Im Fernsehsender CBS sagte der designierte Präsident, er konzentriere sich erst einmal auf Menschen »mit einer kriminellen Vergangenheit, Mitglieder von Gangs, Drogendealer«. Davon gebe es »vermutlich zwei Millionen, es könnten sogar drei Millionen sein«.

Doch diese Zahlen lassen sich nicht belegen. Das »Migration Policy Institute«, eine Denkfabrik zu Migrationsfragen, kam aufgrund von Regierungsdaten zur Schätzung, dass etwa 820.000 der Einwohner ohne Papiere vorbestraft sind, 300.000 davon wegen schwerer Straftaten. Nach Regierungsangaben sind unter Obama von 2009 bis 2015 zweieinhalb Millionen Menschen abgeschoben worden.

In vielen Kirchen stößt Trumps Abschiebungsvorhaben auf scharfe Kritik. Der Verband der römisch-katholischen Bischöfe wählte jüngst Erzbischof José Gomez zum Vizepräsidenten, einen Einwanderer aus Mexiko. In seiner Diözese Los Angeles machen Latinos 70 Prozent der Gläubigen aus. Laut dem katholischen Portal cruxnow.com sagte Gomez, Kinder hätten Angst seit den Wahlen. »Sie denken, die Regierung werde kommen und ihre Eltern deportieren.«

Viele Kommunen stellen sich quer bei den Deportationen. Rund 350 Landkreise und Städte, darunter New York, Miami, Los Angeles, Chicago und Washington, verstehen sich als »Sanctuary« - also als Zufluchtsorte. Dort leistet die Polizei der Einwanderungsbehörde nur begrenzt Amtshilfe. Die örtlichen Behörden prüfen nicht einmal die Staatsangehörigkeit festgenommener Personen. Er werde an dieser Praxis festhalten, sagte der Polizeichef von Los Angeles in der Los Angeles Times. Die Bürgermeister von Chicago, New York und Washington haben Ähnliches signalisiert. Trump drohte, er werde diesen Städten Finanzhilfen streichen.

Bei Trumps hartem Kurs ließe sich auch Geld verdienen. Der Aktienkurs von CoreCivic, dem größten Privatgefängnisunternehmen in den USA, schoss nach Trumps Wahlsieg in die Höhe.

Andere Industriesparten sind hingegen besorgt. Papierlose Einwanderer arbeiten in der Landwirtschaft, auf dem Bau und im Hotel- und Gastgewerbe. Die Landwirtschaft brauche Niedriglohnarbeiter, schrieb das Fachmagazin Modern Farmer. Es sei eine »große Ironie«, dass die ländlichen Gebieten überwältigend für Trump gestimmt hätten. Vielleicht nähmen Menschen dort an, Trump werde seine Versprechen nicht wahr machen.

 

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