Für die einen ist es bisher ein Großprojekt in Beton, das nicht zur Kirche passt. Für die anderen ist es ein Zukunftsprojekt, von dem Ausbildung, Fortbildung und Jugend in der Kirche profitieren sollen und das sich außerdem noch rechnet. Öffentlich diskutiert haben die Evangelischen über das Vorhaben in Nürnberg noch nicht. Mit einem Antrag bei der Tagung der Landessynode der evangelischen Kirche in dieser Woche in Bamberg wollen zwei Synodenmitglieder nun dafür sorgen, dass über die Zukunft des Gebäudes nicht mehr nur in den Gremien gesprochen wird.

Es geht um große Summen: Die Landeskirche hat vor zwei Jahren 49 Millionen Euro für die ehemalige Oberpostdirektion bezahlt. Um den Komplex im Besitz der Kirche zu sanieren, sollen noch einmal 100 Millionen Euro nötig sein, heißt es. Derzeit ist darin die AOK als Mieter untergekommen, die aber Ende 2020 ihre neu gebaute Zentrale beziehen will.

Immobilienkauf in Nürnberg

Zunächst war der Kauf des Gebäudes mit rund 25.000 Quadratmeter Bürofläche als sogenannte Ertragsimmobilie geplant - um mit den Mieteinnahmen auch die Altersversorgung der kirchlichen Mitarbeitenden mitzufinanzieren. Schnell war aber auch im Gespräch, das Gebäude am östlichen Rand der Nürnberger Innenstadt als Dienstimmobilie zu nutzen. Besonderen Platzbedarf meldete die Evangelische Hochschule an, die aus allen Nähten platzt, und die Fachakademie für Sozialpädagogik der Rummelsberger Diakonie.

Außerdem fragte die Landeskirche ab, welche kirchliche Dienststelle mit Sitz in Nürnberg außerdem in der Bayreuther Straße unterkommen möchte - unter anderem beim Amt für Gemeindedienst, der Evangelischen Jugend, dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt oder dem Gottesdienstinstitut. Nicht alle Dienststellenleiter sind nach Informationen des Evangelischen Pressedienstes (epd) begeistert. Manche würden in den sauren Apfel beißen, wenn ihr Umzug für die Kirche einen Rentabilitätsgewinn brächte. 

Wie der Finanzchef der Landeskirche Erich Theodor Barzen während der Tagung der Landessynode in Bamberg sagte, wollen auch der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) und das Christliche Jugenddorfwerk (CJD) mit einziehen. In die Überlegungen und Berechnungen werde miteinbezogen, wie viel eine externe Vermietung des Gebäudekomplexes einbringe und wie die Bestandsimmobilien in die Refinanzierung einbezogen werden können, hieß es.

Evangelischer Campus Nürnberg (ECN)

Während das Abklopfen und Abfragen noch weiterging, hat für die Bayreuther Straße 1, die jetzt von offiziellen Stellen "Evangelischer Campus Nürnberg" (ECN) genannt wird, ein Planungswettbewerb stattgefunden. Drei daraus hervorgegangene Modelle sind Ende vergangener Woche den Synodalen präsentiert worden und sollen kommende Woche der Öffentlichkeit gezeigt werden.

Die Wettbewerbsbeiträge haben wohl einen Teil der Kirchenvertreter davon überzeugt, dass sich aus der Betonburg doch noch etwas Ansehnliches machen lässt. Andere aber bleiben skeptisch. Sie befürchten, dass ein solch teures Vorhaben schlechte Stimmung in den Gemeinden verursacht, die doch häufig über Geldmangel und Sparmaßnahmen klagen.

Die Synodalen Professor Klaus Raschzok (Neuendettelsau) und Johannes Rehm, der Leiter des Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (kda), haben nun einen Antrag an die Synode gestellt. Demzufolge sollen die im Haushaltsvorschlag eingeplanten fünf Millionen Euro für die Investitionsplanungen zur Bayreuther Straße wieder gestrichen werden. Diese Planungen würden aber den Wert der Immobilie steigern, erwiderte Finanzchef Barzen auf epd-Nachfrage. 

Immobilie Nürnberg: 5 Millionen Planungskosten

Raschzok und Rehm wollen, dass das Projekt Evangelischer Campus Nürnberg gesondert von der Landesynode erörtert wird. Dabei solle "die Sinnhaftigkeit und Verantwortbarkeit des Projekts unter theologischen, ästhetischen, ökologischen, kirchenpolitischen und nicht zuletzt unter finanziellen Gesichtspunkten sorgfältig zu bedenken sein".

Man wolle keine Stimmung gegen das Projekt schüren, versicherte Raschzok auf epd-Anfrage, aber man wolle auch nicht, dass eine Entscheidung über fünf Millionen Euro Planungskosten ein Projekt Evangelischer Campus vorwegnehme, dessen Realisierungskosten von 100 Millionen Euro oder mehr die finanziellen Möglichkeiten der Landeskirche übersteige. Diese fünf Millionen Euro Ausgaben müsse man gegenüber den Gemeinden und der Öffentlichkeit rechtfertigen, falls die nächste Synode, die bald neu gewählt wird, das ECN ablehnt.

Linktipp ECN

Für den Evangelischen Campus hat die Landeskirche eine eigene Webseite erstellt, die sich unter diesem Link finden lässt.

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