Tanzverbot, Feiertagsruhe, sogar die Kirchenglocken schweigen: Am Karfreitag soll der Blick ohne Ablenkung den Stamm des Kreuzes hochwandern, um sich dann ganz auf den zu fokussieren, der nach biblischer Überlieferung "für uns gestorben ist".

Die Botschaft von Karfreitag

Sich auf das Sterben von Jesus Christus einzulassen? Das ist für die Christenheit immer wieder neu eine geistliche Herausforderung. Wegen Corona werden in diesem Jahr die Kirchen nicht so voll sein, wie an den vorherigen Karfreitagen. Aber zugleich wird es mehr digitale Angebote geben, um die Botschaft vom Kreuz bewusst zu erleben.

Das birgt auch Chancen, neue Formen der "Andächtigkeit" zu entdecken.

Digitale Angebote haben nämlich einen großen Vorzug: Sie können auch interaktiv gestaltet werden. Während wir im Gottesdienst vor allem in der Rolle der Zuhörenden sind, können wir im Internet aktiv zu Mitdenkenden, Mitredenden und Mitgestaltenden werden. Ein Schritt in Richtung Luthers "Priestertum aller Gläubigen"…?

Können Sie sich in diesem Jahr vorstellen, selber aktiv zu werden und ein kleines, aber sichtbares Mosaiksteinchen zum weltweiten Glaubensleben beizutragen? Dann finden Sie auf www.gedenkenswert.de ein interaktives Angebot, das die Brücke von Ihren Lebenserfahrungen zum historischen Jesus schlägt: Erzählen Sie mit einem kurzen Text von einem Menschen, von dem Sie sagen können, dass er oder sie "für uns gestorben" ist!

Online gedenken 

"Die Sache Jesu geht weiter!" Das ist nach den Worten des Neutestamentlers Willi Marxsen die eigentliche Osterbotschaft: Seit dem Tag der Kreuzigung an gibt es Menschen, die sich im Sinne von Jesus engagieren. Ein befreiendes Gottvertrauen, authentische Liebe und der Einsatz für das Gerechte und Gute zeichnen diese Menschen aus. Ich lade Sie ein, in diesem Jahr einen Verstorbenen in Erinnerung zu rufen, für dessen Lebens- und Glaubenszeugnis Sie dankbar sind.

Bereits in der Karwoche sind einige solcher Erinnerungsseiten entstanden. So wird eine Krankenschwester gewürdigt, die unter hohem Risiko jüdische Kinder aus dem Warschauer Ghetto geschmuggelt hat. Ein Pfarrer, der den Hitlergruß verweigert hat. Sogar ein konfessionsloser Physiker hat eine Seite eingerichtet. "Marie Curie war eine Frau, die ihr Leben für die wissenschaftliche Forschung gegeben hat und damit nicht nur Medizingeschichte geschrieben hat, sondern sich auch für die Frauengleichberechtigung eingesetzt hat" – sagt er.

Berührend sind aber auch die Erinnerungen an ganz persönliche Helden, also an Verstorbene, die keinen Prominenten-Status haben: Ein Sohn schreibt über seinen Vater:

"Im Kirchenvorstand oder als Gewerkschaftler, als dichtender Entertainer oder ernster Trauerredner – immer warst Du mit vollem Einsatz und ganzem Herzen dabei! Und wenn Du auch das große Ganze nicht ändern konntest, so hast Du doch im Kleinen gezeigt, was es bedeutet, wenn Zuneigung zu den Menschen ehrlich gelebt wird."

Ich lade Sie dazu ein, diese "Wolke der Zeugen" (Hebräer, 12,1) online zu erkunden. Dafür bietet sich der Karfreitag in besonderer Weise an. Deshalb sind Sie herzlich eingeladen zu einer interaktiven Andacht: Legen Sie eine Erinnerungsseite an. Dadurch wird die "Wolke der Zeugen" auf einmal greifbar und wir erleben miteinander und aneinander: "Die Sache Jesu geht weiter…!"

Über Gedenkenswert.de

Gedenkenswert.de ist ein Pilotprojekt der Bayerischen Landeskirche. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern will damit ein Angebot schaffen, gute Erinnerungen und wohltuenden Kontakte digital zu pflegen. 

Gedenkenswert.de steht Menschen aller Konfessionen offen. Insbesondere die Zusammenarbeit mit der Hospizbewegung liegt uns am Herzen. 

Gedenkenswert.de wird umgesetzt von Vernetzte Kirche, der Internetagentur der Landeskirche. Für den redaktionellen Inhalt und die seelsorgliche Begleitung auf der Seite ist Pfarrer Dr. Rainer Liepold verantwortlich. Er ist unter gedenkenswert@elkb.de zu erreichen.