Wie Mathias Hartmann, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Neuendettelsau, in Himmelkron mitteilte, seien die Formalitäten bis auf die offizielle notarielle Beurkundung abgeschlossen. Auch nach dem Verkauf werde die Diakonie allerdings für einen Zeitraum von acht bis zehn Jahren noch Mieter der Wohnheime bleiben, bis alle Bewohner ein neues Domizil in dezentralen Wohngruppen gefunden hätten.

Bei dem Käufer handelt es sich nach Worten Hartmanns um einen vertrauenswürdigen und erfahrenen Investor aus Oberfranken, der vorerst jedoch ungenannt bleiben wolle.

Ein konkretes Konzept über die künftige Nutzung gebe es noch nicht, aber es solle eine "nachhaltige Nutzung" sein: "Das Schlimmste wäre ja, wenn eine solche Immobilie nicht mehr genutzt würde und verfällt", sagte Hartmann. Auch über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. Der Betrag liege aber unter den rund 3,3 Millionen Euro, für die vor einigen Jahren die Immobile über einen Makler im Internet angeboten worden war.

Ausschlaggebend für den Verkauf seien freilich keine finanziellen Gründe gewesen. Das denkmalgeschützte Gebäude erfüllt laut Hartmann längst nicht mehr die aktuellen Anforderungen an die Barrierefreiheiten der 154 Wohnplätze für Menschen mit Behinderung. Bereits vor mehreren Jahren wurde deshalb der Abschied von den historisch gewachsenen Großeinrichtungen in der Behindertenhilfe eingeleitet.

Himmelkron Schild Schloss

Dafür gebe es mittlerweile nicht nur klare gesetzliche Vorgaben: "Menschen mit Behinderung und ihre Familien haben heute klare Vorstellungen davon, wie sie wohnen wollen", sagte dazu Jürgen Zenker, Vorstand Dienste für Menschen bei der Diakonie Neuendettelsau. Im Zuge der Dezentralisierung entstehen in der Region schrittweise sieben kleinere Wohneinheiten mit jeweils 24 Plätzen. Wann das Projekt abgeschlossen sei, hänge in erster Linie davon ab, wie schnell die dafür notwendigen staatlichen Zuschüsse fließen.

Zu den verkauften Gebäuden zählen neben dem im Kern mehr als 700 Jahre alten Kloster unter anderem eine bisherige Werkstatt und eine Förderstätte, für die bereits Ersatzbauten in der Nachbargemeinde Neuenmarkt geplant sind, ebenso wie der weitläufige Schlosspark.

Die Klosterkirche aus dem 15. Jahrhundert mit dem historischen Kreuzgang und dem Stiftkirchenmuseum bleiben im Besitz der bayerischen evangelischen Landeskirche. Auch der vor kurzem für rund 700.000 Euro restaurierte markgräfliche "Roter-Adler-Saal" im Schloss soll weiter für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden können. Als Standort von rund 250 Wohnplätzen und weiteren Einrichtungen der Diakonie wie der Fachschule für Heilerziehungspflege und Heilerziehungspflegehilfe werde Himmelkron künftig weiter gestärkt.

Das Zisterzienserinnenkloster Himmelkron wurde im Jahr 1279 gegründet und diente ab dem Ende des 17. Jahrhunderts als Schloss für die Markgrafen von Bayreuth-Kulmbach. Im 19. Jahrhundert lebten in den Gebäuden vor allem arme Menschen, Tagelöhner oder Weber, bis der evangelische Himmelkroner Ortspfarrer Friedrich Langheinrich dort im Jahr 1892 ein Heim für Behinderte eröffnete. Bereits sechs Monate später übernahm die Diakonie Neuendettelsau die Trägerschaft und baute in der Folgezeit Himmelkron zu einer der größten Behinderteneinrichtungen in Bayern aus.