Es ist für alle ein Novum: 34 evangelische und katholische Studierende aus Erlangen, Nürnberg und Bamberg, die Pfarrerinnen, Religionslehrer oder Diakone werden wollen, kommen zusammen, um sich drei Tage lang mit dem vielschichtigen Thema "Christliche Lebenskunst" auseinanderzusetzen. Einer der Veranstalter des Blockseminars in Rothenburg ob der Tauber ist der Studienleiter für Diakonik an der Evangelischen Hochschule Nürnberg, Professor Thomas Popp.

 

Herr Popp, was muss man sich denn unter einem christlichen Lebenskünstler vorstellen?

Popp: Ein Mensch, der dialogfähig und profiliert zugleich ist. Jemand, der gelassen, mit offenen Augen durch die Welt geht und wertschätzt, wie die anderen Herausforderungen meistern. Er nimmt das Schöne in der Welt wahr, aber auch das Brüchige im eigenen Leben und im Leben der anderen. Christliche Lebenskunst will keine Selbstoptimierung oder das Leben perfekt machen. Sie ist auch immer ein starkes Plädoyer für unvollkommene Biografien und den Mut zur Unvollkommenheit. Es reicht, dass Gott vollkommen ist.

Und was kommt bei dem Seminar auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu?

Popp: Sie bekommen schöne Anregungen aus der Philosophie, aus der Theologie, aus der Kunst, und durch lebendige Menschen. In der Lebenskunst spielen Vorbilder eine zentrale Rolle. Wir sprechen von Sokrates, Jesus und Paulus und in der Gegenwart von Vorbildern wie Mutter Theresa, die auch Phasen der Fragilität in ihrem Leben hatte. In der Tagungsstätte Wildbad sind wir an einem Lebenskunst-Ort. Unser Kooperationspartner, Tagungsstättenleiter Wolfgang Schuhmacher, ist selbst eines dieser Vorbilder einer dialogfähigen und profilierten Lebenskunst. Er ist Yoga-Lehrer, und die Studierenden werden mit ihm eine Yoga-Einheit absolvieren und das dann reflektieren. Lebenskunst ist ein Gegenentwurf zur Verkopfung der Theologie in der Gegenwart, die in der Gefahr steht, den Alltagsbezug aus den Augen zu verlieren.

Mussten Sie die Teilnehmer zu diesem speziellen Seminar mit dem Lasso einfangen?

Popp: Von der Resonanz für das "Interdisziplinäre Blockseminar" in Rothenburg waren wir sehr überrascht. Das war ein Selbstläufer, obwohl es für die Studierenden keine Pflicht, sondern Kür ist. Wir haben jetzt schon beschlossen, dass wir nächstes Jahr eine Zweitauflage des Seminars bieten, damit noch andere, die Lust haben, auf diesen Lebenskunst-Zug aufspringen können. Trotz unterschiedlicher Bezuschussungskanäle haben wir es geschafft, den Eigenbetrag aller Studierenden mit 40 Euro in einem angemessenen Rahmen zu halten. Der neue Wein des Miteinanders der Berufsgruppen in der Ausbildung braucht aber strukturell noch neue Schläuche. Momentan haben wir noch für jede Berufsgruppe unterschiedliche Fördermöglichkeiten.

 

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