Ob es noch zehn oder fünfzehn Jahre gedauert hätte, bis die Kirche, deren Ursprünge auf das späte 13. Jahrhundert zurückgehen, wohl ein zweites Mal in sich zusammengefallen wäre, kann Pfarrer Martin Irmer nicht mit Sicherheit sagen. "Jedenfalls wollte ich nicht so lange warten", lacht der seit sechs Jahren in der rund 3.500 Mitglieder starken Gemeinde tätige Irmer heute.

Nachdem das Mauerwerk mit Ringankern verstärkt und auch die Traglast der Emporen anders verteilt wurde, ist die Gefahr zumindest gebannt. Es wäre auch schade gewesen, hatte die Kirchengemeinde doch seit den 2000er-Jahren sukzessive das ganze historische Areal mit Pfarr- und Gemeindehaus saniert. Jetzt ist mit der Kirche das letzte Stück im Puzzle auf Vordermann gebracht worden.

Ziegel fielen auf die Straße

Dass alles so reibungslos gelaufen ist, macht Martin Irmer sehr dankbar. "Wir haben das Thema bei einer routinemäßigen Baubegehung mit Vertretern der Landeskirche angesprochen, dann ging die Sache einfach ihren Gang", erinnert er sich an den Start der Planungen im Jahr 2015.

Da auch der Staat einen Teil der Baulast an dem alten Gebäude trägt, schaltete sich das staatliche Bauamt ein und überwachte die weiteren Schritte und die Koordination mit dem Landesamt für Denkmalpflege. So wurde auch gleich die Lattung im Dach neu gemacht. "Das ist kein Luxus, da bei starkem Wind öfters mal Ziegel runterfielen", erinnert sich Irmer.

Im Jahr 2017 startete man mit der Sanierung der Fassade, wobei zu großen Teilen der Zement zwischen den schweren Steinblöcken ausgetauscht wurde. Die Arbeiten an der Fassade liefen schnell: Das letzte Osterfest wurde drinnen noch gefeiert, dann wieder Weihnachten.

Wer die Bartholomäuskirche von vorne mal genau anschaut, stellt fest, dass sich in der Mauer die Umrisse einer früheren Kirche abzeichnen, um die herum im Jahr 1427 die Kirche erweitert wurde.

Innen hat sich ein Spross eines der ältesten Nürnberger Patrizierfamilien verewigt: Jakob Muffel führte 1525 in St. Bartholomäus die lutherische Lehre ein. Er und seine Nachkommen lebten als die "Muffel von Eschenau" bis Ende des 18. Jahrhunderts in der Gemeinde. Davon zeugen heute noch die Totenschilde und eine große Grabplatte im Altarraum, die bei der letzten Kirchenrenovierung in den 1970er-Jahren von der Gruft an die Wand wanderte und eingelassen wurde.

700.000 Euro Kosten

Rund 700.000 Euro kostete die Sanierung, wovon die Kirchengemeinde ein gutes Drittel aus eigenen Mitteln berappen muss. Martin Irmer sieht dieses Geld gut angelegt. Nicht nur, weil die Kirche erhalten werden muss, sondern weil sie nach wie vor eine enorme Bedeutung für Eschenau und die umliegenden in der Pfarrei mit integrierten Orte Ober- und Unterschöllenbach, Kleinsendelbach, Steinbach und Brand habe. In den Jahren 1836 bis 1858 waren diese Dörfer Teil einer großen Umpfarrung. Quasi ein Vorläufer des aktuellen kirchlichen Reformprozesses "PuK".

Zwar feiere man einmal im Monat Gottesdienst in der katholischen Kirche in Kleinsendelbach, ansonsten sehen aber die Protestanten dieser Dörfer die Eschenauer Kirche als "ihre" an.

"Man darf zudem nicht vergessen, dass sich unsere Pfarrei auf zwei Landkreise und Regierungsbezirke erstreckt", ergänzt Irmer. An der Schnittstelle zwischen Mittel- und Oberfranken denke man schon lange "global". Und das zeige sich in Eschenau heute an der, wie Irmer bekräftigt, sehr lebendigen Gemeinde, die sich wie vor wenigen Jahren bei einer Demo der NPD "auch in den Wind stellt, wenn es Menschen dient".