Es ist einer der Ausläufer des kirchlichen Reformprozesses "Profil und Konzentration" (PuK), der für die 1933 gegründete Einrichtung jetzt einen groben Einschnitt bedeutet, der sich erst noch als nachhaltig erweisen muss: Die einst im FrauenWerk Stein entwickelte Fachstelle mit insgesamt vier Referentinnen soll zum 1. Januar 2019 im Amt für Gemeindedienst angesiedelt werden. Damit verliert der Verein eines seiner Herzstücke.

"Theologische Frauenarbeit hat uns immer ausgezeichnet", sagt Isolde Heine-Wirkner. Frauen seien hier in der langen Tradition der Frauenarbeit, der Erwachsenenbildung, Familienpflege und der Müttergenesung nicht nur in körperlicher, sondern eben auch in geistiger Gesundheit gepflegt worden.

"Es trifft uns ins Mark", ergänzt die neue Leiterin Michaela Wachsmuth. Die Juristin hat bisher das Mütter-Väter-Kind-Kurhaus Werraland in Bad Sooden-Allendorf (Meißnerkreis) geleitet und hätte sich für den Neustart in Stein sicherlich keine so große Baustelle gewünscht. Und von denen gibt es im Wortsinne noch einige auf dem großen Areal mit Tagungs- und Gästehaus sowie weiteren Gebäuden.

Bei allem Verständnis für den PuK-Ansatz, komplett neu zu denken und auszuprobieren, tun sich Heine-Wirkner und Wachsmuth schwer mit dieser neuen Lage. "Wenn es ums Sparen oder ums vernetzte Arbeiten ging, haben wir uns schon immer flexibel gezeigt", sagt die scheidende Geschäftsführerin und verweist auf die vielen Ehrenamtlichen und die rund 170 Mitarbeiter an den verschiedenen Standorten: Zum FrauenWerk Stein gehören neben der Fachstelle noch zwei Kurkliniken im Chiemgau und im Allgäu, das Tagungs- und Gästehaus in Stein sowie die Familienbildungsstätten in Nürnberg und München und die Familienpflege Nürnberg.

"Ich stelle mich dem Ganzen, wir werden Lösungen finden", gibt sich Michaela Wachsmuth dennoch optimistisch. Und das Pfund, mit dem das FrauenWerk seit Jahren wuchern kann und sich gegen ähnliche fränkische Einrichtungen wie beispielsweise auf dem Schwanberg bei Iphofen oder dem Wildbad Rothenburg behaupten kann, ist ein gewichtiges: "Fortbildungen spiritueller und theologischer Art, kirchen- und gesundheitspolitisch auch gerne mal kritisch, und dann auch noch frauenspezifisch - das kriegt man nur hier", sind die Beiden überzeugt.

Im Übrigen sind nicht nur bereits seit den 1960er-Jahren auch Angebote für Männer in den Seminarprogrammen zu finden, im Kuratorium sitzen ebenfalls Vertreter des männlichen Geschlechts. Auch wenn es immer noch Klischees über das FrauenWerk gibt, die vorwiegend in Männerköpfen vorherrschen: "Immer wieder gibt es Gemeindepfarrer, die ihre Frauen nicht nach Stein schicken wollen, weil sie fürchten, die Damen würden hier aufgehetzt werden", lacht Heine Wirkner.

Das liege vielleicht an einem Misstrauen gegenüber der feministisch ausgerichteten Theologie, wie sie in Stein im Mittelpunkt steht. Heute geselle sich dazu der Begriff "Gender", der ebenfalls vielerorts ablehende Reaktionen hervorruft. "Es geht hierbei um den geschlechtsspezifischen Blick auf die Belange von Frauen und Männern. Gerade nicht um Gleichmachung", sagt Wachsmuth. Fragen, denen sich das FrauenWerk Stein schon immer stelle und die nicht aus der Mode kämen. "Wir werden immer noch gebraucht. Ob mit oder ohne Fachstelle."