"Es war kein Brandbrief und kein Verweigerungsbrief, dem es darum geht zu verhindern, dass evangelische Christen in konfessionsverschiedenen Ehen zur Kommunion gehen dürfen", sagte Schick dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Vielmehr sei er mit einigen Bischöfen der Ansicht, "dass Antworten aus Rom auf einige Fragen grundsätzlicher Art für uns alle wichtig wären".

In der vergangenen Woche war bekanntgeworden, dass sich sieben Bischöfe unter Führung des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki mit einem Brief an den Vatikan gewandt hatten. Darin zweifeln sie die Rechtmäßigkeit des Zugangs von protestantischen Ehepartnern zur Kommunion an. Ende Februar hatte die katholische deutsche Bischofskonferenz beschlossen, eine pastorale Handreichung für das Abendmahl von Ehepaaren unterschiedlicher Konfession auf den Weg zu bringen.

Schick betonte, der Brief der Bischöfe sei nicht unsolidarisch. Es gehe um die Frage, wie weit die Kompetenzen einer Bischofskonferenz in Angelegenheiten reichten, die die ganze Kirche betreffen, und darum, wer die Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils und das Kirchenrecht verbindlich interpretieren könne. Der Bamberger Erzbischof betonte zugleich, die Ökumene sei in einem guten Zustand und auf einem guten Weg.

"Die Einheit der Kirche ist mir ein wichtiges Anliegen, wie könnte es auch anders sein?"

Schick bestritt auch, dass er den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, mit dem Brief übergangen habe. "Es ist ein vertraulicher Brief mit Fragen an Mitarbeiter des Papstes in Rom, dem die Einheit im Glauben, der Verkündigung, der Liturgie und der Disziplin aufgetragen ist", sagte der Bamberger Erzbischof. "Nach meinem Kenntnisstand sollte der Vorsitzende zeitgleich informiert werden." Der "Kölner Stadt-Anzeiger" schrieb weiter, nach Informationen der Zeitung habe Woelki Marx einen Tag nach der Absendung über das Schreiben an den Vatikan informiert.

Kardinal Marx betonte in einem am Mittwoch verbreiteten Antwortbrief, dass die Handreichung noch ein Entwurfstext sei, "der ja nach dem Beschluss der Vollversammlung noch eine Modiphase durchläuft". Es sei deutlich dargelegt worden, dass eine nationale Bischofskonferenz Kriterien formulieren könne, die "die Kommunionspendung an nicht in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche befindlichen Christen erlaube". Es sei auch auf bereits bestehende Regelungen in anderen Teilen der Kirche verwiesen worden, so Marx.

Zum Abschluss der Frühjahrskonferenz der Bischöfe hatte Marx eine Handreichung angekündigt, die die gemeinsame Teilnahme an der Eucharistiefeier für Ehepaare, bei denen ein Partner katholisch und der andere evangelisch ist, möglich macht. Priester sollen dies im Einzelfall beurteilen. Das Verständnis des Abendmahls ist nach wie vor einer der größten Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten. An katholischen Abendmahlfeiern dürfen bislang in der Regel nur Katholiken teilnehmen.

Die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz habe ihre Entscheidung vor dem Hintergrund theologischer und ökumenischer Bezugstexte und kirchenrechtlicher Regelungsmöglichkeiten getroffen. Sie "sieht deshalb die Rückbindung mit der Universalkirche als klar gegeben an, zumal nach der Ermutigung von Papst Franziskus zu weiteren Schritten in der Ökumene, auch in der Seelsorge", fügte Kardinal Marx jetzt hinzu. Die Handreichung setze diesen Wunsch "behutsam um mit der Absicht, für die Seelsorger und die Eheleute eine größere Klarheit zu schaffen."

Dem widersprechen die Bischöfe um Kardinal Woelki. Die Bischofskonferenz überschreite nach deren Auffassung ihre Kompetenz, wenn sie den Kommunionsempfang für evangelische Christen öffne, hieß es weiter in dem Zeitungsbericht. Angesichts mehrerer offener dogmatischer und kirchenrechtlicher Fragen bäten die Bischöfe in ihrem Schreiben, das dem "Kölner Stadt-Anzeiger" vorliegt, den Vatikan um Hilfe und um Klärung. Das Schreiben richte sich an den Präfekten der Glaubenskongregation, Luis Ladaria, sowie an den "Ökumene-Minister" des Vatikans, Kardinal Kurt Koch.

Das Ziel in einer so zentralen Frage des Glaubens und der Einheit der Kirche muss es aus Sicht der Unterzeichner sein, nationale Sonderwege zu vermeiden und in einem ökumenischen Gespräch zu einer weltweit einheitlichen und tragfähigen Lösung zu kommen.

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, zeigte sich angesichts des Briefs der Bischöfe überrascht: "Mich wundert dieses Verhalten, das mir ziemlich unsolidarisch erscheint", schrieb er  im Kurznachrichtendienst Twitter.

"Kennen wir nicht alle evangelische Ehepartner, die das bejahen, was wir katholisch in der Eucharistiefeier bekennen? Ist das Problem nicht pastoral vor Ort längst gelöst?"

Neben Woelki ist der dreiseitige Brief auch vom Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sowie den Bischöfen Konrad Zdarsa (Augsburg), Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Wolfgang Ipolt (Görlitz), Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Stefan Oster (Passau) unterzeichnet worden.