Erinnerungen

Der Advent meiner Kindheit steht mir heute deutlich vor Augen.

Mit meinem Bruder und meinen Eltern sitze ich am großen Familientisch. Stroh und Faden liegen bereit, wir basteln Sterne für den Weihnachtsbaum. Meine Mutter liest eine Geschichte vor, mein Vater spielt Gitarre. Wir singen Adventslieder. Ganze Nachmittage verbringen wir so.

Und noch etwas ist bei und fester Brauch:

Bei jeder Mahlzeit stecken wir reihum ein paar Münzen in eine Spardose, die im Adventskranz steckt: an Werktagen ein oder zwei Mark, am Sonntag fünf. Das so gesammelte Geld ist für Brot für die Welt bestimmt.

Und in einem Jahr, das sehe ich noch vor mir, da hat meine Mutter eine Weltkarte an die Türe geklebt und als Adventskalender haben wir jeden Tag dann eine Geschichte über ein Kind aus einer fernen Gegend unserer Welt gehört. An das kleine Inuit-Kind, das wir dann ausgeschnitten und auf Grönland geklebt haben, kann ich mich noch gut erinnern.

Im Advent haben meine Eltern also die ganze Welt an unserem Tisch versammelt.

Mir ist das alles noch sehr gegenwärtig. Aber so habe ich den Advent schon lange nicht mehr erlebt. Es scheint fast, als wäre der Advent – der echte, richtige, in meiner Kindheit geblieben. Ich aber bin weiter gegangen – erwachsen geworden. Und doch trage ich in mir, was ich damals erlebt habe.

Als Lied ist mir "Macht hoch die Tür" das liebste gewesen.

Ich habe mir beim Singen dann immer vorgestellt, wie ein großes hohes Tor weit geöffnet wird, und wie dann der Herr der Herrlichkeit dort einzieht:

Was für ein König!

Das Bild von der glücklichen Stadt, die solch einen König hat, bereitet mir immer noch Freude.

Er ist gerecht, ein Helfer wert;

Sanftmütigkeit ist sein Gefährt,

sein Königskron ist Heiligkeit,

sein Zepter ist Barmherzigkeit;

all unsre Not zum End er bringt,

derhalben jauchzt, mit Freuden singt:

Gelobet sei mein Gott,

mein Heiland groß von Tat.

Advent heißt Ankunft:

Ein neuer König zieht ein, eine ganz neue Zeit beginnt mit einem Herrscher voller Sanftmut und Barmherzigkeit. Wie schön!

Hinter dem Bild vom einziehenden König steht eine Geschichte, die genau wie dieses Lied zum ersten Advent gehört. Jesus, so wird erzählt, zieht in Jerusalem ein – ein armer König, reitet auf einem Esel. Kleider liegen auf dem Weg. Am Straßenrand Menschen voller Hoffnung. Eine Geschichte wie ein Märchen. Die Welt muss nicht bleiben, wie sie ist. Da kann was ganz anderes, Unerwartetes hineinkommen.

Als sie nun in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage an den Ölberg, sandte Jesus zwei Jünger voraus und sprach zu ihnen: Geht hin in das Dorf, das vor euch liegt. Und sogleich werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr; bindet sie los und führt sie zu mir! Und wenn euch jemand etwas sagen wird, so sprecht: Der Herr bedarf ihrer. Sogleich wird er sie euch überlassen.  Das geschah aber, auf dass erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht : "Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttiers."

Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf. Aber eine sehr große Menge  breitete ihre Kleider auf den Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Das Volk aber, das ihm voranging und nachfolgte, schrie und sprach:  Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!

Und als er in Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und sprach: Wer ist der? Das Volk aber sprach: Das ist  der Prophet Jesus aus Nazareth in Galiläa.

(Matthäus 21,1-11)

Das ist eine wunderliche Geschichte und ein wunderlicher König.

Und die Machthaber in Jerusalem müssen reagieren, und sie werden reagieren.

