Gleich zwei von ihnen wird heuer eine besondere Ehre zuteil: St. Leonhard in Krummennaab und St. Ägidien in Thumsenreuth bei Erbendorf. Die beiden Orte liegen an der Route 10, die auf 39 Kilometern durch den südlichen Landkreis Tirschenreuth und den nördlichen Landkreis Neustadt an der Waldnaab führt. Der Förderverein Simultankirchen in der Oberpfalz ernannte die beiden Gotteshäuser für 2018 zu "Simultankirchen des Jahres".

Der kulturelle Schatz, den das Simultaneum darstellt, soll dadurch in der Region wieder stärker ins Bewusstsein gerückt werden. Dass sich zwei Konfessionen ein Gotteshaus und sämtlichen kirchlichen Besitz je zur Hälfte teilen mussten, kam in der Oberpfalz recht häufig vor. Grund dafür war eine Anordnung von Christian August von Sulzbach aus dem Jahr 1652.

Simultankirchen gaben früher oft Anlass für Streit

In Thumsenreuth und Krummennaab erfolgte die Einführung 1663 gewaltsam. Denn beliebt war die Entscheidung des Pfalzgrafen nicht unbedingt. Dabei hatte sie dazu beitragen sollen, die konfessionellen Wirrnisse des Dreißigjährigen Kriegs zu befrieden. Doch immer wieder gab es Streit: zum Beispiel wenn der Altar für den Gottesdienst der anderen Konfession umgedeckt werden sollte. Abgedeckt wurde in der Regel gemächlich nach dem Motto: "Jetz san mir nu dao!"

Vor allem um die Läutordnung gab es immer wieder Ärger. Karoline Lehner, Kirchenkennerin aus Krummenaab, erzählt, was sie von älteren Gemeindemitgliedern gehört hat: "Ärger gab es vor allem regelmäßig in der Karwoche. Die Katholiken legten Wert auf Stille. Die Glocken hatten bis zum Ostermorgen zu schweigen. Die evangelische Gemeinde aber hatte gerade in diesen Tagen von Palmsonntag mit der Konfirmation bis Ostern viel zu läuten."

Gemeinsam genutzte Kirche in 1930ern aufgegeben

In den 1930er-Jahren wurden die "Kirchen-WGs" schließlich aufgelöst. Die beiden katholischen Pfarreien erhielten eine Ablöse von den evangelischen Glaubensgeschwistern und bauten sich eigene Kirchen am Ort.

Viele Geschichten gibt es zu den Gotteshäusern zu erzählen und manches interessante Detail in der Ausstattung zu bewundern. Zum Beispiel den Hochaltar und die bunt bemalte Kassettendecke in der Thumsenreuther Ägidienkirche. Oder den Grabstein in Krummennaab, der an einen französischen Adeligen erinnert, der im Ort eine Glaspoliermühle betrieb.

St. Ägidien in Thumsenreuth.
St. Ägidien in Thumsenreuth.

Simultankirchenfest am 14. Juli 2018

Das Simultankirchenfest soll heuer am 14. Juli gefeiert werden. Es wird von den Kirchengemeinden Thumsenreuth und Krummennaab zusammen mit der politischen Gemeinde und den Simultankirchengemeinden Erbendorf, Wildenreuth und Kirchendemenreuth gemeinsam ausgerichtet.

Eine Möglichkeit bietet auch der Workshop "Begegnungen im Kirchenraum" am 23. Juni, ökumenisch organisiert von den kirchlichen Bildungswerken. Angesprochen sind alle, die andere Menschen durch "ihre" Kirchen führen möchten. Oder die einfach neugierig darauf sind, ein Gotteshaus und seine Schätze mit anderen Augen kennenzulernen. Ein besonderes Highlight wird die Theateraufführung im Herbst in der Ägidienkirche in Thumsenreuth mit dem Theater Eigenart aus Regensburg.

Simultankirchen-Radweg verbindet 49 Gotteshäuser

Unter www.simultankirchenradweg.de gibt es umfangreiches Material, nicht nur zu den Simultankirchen des Jahres, sondern auch Infos zu den zehn Routen und Flyer zu den 49 beteiligten Kirchen, GPS-Daten, Tourenbeschreibungen sowie Hinweise auf gemütliche Wirtshäuser am Wegesrand.

Besonders wichtig ist dabei die interaktive Karte. Hier findet man die Kontaktdaten der Kirchengemeinden und Pfarrämter. Denn wer die Gotteshäuser anschauen möchte, sollte vorab einen Besichtigungstermin ausmachen, damit er nicht vor verschlossenen Türen steht. Dann gibt es mit dem Schlüssel so manche Geschichte rund um die Kirche gleich mit dazu.