Gut 13 Jahre war der 52-Jährige Pfarramtsführer in München-Milbertshofen. Ein Herzensthema in seiner Zeit an der Dankeskirche war das Engagement für Bedürftige im Stadtteil. "Hartz IV reicht in einer Stadt wie München nicht zum Leben", sagt Weigl trocken – erst recht nicht, wenn auch noch die Waschmaschine kaputtgeht.

Dass Menschen in solchen Fällen bei der Kirche – neben Gesprächen und Hilfe bei Anträgen – schnelle, unbürokratische Hilfe finden, war dem Pfarrer und seinem Kirchenvorstand immer wichtig. Ein eigener, über die Gabenkasse finanzierter Posten im Haushalt der Dankeskirche ist deshalb für diesen Zweck reserviert.

Starker sozialer Partner im Stadtviertel

Außerdem lädt die Sonntagsküche seit 2009 jede Woche zum Essen ein: 30 Gäste werden Woche für Woche von Ehrenamtlichen bekocht. Traditionell eng ist die Zusammenarbeit mit der Diakoniestation, die eine Hausnummer weiter ihre Arbeit macht. Das starke soziale Engagement der Gemeinde habe die Protestanten zu einem "Player" im Stadtviertel gemacht, der von der Kommunalpolitik "deutlich und positiv wahrgenommen wird", sagt der Pfarrer.

Zugleich strahlt der diakonische Ansatz der Gemeinde auf viele weitere Aktivitäten ab. Konzerte in der Dankeskirche kosten keinen Eintritt und der jährliche Berggottesdienst an der Unteren Firstalm ist mit dem Bus erreichbar. "Unser Leitspruch ist: Kirche für alle sein", sagt Christian Weigl. Angebote mit Eventcharakter seien attraktiv, aber wichtiger sei die Haltung der Mitarbeitenden. "Die Menschen im Viertel sollen Kirche wahrnehmen als Ort, an dem jeder willkommen ist", ist der Pfarrer überzeugt.

Marktkirche: Spirituelle Verschnaufpause

Da passt auch das Angebot der "Marktkirche" dazu, die parallel zum Wochenmarkt am Freitagnachmittag die Türen für eine 20-minütige Andacht öffnet. "Manche schneien zufällig herein, andere legen ihren Einkauf extra auf diese Zeit, weil sie die Andacht so schön finden", sagt Weigl.

So gruppieren sich um die großen Linien der Gemeinde – die übrigens auch ökologisch Gockel-zertifiziert ist – viele kleine Ideen, die das große Ganze bunt und freundlich machen. Jüngstes Projekt: das Tauschhäusl, ein bunt bemalter Holzschrank, über den ausgelesene Bücher oder ausrangiertes Geschirr weitergereicht werden. "Solche kleinen Angebote sind liebenswert und signalisieren, dass es hier eine Aufmerksamkeit für die kleinen Dinge des Lebens gibt", sagt Weigl.

Atelier im Pfarrhaus

Dennoch kommt der Orts- und Amtswechsel für den Katzenfreund zur rechten Zeit. "Nach 13 Jahren ist es Zeit für etwas Neues", sagt er. Zusammen mit Ehefrau Andrea und Stubentiger Mimi zieht der frischgebackene Dekan bald ganz in Freising ein. Ein Zimmer im Pfarrhaus ist für sein Atelier reserviert: In der Malerei – "groß und in Öl" – findet der Theologe, der sich auch ein Kunststudium hätte vorstellen können, seinen Ausgleich zur Arbeit.

Da seine Frau Schulleiterin an einer Freisinger Realschule ist, bewegt sich die Familie auf bereits vertrautem Terrain. Und Christian Weigl, der auch stellvertretender Dekan im Prodekanat München-Nord war, freut sich auf die Arbeit mit den neuen Kollegen und auf neue Gestaltungsmöglichkeiten. "Ich bin jemand, der gern leitet", sagt Weigl, "ich mag Teams und hole gern Leute ins Boot."

Klare Haltung zu 3. Startbahn

Dass im Dekanat Freising mit Gemeinden wie Au, Oberallershausen oder Moosburg viel mehr "Land" als bisher auf ihn wartet, ist für Weigl wie eine kleine Heimkehr. "Ich bin in einem Dorf bei Pfaffenhofen an der Ilm aufgewachsen, mein Vikariat habe ich in Bad Füssing gemacht", erzählt der Theologe, der Stadt und Land gleichermaßen schätzt.

Beim Freisinger Dauerthema "3. Startbahn" ist Weigl ganz auf der Linie der Freisinger Protestanten: Freising habe vom Flughafen profitiert, aber auch dafür bezahlt – "jetzt ist es gut, weiter muss es nicht mehr gehen". Ob ihm der mächtige Schatten des katholischen Doms über Freising Respekt einflößt? Weigl lacht und zuckt nur kurz die Schultern: "Ob progressiv oder konservativ – ich habe immer einen Weg mit meinen katholischen Kollegen gefunden."