Jesus bringt sich schon bei seinem Einzug auf dem Esel in eine wirklich brenzlige Situation.

Er zeigt einen König voller Sanftmut und Barmherzigkeit. SO muss ein König einziehen! Der Einzug Jesu in Jerusalem sagt also nicht nur etwas über Jesus!

Er sagt auch etwas über die herrschenden Männer der Zeit; und das Volk am Straßenrand erkennt den Unterschied genau!

Wenn ich die Geschichte heute höre, reizt es mich, auch unsere heutigen Machthaber mit jenem König zu vergleichen, der da durch das Stadttor Jerusalems reitet. Die Geschichte bleibt also aktuell und noch heute ist sie ein Stachel – wenn man sie nur aufmerksam liest oder hört:

Advent heißt Ankunft. Genau genommen ist es die Zeit der Vorbereitung auf diese Ankunft und der, der da kommt, soll richtig gut empfangen werden.

Das bedeutet, dass wir unsere Stadt darauf vorbereiten, dass solch ein König kommt und die Herrschaft übernimmt…

Nein, das tun wir nicht. Das ist frommes Gerede.

Aber wenn ich wirklich die aktuellen Machthaber mit dem König auf dem Esel vergleiche…? Hm… Das wäre entweder eine schrecklich frustrierende Erfahrung, weil eben andere Regeln gelten in unserer Welt. So ein barmherziger König ist ja doch ziemlich weltfremd.

Oder es führt, wenn ich es damit ganz ernst meine, zu einem inneren Aufruhr.

Die tatsächlichen Machthaber können mit dem, der da in Jerusalem einzieht, nicht mithalten. Genau genommen müsste mich die Geschichte vom Einzug Jesu also unruhig und rastlos machen, ungeduldig. Und ich müsste wirklich schauen, dass unsere Welt mehr und mehr dem entspricht, was Jesus mir da zeigt.

Aber so weit kommt es nicht. Die Weltwirklichkeit hat mich, ja, sie hat uns alle fest im Griff.

Der Tempel des Herzens

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit,

eu'r Herz zum Tempel zubereit'.

Die Zweiglein der Gottseligkeit

steckt auf mit Andacht, Lust und Freud;

so kommt der König auch zu euch,

ja, Heil und Leben mit zugleich.

Gelobet sei mein Gott,

voll Rat, voll Tat, voll Gnad.

Komm, o mein Heiland Jesu Christ,

meins Herzens Tür dir offen ist.

Ach zieh mit deiner Gnade ein;

dein Freundlichkeit auch uns erschein.

Dein Heilger Geist uns führ und leit

den Weg zur ewgen Seligkeit.

Dem Namen dein, o Herr,

sei ewig Preis und Ehr.

Bereitet euer Herz zum Tempel! Komm Jesus, zieh in meinen Tempel ein, die Türe meines Herzens steht offen! Das Lied schlägt einen anderen Ton an als die Geschichte.

Ist das ein Ausweichen auf die Innerlichkeit, verschiebt das den Advent in die Privatsphäre? Von einer Stadt ist keine Rede mehr, sondern jetzt vom Herzen…

Mich bewegt das Bild, dass Jesus bei mir einziehen will. Dass meine eigenen Tore hoch und meine Türen weit werden sollen.

Hier hat der Advent seine Wurzel. In meinem Herzen, in meinem Leib.
Das alte biblische Bild vom Leib der Menschen als Tempel Gottes lässt mir keine Ruhe. Schon Paulus hat es mehrfach in seinen Briefen an die Gemeinde in Korinth verwendet. Und der mittelalterliche Prediger Johannes Tauler beschreibt es so:

Der Mensch soll Gott gänzlich im Sinn haben, er soll ihm nachjagen, ihn in all

seinem Tun suchen; und hat er das getan, so lasse er die Bilder der Dinge ganz und

gar fahren und leere seinen Tempel und halte ihn rein, als wenn es nie anders

gewesen wäre;

[…]

Wäre der Tempel entleert und hättest du Käufer, Verkäufer und die Phantasien, die

ihn eingenommen haben, hinausgeworfen, so könntest du ein Gotteshaus werden,

nicht eher, was du auch tust; du hättest den Frieden deines Herzens und Freude, und

dich störte nichts mehr (von dem), was dich jetzt stets stört, dich bedrückt und dich

leiden läßt.

