Die südliche Außengrenze der EU sei die "tödlichste der Welt", beklagten Bedford-Strohm und Orlando unter Hinweis auf mindestens 994 Flüchtlinge, die seit Jahresbeginn beim Versuch umkamen, das Mittelmeer zu überqueren. Die Dunkelziffer der Opfer werde auf ein Vielfaches geschätzt. Daher seien eine "tragfähige politische Lösung für die Rettung und Verteilung von Bootsflüchtlingen" sowie eine Reform des europäischen Asylsystems unumgänglich.

"Die Kriminalisierung und Behinderung der zivilen Seenotrettung ist sofort zu beenden", mahnten beide in ihrem Appell an die EU und die Regierungen ihrer Mitgliedsstaaten. Angesichts des anhaltenden Flüchtlingsstroms kritisierten sie, der EU mangele es an Lösungsansätzen für eine humanitäre Katastrophe, die sich seit Jahren im Mittelmeer abspiele.

Bedford-Strohm und Orlando unterzeichneten den Aufruf anlässlich der Verleihung der Ehrenbürgerschaft der sizilianischen Regionalhauptstadt an den bayerischen Landesbischof. Orlando begründete die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Bedford-Strohm mit dessen Ideen in Bezug auf Einwanderungspolitik, Willkommenskultur, Asylrecht und Seenotrettung.

Bedford-Strohm würdigte Palermo als "solidarische Stadt, sowohl für diejenigen, die dort schon lange zu Hause sind, als auch für diejenigen, die dort gerade heimisch werden".

Der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm hatte bereits im Juni bei einem Besuch in der sizilianischen Hauptstadt gemeinsam mit Orlando einen Appell gegen die Kriminalisierung privater Seenotretter und für eine europäische Lösung bei der Aufnahme von Bootsflüchtlingen unterzeichnet. Wenig später war der Bürgermeister von Palermo Gast des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Dortmund. Vor wenigen Wochen entschied die EKD, gemeinsam mit anderen Organisationen ein Schiff zur Rettung von Flüchtlingen aus Seenot zu kaufen.