Wer die sozialen Medien verfolge, "könnte den Eindruck bekommen, ganz Deutschland sei eine Hassgesellschaft", sagte Michael Grabow laut Redetext am Sonntag in der evangelischen Kirche St. Ulrich in Augsburg beim Gottesdienst zu seinem Abschied als Regionalbischof. Dabei seien hier zu Lande acht Millionen Menschen in der Flüchtlingshilfe aktiv. "Das sind weit mehr als die Wähler rechtsextremer Parteien", betonte Grabow. "Und man spürt immer deutlicher: Die Menschen haben den Hass satt. Das stiftet Hoffnung."

Grabow ist seit 2009 Regionalbischof für Augsburg und Schwaben. Zuvor war er Dekan in Rosenheim und Pfarrer in Garching. Zum Jahresende geht der gebürtige Münchner in den Ruhestand. Ihm folgt der derzeitige Weilheimer Dekan Axel Piper nach. Zum Kirchenkreis Augsburg und Schwaben gehören sieben Dekanate, in denen etwa 300.000 evangelische Christen leben.

Bedford-Strohm würdigt Grabows Verdienste für die Ökumene

Beim Abschiedsgottesdienst für Michael Grabow würdigte der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm unter anderem dessen Verdienste für die Ökumene. Grabow habe die Verständigung zwischen den Konfessionen zu seiner persönlichen Sache gemacht. Überdies habe sich der Augsburger Regionalbischof während seiner Amtszeit immer wieder gegen Rechtsextremismus und für einen humanen Umgang mit Flüchtlingen eingesetzt: "Du hast in vielen Reden klares Profil gezeigt", sagte Bedford-Strohm laut Redetext.

In seiner Predigt kritisierte Grabow die restriktive Migrationspolitik der westlichen Gesellschaften. Diese könne die Menschen nicht daran hindern, vor Hunger, Krieg und Hoffnungslosigkeit zu fliehen. Sie zwinge sie jedoch oftmals, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, um nach Europa zu gelangen. Eine solche Politik untergrabe einen "moralischen Grundkonsens von Menschlichkeit" in der Gesellschaft, erläuterte der Regionalbischof: "Der Egoismus wird alltäglich." Er rief dazu auf, Zeichen gegen diese Tendenzen zu setzen - und für die Botschaft Gottes: "Zeichen seines Kommens in dieser Welt."