(Johannes Tauler; Predigten II, Johannes Verlag Einsiedeln 2011)

 

Das ist ein vollmundiges Versprechen.

Aber erst wenn alle Bilder der Dinge ganz ausgeräumt sind und der Tempel vollkommen geleert ist, wird er zum Gotteshaus.

Macht hoch die Tür!

Leert den Tempel von allen Bildern!

Lüftet! Kehrt den Staub aus!

Bilder aufräumen

Die Herzen und Sinne sind voll. Voll von Erinnerungen, von Plänen, von Vorstellungen, wie etwas sein könnte, voll von Furcht und voller Bilder.

Die Bilder in meinem Herzen:  Erinnerungen und Erwartungen.

An sich nichts Schlechtes ... aber Tauler meint, dass diese Bilder meinen inneren Tempel verstopfen.

Wenn ich am Morgen meiner Frau begegne, dann habe ich natürlich Erinnerungen an die Zeit bisher und ich habe auch bestimmte Hoffnungen und Erwartungen, die ich unbewusst mit ihr verbinde.

Schwierig wird das erst, wenn ich vor lauter Bildern meiner Frau, die ich mit mir innerlich herumtrage, meine Frau selbst nicht mehr sehen kann.

Dann sage ich guten Morgen zu der Erinnerung von meiner Frau und ich verabschiede mich in die Arbeit von meiner inneren Erwartung an meine Frau und nicht von meiner Frau selbst.

Wenn ich mich von allen Erinnerungen und Erwartungen löse, dann begegne ich ihr.

Wie sieht sie gerade jetzt aus? Wie geht es ihr? Was sagt sie genau und was drückt ihre Körpersprache aus? Ich kann nur so – offen und aufnahmebereit – meiner Frau tatsächlich begegnen.

Wenn ich einen Weg zum ersten Mal gehe, fordert mich jede Straßenecke dazu heraus, genau hinzusehen. Jeder Geruch ist neu, die Verkehrssituation ist unbekannt, ich muss mir das alles erst mal einprägen.

Wenn ich diesen Weg dann aber zwanzigmal gegangen bin, dann laufen meine Beine und ich kann mich derweil mit etwas ganz anderem beschäftigen. Praktisch! Ja. Aber auch schade. Dann laufe ich unter Bäumen, fallende Blätter streifen mich am Kopf aber ich, ich sitze schon am Schreibtisch.

Schon bei so einfachen Sachen merke ich, wie schwer es ist, diesen meinen inneren Tempel leer zu haben.

Macht hoch die Tür! … und schmeißt die Bilder raus! Schafft Platz und öffnet leere Räume!

Der Herr der Herrlichkeit kann nicht einziehen, wenn die Tore verschlossen sind. Und ich komme nicht raus.

Die Wirklichkeit kann mich nicht mehr erreichen, wenn ich voller Gedanken und Ideen bin. Die Bäume werden zu senkrechten Schatten, der Himmel über mir wird zu einem grauen Tuch, das ich kaum wahrnehme und ich blicke in Masken.

Berufungen

Macht hoch die Tür!

Wir kennen aber auch Menschen, deren innerer Tempel ganz plötzlich angefüllt wurde mit der Gegenwart Gottes, mit dem Heiligen Geist, sodass sie schier übergelaufen sind von Gottes Wort.

