Wie kann sich Kirche trotz Corona-Pandemie weiterentwickeln? Wie können bekannte Strukturen und Methoden hinterfragt und neu gedacht werden? An diesen Fragen arbeiteten rund 200 Teilnehmerinnnen und Teilnehmer an diesem Wochenende beim Hackathon #glaubenentdecken. Ein Blick in die Werkstatt.

Wer frischen Wind verspüren will im Raum der Kirche, der kommt an diesem digitalen Event kaum noch vorbei: Zum zweiten Mal fand der Hackathon #glaubengemeinsam an diesem Wochenende statt. Zwar kamen nicht mehr ganz so viele junge Menschen wie beim ersten Mal. Doch zeigte die Bandbreite der Innovationsprojekte, dass sich viel getan hat im letzten Jahr - und dass es noch viele gute Ideen für die digitale Kirche gibt, die darauf warten, umgesetzt zu werden.

Hackathon #glaubengemeinsam über Livestream und Community-Tool

Routiniert locker führte die Organisatorin Anna-Nicole Heinrich bei einem Livestream am Freitagabend in die Veranstaltung ein. 48 Stunden sollten die rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bekommen, um ihre Ideen zu diskutieren und in Gruppenarbeit einen Prototypen zu entwickeln. Bis Sonntagabend wurden knapp 40 Ideen geprüft und schließlich 15 Projekte weiterentwickelt. Die Bandbreite kann sich durchaus sehen lassen: Es ging um Inklusion und Beteiligung, Gemeinschaft und Kreativität, Strukturveränderung oder Vernetzung.

Heiko Kienbaum und sein Projekt "Kirchenfeedback"

Teilnehmer Heiko Kienbaum war schon vor einem Jahr dabei. Er nutzte den Hackathon, um seine Idee weiter zu entwickeln. Seine Webseite "Kirchenfeedback" versteht sich als Plattform, die Gemeinden dabei helfen soll, ihre Angebote zu verbessern. Über die Webseite sollen sie anonyme Umfragen erstellen und damit vor allem kirchenferne Menschen erreichen.

"Wir bringen die Innen- und Außensicht auf Kirche zusammen", erklärte Heiko im Interview. Die Hackathon-Community nutzte Heiko, um seine Idee zu verfeinern. Heiko versteht seine Plattform durchaus als Startup-Unternehmen: Gemeinden sollen die Plattform kostenpflichtig nutzen.

Maximilian Mayer und die App "meinegemeinde.digital"

Maximilian Mayer hat schon viele Hackathons besucht - am "Glaubenshack" nahm er allerdings zum ersten Mal teil. Der junge Mann hat sich im vergangenen Jahr an dem "WirvsVirus Hackathon" der Bundesregierung beteiligt und zusammen mit drei Freunden die App "meinegemeinde.digital" entwickelt. Inzwischen wird die Applikation von 62 Gemeinden genutzt - und soll mit Startup-Kapital weiter ausgebaut werden.

Maximilian suchte im Hackathon vor allem Feedback für sein Projekt - und wurde fündig: Diakonin Maike Hofmann entwickelte beispielsweise einen Bereich zum Thema Jugendarbeit, Gemeindereferentin Gabriele Stein beschäftigte sich mit der Frage, wie das Thema Trauer in die App integriert werden könnte.

Von dem Input konnte Maximilian profitieren: "Ich bin echt begeistert, dass wir so viele wertvolle Hinweise bekommen haben", berichtete er auf Anfrage. Auch Gabriele und Maike sind zufrieden. Sie haben viele neue Erfahrungen gemacht."Ich finde es einfach toll zu merken, dass ganz viele junge Menschen glauben und etwas an Kirche machen wollen", erklärte Maike.

Jaana Espenlaub und ihr Online-Magazin "Korrektebande"

Als "sehr intensives Wochenende" wird der Hackathon auch Jaana Espenlaub in Erinnerung bleiben. Die evangelische Theologin ist eine der Redakteurinnen und Herausgeberinnen des Print-Magazins "Korrektebande", das bislang vom Verein "Jesus Freaks" finanziert wurde. Zusammen mit zwei weiteren Redakteuren will Jaana aus dem Printprodukt nun ein Online-Magazin machen.

"Wir haben festgestellt, dass es unrealistisch ist, ein Magazin komplett ehrenamtlich zu machen", erzählt Jaana. Vom Hackathon habe das Team sehr profitiert: "Wir konnten mit vielen Print- und Magazinprofis sprechen und haben auch einen guten Einblick in die Förderstruktur der Kirchen bekommen", sagt Jaana. Auch die kritischen Rückfragen und Anmerkungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer hätten die Gruppe vorangebracht.

Das dreiköpfige Team um Jaana will jedenfalls weitermachen. "Wir haben schon die nächsten Treffen vereinbart und uns gleich für den Pitch-Termin im April eingetragen", sagt die Theologin.

Zum großen Finale wurden am Sonntagabend im Livestream insgesamt fünfzehn Projekte präsentiert. Die bayerische evangelische Synodale Anna-Nicole Heinrich, die beide Tage mit einem Team von Ehrenamtlichen organisiert hat, reagierte begeistert: "Wir fanden, das Hackathon war mega", sagte sie - und traf damit auf Zustimmung bei den TeilnehmerInnen und Teilnehmer.

In den kommenden Wochen soll es weitergehen. Bei einem Pitch-Termin bekommen die Gruppen weiter Feedback von Mentorinnen und Mentoren, die an dem Hackathon teilgenommen haben. Und vielleicht kommen manche der Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann in einem Jahr wieder zum Hackathon, um ihre Idee weiter voranzutreiben.