Der Luther-Rundweg ist sieben Kilometer lang und beginnt an der Kirche St. Georg in der Dorfmitte mit seinen schmucken Fachwerkhäusern. Der Ort am Südrand des Steigerwalds lebt von Landwirtschaft, kleinen Handwerksbetrieben, sanftem Tourismus und Weinbau. Mit seinem hohen Kirchturm grüßt St. Georg weit ins Land hinein.

Es ist ein ungemütlicher Freitagmittag: Der Wind pfeift, das Thermometer zeigt gerade mal zwei Grad, und immer wieder fällt Regen. Also schnell rein in die Kirche St. Georg, die zusammen mit dem Rathaus und einem Gasthaus die Ortsmitte prägt.

In der linken Ecke des Gotteshauses vor dem Altar aus dem Jahr 1801 stehen ein alter massiver Tisch mit Schreibfeder, Lutherbibel und hölzerne geschwungene Stühle in Herzform im Rückenbereich. An der Wand lehnt eine alte Holztür, auf einer Kommode davor liegen ein Hammer, Nägel und Papier. Eine Art Lutherstube, beschreibt Pfarrer Reinhard Kern das ungewöhnliche Eckchen in der Kirche. "Sie können sich Informationen über Martin Luther holen und ein paar Bilder anschauen", sagt der Geistliche, der in eine dicke graue Winterjacke eingepackt ist. "Und natürlich können Sie Ihre These zur Kirche an die Luthertür nageln. Was möchten Sie der Kirche ins Stammbaum schreiben? Das darf ruhig mal richtig hämmern und klingen in der Kirche."

Reinhard Kern, Marianne Freimann und Monika Strauß über den neue Luther-Rundweg in Markt-Nordheim

»Denkamal«-Tafel »Freiheit« des Rundwegs »Lutherworte – Lebenswege« in Markt Nordheim.
»Scho entdeckt?«. Der fränkische Dialekt findet auf jedem Schild seinen Platz. »Denkamal«-Tafel »Freiheit« des Rundwegs »Lutherworte – Lebenswege« in Markt Nordheim.

Drei Thesen sind schon angeschlagen, aber Pfarrer Reinhard Kern hofft auf mehr. Beflügelt durch die Luthertür, hatte er die Idee zu einer Wette. Wenn es die Markt Nordheimer bis zum Sommer schaffen, 95 Thesen an die Tür zu schlagen, dann spendiert er im Gegenzug "ein gut lutherisches Fässchen Bier" bei einem Gottesdienst im Freien im Pfarrgarten, sagt der Ortspfarrer und kann sich ein Lachen nicht verkneifen.

Rund ein halbes Jahr haben die Arbeiten an dem Rundweg gedauert. Das erste Schild mit einem Lutherzitat steht gleich links neben der Georgskirche. Dann führt der Weg zum Dorf hinaus zu einem Bach, danach um den Weinberg herum und zurück. Wanderer, die nicht so gut zu Fuß sind, können den Weg auch in Teilabschnitten begehen. "Wir haben schon darauf geachtet, dass auch nicht ganz so fitte Spaziergänger den Weg gehen können. Es ist ein kleineres steiles Stück dabei, aber sehr viel bergab. Und der zweite Teil ist relativ eben", beschreibt Marianne Freimann, die ehrenamtlich mit angepackt hat.

Der bekannte schwarz-weiße Lutherkopf vor rotem Hintergrund dient als Wegweiser durch die reizvolle Landschaft. Zehn Ehrenamtliche – mit Unterstützung von Landwirten und Weinbauern – setzten mit schwerem Gerät die Pfosten für die zwanzig Schilder. Davor wählte ein Team um Pfarrer Reinhard Kern die Stellen aus, damit Zitat und Landschaft gut zusammenpassen. An einem kleinen Weiher mit viel Schilf drumherum steht beispielsweise: "Die Hilfe Gottes ist unser weiter Raum, der uns frei und fröhlich macht." Darunter der Psalm 31,9: "Du, Gott, stellst meine Füße auf weiten Raum."

Marianne Freimann packte viele Stunden mit an und setzte sich ehrenamtlich für das Projekt Lutherstube und Lutherrundweg in Markt Nordheim ein.
Warum wir das so machen? »Wir haben eine wundervolle Landschaft: Es sind Berge da, aber nicht zu steil. Wir haben Weinberge, das Feld arbeitet für die Menschen. Wir haben Wald, aber trotzdem Weite. Wir haben eine sehr kontrastreiche Landschaft, einfach ein wunderbares Geschenk. Und die Lutherworte mit der Landschaft in Einklang zu bringen und sie wirken zu lassen: Landschaft und Worte – das war eine große Herausforderung«: Marianne Freimann packte viele Stunden mit an und setzte sich ehrenamtlich für das Projekt Lutherstube und Lutherrundweg in Markt Nordheim ein.

Und neben dem Lutherkopf unten auf dem Schild die Frage: "Scho entdeckt?" Der fränkische Dialekt findet auf jedem Schild seinen Platz – so nennt das ehrenamtliche Team die Stationen mit den Lutherzitaten in dem extra gedruckten Flyer auch "Denkamal-Tafeln".

Auf dem Weg durch Wald, über Wiese, Stock und Stein warten auf die Spaziergänger auch immer wieder kleine Hindernisse, die zu überwinden sind: Bachläufe, die über große Steine überquert werden müssen. "Das ist auch ein schöner Gedanke, die Spaziergänger helfen sich gegenseitig, um auf die andere Seite zu kommen", erklärt Pfarrer Reinhard Kern, der gerade Marianne Freimann die Hand reicht und sie den kleinen Hügel am Bach nach oben zieht.

An einer Stelle am Gewässer mit herrlichem Blick in die Weite der Landschaft stehen Bänke und Tische. Ein idealer Ort zum Rasten. Auch das Gasthaus mit Biergarten gegenüber der Kirche hat sich etwas Besonderes einfallen lassen: Es bietet Speisen wie zu Luthers Zeiten. Vertrauensfrau Monika Strauß wählte mit den anderen Ehrenamtlichen die Zitate aus, ihr Ehemann Hans war eher für das Praktische zuständig und half, die Pflöcke in den Boden zu schlagen. "Wir sind eine sehr aktive, lebendige Gemeinde mit Kirchen- und Posaunenchor. Und vielleicht strahlt unser Projekt ein Stück weit in die Region hinaus", stellt der Altbürgermeister von Markt Nordheim fest.

Und der Rundweg mit den Lutherzitaten ist auch langfristig über das Reformationsjubiläum hinaus angelegt. Die Schilder halten mindestens zehn Jahre durch, sagt Pfarrer Reinhard Kern.