Das sind komische Erzählungen:
 Paulus zum Beispiel: Als frommes Mitglied der jüdischen Gemeinde fürchtete er, dass von der Gruppe von Menschen, die in Jesus von Nazareth den Messias gesehen haben, eine große Bedrohung ausgeht. Irrlehrer, Gefährder der Einheit – ausgerechnet in einer Zeit, wo es schon genug äußere Gefährdungen gab: durch die Macht der Römer und durch ihre Kultur, die mehr und mehr Einfluss gewann. Paulus hat sich richtiggehend verbissen in die Idee, die Christen verfolgen und bekämpfen zu müssen.

Eines Tages dann, auf dem Weg nach Damaskus, erlebt er einen Zusammenbruch.

Was genau passiert ist, kann man heute nicht mehr wirklich rekonstruieren. Er aber bezeugt in seinen Briefen, dass er Jesus Christus unmittelbar begegnet ist. Das hat sein Leben komplett verändert. So eifrig, wie er vorher die Christen verfolgt hat, so eifrig verbreitet er danach die Botschaft Jesu. Rastlos reist er von einem Ende zum anderen des damaligen römischen Reiches und predigt und schreibt und streitet und sitzt im Gefängnis für diese Botschaft.

Wie kann das aber sein? Denn sein innerer Tempel war ja doch gewiss nicht leer? Er war doch verstopft und übervoll von Bildern, Ideen, Absichten und Zielen? Er kannte den Feind und wusste, was richtig ist, und was falsch.

Und dann:

Wie ein Blitz trifft ihn eine völlig neue Erkenntnis.

Seine Türe plötzlich wie aufgebrochen, seine inneren Bilder alle in Scherben, alle Sicherheiten – nur noch Abfall. Der Tempel steht leer und nur noch der Geist Gottes erfüllt die Gewölbe.

Gewiss: Er hat sich zunächst für einige Zeit zurückgezogen, hat erst später angefangen zu missionieren, musste das alles wohl erst mal ordnen und irgendwie neu anfangen. Aber er war – trotz … oder wegen? seiner Geschichte plötzlich berufen.

Und wir hören von Jesus:

Etwa dreißig Jahre lebt er – wir wissen kaum wie – in Galiläa. Bauschreiner …

Und dann begegnet er dem Johannes. Am Fluss steht dieser und bietet Reinigung an. Reinigung von den Sünden.

Jesus unterzieht sich dem Reinigungsritual. Ob er vorher schon mit Johannes unterwegs war, wissen wir nicht. Ob sein innerer Tempel leer war oder voll, darüber sagt die Bibel nichts.

Bei der Taufe aber, und da sind sich alle Evangelien einig, wird Jesus plötzlich erfüllt.

Und dann geht es ab in die Wüste. Er muss das wohl alles erst mal verdauen.

40 Tage dauert das – 40 Wochen dauert eine Schwangerschaft.

Nach dieser Phase der Neuorientierung – Fasten, Beten, mit den Versuchungen des Teufels kämpfen –  beginnt er zu predigen, setzt er sein Leben ein für das Wort Gottes, für die Verkündigung vom Reich, in dem kein König mehr herrscht, sondern Gott alleine. Und Gott ist barmherzig und sanftmütig. Der wahre König.

Manchmal schafft Gott sich auch einfach Raum. Da werden unsere Türen einfach eingerissen.

Advent – Zeit der Berufung

Der Advent ist so eine Zeit, in der jede und jeder die Berufung hören kann, sich selbst zu öffnen, die eigenen Türen hoch zu machen und die eigenen inneren Tore weit. Dazu ist der Advent da. Das ist der Sinn.

Traditionell ist der Advent auch eine Fastenzeit. … ist weitgehend vergessen. Aber es stimmt. Das Fasten ist auch so eine Tempel-Räum-Übung.

Ganz praktisch bietet sich im Advent an, zuerst mal zu üben, das, was gerade passiert, wirklich zu erleben. Macht hoch die Tür und öffnet Augen und Ohren und Herzen für das, was wirklich gerade so passiert. Das ist schon viel!

