Das Dekanat Schwabach hat zwei Stellen für hauptamtliche Kirchenmusikdirektoren, eine A-Stelle in Schwabach, eine B-Stelle in Roth. "Die Stelleninhaber haben bislang jeweils weitgehend ihr "Ding" gemacht und sich dazu ihre Leute geholt", erklärt Dekan Stiegler. Das sei aber nicht von beiden Seiten einvernehmlich so gewollt gewesen. "Als ich vor rund 20 Jahren nach Schwabach gekommen bin, fand ich gefestigte Strukturen vor", meint Klaus Peschik. Mit Wedel habe er zwar ein meist kollegiales Verhältnis gepflegt. Dennoch müsse die Neubesetzung seiner Stelle auch gleich mit einem Wandel der Sichtweise auf den Job verbunden sein.

Konkret solle dies, so Stiegler und Peschik, so aussehen, dass ab dem neuen Jahr kirchenmusikalische Angebote für das gesamte Dekanat geschaffen werden, an denen sich jeder beteiligen kann. Ein "Grundangebot" wie Posaunen- oder Kirchenchor müsse es in jeder einzelnen Gemeinde nach wie vor geben. "Allerdings soll das Spektrum von Pop bis Oratorium jenseits territorialer Grenzen alle ansprechen, die mitmachen wollen", ergänzt Peschik. Der Stadtkantor in St. Johannes und St. Martin in Schwabach sowie Dekanatskantor im Bezirk Schwabach stellt sich vor, dass kirchenmusikalische Werke mehr mit dem Ort verbunden werden, an denen sie ihre Wirkung entfachen: Große Orgel- oder Chorwerke beispielsweise in der Schwabacher Stadtkirche, während Pop und Jazz an Plätzen im Rother Raum stattfinden könnten. "Die Angebote werden profiliert und konzentriert", zitiert Stiegler den 2017 in der bayerischen Landeskirche angestoßenen Reformationsprozess PuK.

Ambitionierte Laien

Gefördert werde dieser Ansatz von der immer größer werdenden Bereitschaft von Laienmusikern, für ihre Leidenschaft auch mal ein paar Kilometer zu fahren. "Wir wollen für die Menschen mit kirchenmusikalischen Anspruch etwas tun", sagt Dekan Stiegler, der die künftige Ausrichtung der Schwabacher Kirchenmusik mit dem "Kanzeltausch" vergleicht, bei dem Pfarrer auch mal jenseits ihrer Stammgemeinde predigen. So könne der neue Rother Kollege beispielsweise in Schwabach inszenieren und umgekehrt Peschik anderorts. "Zwar muss ein hauptamtlicher Kirchenmusiker die gesamte Palette drauf haben. Jeder habe aber seine Schwerpunkte und Vorzüge", gibt Peschik zu.

Ausreißen möchte er auch über die Jahre eingerammte Pflöcke: Der Rother Kantor müsse nicht automatisch der Bezirkschorleiter sein. "Das ist immer noch ein Ehrenamt. Und die ehrenamtlichen Chorleiter verdienen besondere Unterstützung", meint Peschik.

Kammerchor bleibt

Aufräumen wollen Stiegler und Peschick zudem mit Gerüchten, nach denen der Kammerchor Roth, von Klaus Wedel gegründet und zu einer Art "Elite" im Lauf der Jahre aufgestiegen, aufgelöst werden soll. "Der neue Kantor übernimmt erst mal die vorhandenen Gruppierungen", erklärt Peschik. Dazu gehöre auch der Rother Kammerchor. Ob dessen Sänger sich dann neuen Projekten im Dekanat anschließen, sei deren Entscheidung.

Im Dekanat Schwabach und seinen rund 60.000 Evangelischen gibt es 26 Kirchengemeinden, die nahezu alle einen eigenen Kirchenchor besitzen. Laut Kantor Klaus Peschik gibt es rund 20 Posaunenchöre. Außerdem verschiedenen Kindersingkreise, Jugendbands und Gospelchöre. "Ein riesen Potenzial."