacht.

Die Besucher können aber auch in privaten Zimmern ausruhen oder Pflege bekommen. Sie bringen ihre medizinisch nötigen Geräte, zum Beispiel Sauerstoffgeräte, und die Medikamente von zuhause mit.

Therapien, Essen oder Behandlungspflege gibt es in dem Tageshospiz. Man arbeite eng mit den Hausärzten zusammen, sagte Wittmann. Drei Pflegekräfte würden die Gäste begleiten, dazu kämen Hauswirtschaftkräfte mit Palliativcare-Zusatzausbildung und ehrenamtliche Begleiter.

Der Gemeindeverein Mögeldorf führt seit 22 Jahren ein stationäres Hospiz und hat einen ambulanten Hospiz- und Palliativdienst. Fünf Prozent der Hospizarbeit müsse der Diakonieverein selbst finanzieren, das seien rund 70.000 Euro pro Jahr, sagte Beucker. Es könne nicht sein, dass ein wichtiger Bereich der Gesundheitsversorgung auf Spendengelder angewiesen sei, kritisierte er.

In der Probephase von zwei Jahren wird die Arbeit des Tageshospiz, für die es noch keine Erfahrungen gibt, wissenschaftlich begleitet, erklärte Vorstand Beucker. Voraussichtlich werde der Lehrstuhl für Palliativmedizin der Ludwig-Maximilian-Universität München Daten sammeln, sagte er. Die Schirmherrschaft über das Projekt hat Karin Baumüller-Söder übernommen, die Frau des bayerischen Ministerpräsidenten.