Johannes Tauler verspricht:

Wäre der Tempel entleert und hättest du Käufer, Verkäufer und die Phantasien, die

ihn eingenommen haben, hinausgeworfen, so könntest du ein Gotteshaus werden,

nicht eher, was du auch tust; du hättest den Frieden deines Herzens und Freude, und

dich störte nichts mehr (von dem), was dich jetzt stets stört, dich bedrückt und dich

leiden lässt.

Das klingt ganz nach einem Wellness-Versprechen. Ein bisschen ist es das sogar, denn wenn man anfängt, die Erwartungen und Erinnerungen abzulegen, geschieht recht bald eine zauberhafte Art der Ent-Täuschung. Die Gedanken-Bilder weichen und echte Menschen treten dahinter hervor. Die Täuschungen werden weniger. Oft leiden wir tatsächlich nicht an dem, was wirklich ist, sondern an dem, was wir gerne hätten oder wollten.

Im Vergleich zu unseren Wünschen ist die Wirklichkeit vielleicht trist. Das liegt manchmal aber nicht so sehr an der Wirklichkeit selbst, sondern an den Wünschen, die wir zum Vergleich heranziehen.

Es ist aber viel mehr als ein Wellness-Versprechen, das Johannes Tauler da gibt:

Wenn im Herzen von Menschen der Herr der Herrlichkeit einzieht – mit Geduld, Sanftmut und Barmherzigkeit, dann erfahren diese Menschen selbst viel weniger Kritik mit und an sich selbst. Sie erkennen sich selbst mehr, wie sie wirklich sind und sehen nicht nur, wie sie sein sollten. Der leere Herzens-Tempel ermöglicht es, sich selbst zu begegnen. Das ist manchmal nicht so lustig, denn natürlich finden sich da Defizite. Ein offenes und freies Herz wird aber auch erkennen, dass es nichts bringt, mit sich selbst zu streiten. Das macht die Situation nur schlimmer. Eine innere Barmherzigkeit entsteht mit der Zeit ganz von selbst.

Und dann recht bald hören diese Menschen auch auf, andere mit unbarmherzigem Blick anzuschauen. Ja, die anderen Menschen werden erkannt als Mit-Menschen. Sie haben oft die selben Fehler, wie man selbst. Gedanken und Bilder aber, die den inneren Tempel anfüllen, machen all zu oft Gegen-Menschen aus den Mitmenschen.

Ubi caritas et amor deus ibi est: Wo Liebe und Eintracht wohnen, da ist Gott.

Das kann auch für mich heute Advent sein:

Das Herz öffnen und die anderen Menschen wirklich hineinlassen.

Das Herz öffnen und mich selbst erkennen, wie ich bin.

Die verzauberte Adventszeit meiner Kindheit kann ich nicht wieder zurückholen, aber ich kann einen Advent feiern, der mich innerlich darauf vorbereitet, Gott und der Welt wahrhaftig zu begegnen. Meine inneren Tore kann ich hoch machen, meine inneren Türen weit. Das ist kein Ausweg in die Privat-Religion, sondern es wirkt natürlich auch nach außen, ja es ist auch politisch.

Meine Eltern haben im Advent die ganze Welt in unsere Wohnung geholt.

Das Inuit-Kind aus Grönland, das Indianerkind aus Nordamerika und die vielen Menschen, die durch die gesammelten Mark-Stücke Hilfe erhalten konnten. Das war mehr als Innerlichkeit, das war tatsächlich sehr viel Advent, denn es hatte etwas mit der Welt zu tun.

Auch wenn ich es damals noch nicht gut verstanden habe, so hat es mich doch so berührt, dass es mich bis heute erfüllt – und mein Bild von der Welt prägt.

In all den Menschen haben meine Eltern Gott in unsere Wohnung gelassen. Und das können wir jetzt auch, mit einem afrikanischen Weihnachtslied aus Guinea. Denn wo Menschen einander wirklich begegnen und zuhören, da ist das Reich Gottes wirklich schon da.

Macht die Türen hoch und lasst es ein.