Vom Landeskirchenamt ins Dekansbüro: Ab 1. Juli ist Jörg Hammerbacher neuer Dekan im Dekanat Weilheim. Er folgt auf Axel Piper, der seit Jahresbeginn Regionalbischof im Kirchenkreis Augsburg-Schwaben ist. Hammerbacher war in der bayerischen Landeskirche zuletzt elf Jahre als Referent für Gemeindeentwicklung zuständig. Der gebürtige Oberfranke ist 52 Jahre alt und hat mit seiner Frau eine zwölfjährige Tochter.

Herr Hammerbacher, wenn Sie an Ihr Dekanat denken, was sehen Sie da?

Hammerbacher: Mein Vorgänger Axel Piper hat einmal gesagt, Weilheim sei das schönste Dekanat Bayerns, und diesen Eindruck kann ich nach meinen Besuchen dort bestätigen. Evangelische Freiheit scheint dort einen besonderen Wert zu haben, die Menschen atmen das förmlich: Man spürt, dass sie gern und auf unaufgeregte Weise evangelisch sind.

Welche Schwerpunkte sehen Sie im Dekanat?

Hammerbacher: Das Dekanat ist vielfältig wie wenig andere. Bei Landkreisrankings liegt Starnberg deutschlandweit auf den ganz vorderen Plätzen. Die Menschen, die dort leben, sind oft nach München ausgerichtet. Der Ammersee hat einen eigenen Charakter. Dort habe ich drei Jahre gelebt. Ein Sommerabend am Ammersee strahlt für mich oft etwas von italienischer Leichtigkeit und Lebensfreude aus – mitten in Bayern. Peißenberg und Schongau haben als ehemalige Arbeiterstädte ganz eigene Themen. Penzberg ist geprägt vom Chemieriesen Roche. In Garmisch-Partenkirchen spielt der Tourismus eine wichtige Rolle. In der Region um Kaufering und Landsberg wohnen viele junge Familien. Ich möchte diese Vielfalt stehen lassen und schauen, was dennoch gemeinsame Themen sein könnten. In dem begonnenen Dekanatsentwicklungsprozess, der sich am landeskirchlichen Prozess »Profil und Konzentration« orientiert, liegt viel Potenzial, an gemeinsamen Themen zu arbeiten. 

Elf Jahre lang waren Sie im Landeskirchenamt Referent für Gemeindeentwicklung. Sind Sie gespannt, ob sich die Theorie in der Praxis vor Ort umsetzen lässt?

Hammerbacher: Eine Motivation für den Wechsel war tatsächlich, dass ich sehen wollte, ob das in der Wirklichkeit so geht, worüber ich jahrelang gemeinsam mit Fachleuten nachgedacht habe. Ich freue mich darauf, in die konkrete Arbeit einzutauchen, zusammen mit Pfarrerinnen und Pfarrern, Diakonen und Religionspädagogen, Ehrenamtlichen, Jugendlichen. Wie erzeugen wir nicht nur Relevanz, sondern auch Resonanz bei den Menschen? Die Menschen werden zunehmend institutionenkritisch. Es ist nicht verwunderlich, dass das auch die Kirchen trifft. Wir müssen herausfinden, wo unsere Inhalte für die Menschen bedeutsam werden. Manche Erfahrungen werden mich sicher demütig machen.

Eine Empfehlung Ihres Referats an die Gemeinden lautet, Orte und Formen zu bevorzugen, die den Zugang zu Kirche erleichtern. Welche sind das?

Hammerbacher: Gemeinden sollten das machen, wofür sie Leidenschaft haben und was sie gut können. Wenn sich abzeichnet, dass ein bestimmtes Arbeitsfeld wenig Resonanz erzeugt, sollte man es lieber lassen. Andererseits bekommen wir oft überraschende Resonanz an Lebensorten außerhalb der kirchlichen Gebäude. Ich denke an die Zeltlager-Insel Lindenbichl oder an die Zugspitz-Gottesdienste: Mir wurde erzählt, dass eine Pfarrerin dort viermal hintereinander einen Gottesdienst hielt, weil die nächste Gondel wieder Menschen brachte, die gern teilnehmen wollten. Auch mit unserem Kerngeschäft, den Kasualien, können wir Menschen unseren Glauben erschließen, die wir über andere kirchliche Angebote kaum erreichen. Wichtig erscheint mir, dass wir bei der Gestaltung für Wünsche offen sind und in einen guten Dialog kommen, an dessen Ende intensiv erlebte Kasualien stehen.

Welche Schwerpunkte wollen Sie setzen?

Hammerbacher: Ich möchte den Kontakt zu Menschen stabilisieren, ausbauen und neu gestalten. Wenn alte Kontaktflächen nicht mehr greifen, möchte ich auch unkonventionelle Wege unterstützen. Es ist eine Frage der Haltung, ob wir über weniger Pfarrstellen und Mitglieder klagen und mit dem Frust Stimmung machen. Das hat keine Ausstrahlung. Stattdessen möchte ich mit den vorhandenen Ressourcen – und die sind nach wie vor richtig gut! – das tun, was für die Menschen gut ist. Ich bin froh, dass ich in Weilheim an eine motivierte und gelassene Stimmung anknüpfen kann. Die möchte ich weiterführen.

Zum Schluss ganz kurz: Radfahren oder Bergsteigen?

Hammerbacher: Ich liebe Radfahren, das macht den Kopf frei. Meine Frau wird mich dafür öfter zum Bergsteigen mitnehmen.

Kultur oder Natur?

Hammerbacher: Natur! Ich bin in einer landschaftlich reizvollen Gegend aufgewachsen. Intensive Farben und Lichtstimmungen in der Natur zu genießen, ist für mich ein Lebenselixier.

Musik machen oder Musik hören?

Hammerbacher: Nur hören, leider. Aber ich wäre wahnsinnig gern ein begnadeter Rock-Gitarrist.